Rettungsdienste kommen bundesweit selten innerhalb von acht Minuten, während Münster positiv hervorsticht. Medizinische Fachgesellschaften empfehlen jedoch, dass 80 % der Reanimationsfälle innerhalb dieser Zeit versorgt werden sollten. Derzeit schaffen bundesweit nur 24 Rettungsdienstbereiche diesen Richtwert, während mehr als 130 dies nicht erreichen.
Von den mindestens 55.000 Reanimierten jährlich überleben etwa 7.400 Menschen. Experten schätzen, dass bis zu 10.000 weitere Menschen durch strukturelle Verbesserungen und eine bessere Finanzierung des Rettungsdienstes gerettet werden könnten. Viele Hilfsmittel wie Apps, Telefonanleitungen zur Reanimation oder standardisierte Notrufabfragen sind oft unzureichend vorhanden oder genutzt.
Qualitätsmanagementsysteme sind nur bei der Hälfte der Rettungsdienstbereiche eingeführt. Weniger als die Hälfte der Rettungsdienstbereiche haben die Fragen des SWR vollständig beantwortet. Das Bundeskabinett hat eine Reform der Notfallversorgung auf den Weg gebracht, die möglichst im Januar 2025 in Kraft treten soll. Experten beklagen zudem überfüllte Notfallambulanzen in Krankenhäusern, überlastete Ärzte und Patienten, die in falsche Behandlungsstrukturen geleitet werden. Rettungsdienste haben zusätzlich Probleme durch Überlastung und fehlendes Personal.
Eine bessere Steuerung der Patienten soll durch die Vernetzung der Notdienstnummern 112 und 116 117 erreicht werden. Dies soll dazu beitragen, die Effizienz und Effektivität der Rettungsdienste zu verbessern und Überlastungen zu reduzieren.
Der Rettungsdienst der Stadt Münster arbeitet schnell und erfolgreich und hat überdurchschnittlich gute Ergebnisse bei Reanimationen nach Herz-Kreislauf-Stillstand. Seit 2007 werden Daten zur Versorgung von Herz-Kreislauf-Stillstand-Patienten systematisch analysiert. Stadtrat Wolfgang Heuer lobt die lebensrettende Arbeit der Rettungskräfte in Münster.
Trotz der Erfolge gibt es in Münster noch Defizite. So verfügt die Stadt bisher nicht über eine Ersthelfer-App, die bei Herz-Kreislauf-Stillständen in der Nähe befindliche Ersthelfer alarmieren könnte. Das Qualitätsmanagement in der Leitstelle am York-Ring wird als nicht ausreichend bewertet.
Die Einführung einer Ersthelfer-App wird derzeit geprüft und ein politischer Antrag liegt vor. Zudem soll ein Qualitätsmanagementsystem in der Leitstelle eingeführt und Notrufe auf Verbesserungspotenzial untersucht werden. Die Projektgruppe „Verbesserung des Überlebens nach Herz-Kreislauf-Stillstand“ wurde durch die kommunale Gesundheitskonferenz ins Leben gerufen und soll bis Ende 2024 dem Rat der Stadt Verbesserungsempfehlungen vorlegen.
Stadtrat Heuer betont die Herausforderung, die Überlebens-Ergebnisse weiter zu verbessern, mit dem Ziel: „Wir sind gut und wollen besser werden!“