Die Bezirksregierung Köln hat im Zuge der Ermittlungen zur sogenannten Schleuser-Affäre den Landrat des Kreises Düren, Wolfgang Spelthahn (CDU), vorläufig seines Dienstes enthoben. Diese Entscheidung soll die laufenden Untersuchungen sichern und die beteiligten Personen schützen. Spelthahn steht im Verdacht der Bestechlichkeit, was im Zusammenhang mit der illegalen Vergabe von Aufenthaltstiteln an Drittstaatsangehörige steht. Die Vorwürfe weisen auf mögliche Korruptionsverstrickungen hin, die Spelthahns Amt in Düren belasten.
Bereits im Juli 2024 hatte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf Ermittlungen gegen Wolfgang Spelthahn eingeleitet. Damals wurden sein Büro und seine Privatwohnung durchsucht, wobei zahlreiche Beweismittel sichergestellt wurden. Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft stützen sich die Vorwürfe auf einen Anfangsverdacht der Bestechlichkeit. Spelthahn hat die Anschuldigungen wiederholt zurückgewiesen und beteuert, dass er nicht in illegale Machenschaften verwickelt sei. Die Ermittler vermuten jedoch, dass der Landrat über die Aktivitäten eines Schleusernetzwerks informiert war. Und das Personen aus China und Oman gegen hohe Summen zu Aufenthaltsgenehmigungen in Deutschland verhalf.
Die Ermittlungen offenbaren das komplexe Vorgehen eines kriminellen Netzwerks, das gezielt asiatische Kunden ansprach und diesen gegen Bezahlung deutsche Aufenthaltstitel verschaffte. Dieses Netzwerk wurde im April 2024 aufgedeckt, als die Polizei in einer großangelegten Razzia Wohnungen in acht Bundesländern durchsuchte. Zwei Anwälte, Johannes D. und Claus B., stehen dabei im Zentrum der Untersuchungen. Die Ermittler vermuten, dass das Netzwerk Beamte und Amtsträger bestach, um den illegalen Erwerb von Aufenthaltsgenehmigungen zu ermöglichen. Die sogenannte „Luxus-Schleuser-Affäre“ hat durch die mutmaßliche Verstrickung von Amtsträgern, darunter Spelthahn, für erhebliche Unruhe gesorgt.
Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) ist durch die Affäre in den Fokus geraten. Eines der führenden Mitglieder der Schleuserbande hatte Reuls Wahlkampf zur Landtagswahl 2022 mit einer Spende von 30.000 Euro unterstützt und sich mehrfach mit ihm getroffen. Reul erklärte, er sei arglos gewesen und habe keine Kenntnis von den illegalen Geschäften des Spenders gehabt. Dennoch werfen die Verbindungen zwischen der Schleuserbande und politischen Amtsträgern ernste Fragen auf und haben zu Diskussionen über die Kontrolle von Parteispenden geführt.
Ein besonders brisanter Aspekt der Schleuser-Affäre betrifft den Kauf des Kölner Bordells „Pascha“. Das bekannte Etablissement wurde offenbar von einer chinesischen Strohfrau erworben, die für die Schleuserbande tätig war. Nach Einschätzung der Ermittler diente das Bordell vermutlich als Geldwaschanlage für das kriminelle Netzwerk, das mit den illegalen Aufenthaltsgeschäften erhebliche Summen eingenommen haben soll. Der „Schleuser-Komplex“, wie die Bezirksregierung Köln die Affäre nennt, hat damit eine neue Dimension erreicht und verstärkt den Druck auf die Behörden, gegen die mutmaßlichen Drahtzieher hart durchzugreifen.
Um die Verwaltung des Kreises Düren trotz der vorläufigen Suspendierung von Wolfgang Spelthahn handlungsfähig zu halten, wurde Ferdinand Aßhoff, ein Abteilungsdirektor a. D. der Bezirksregierung Arnsberg, als kommissarischer Leiter eingesetzt. Aßhoff, der in der Vergangenheit die Abteilung „Kommunales“ leitete, übernimmt vorerst die Geschäfte, um für Stabilität und Kontinuität zu sorgen.