
Münster/AI. Sie gehört für viele längst zum Sommer in Münster wie das Picknick am Aasee oder der Sprung in den Kanal: die Skate-Night Münster. Doch seit Kurzem steht die Traditionsveranstaltung unter Druck – zumindest in ihrer bisherigen Form. Aufgrund einer behördlichen Auflage musste die Ausgabe am Freitagabend (15. August) bereits um 19:00 Uhr starten – deutlich früher als gewohnt. Der Grund: Skaten ist laut Stadt Münster nur noch bei Tageslicht erlaubt. Während sich Stadt und Polizei auf Sicherheitsaspekte berufen, wächst in der Skater-Community der Unmut. Denn das frühere Ende bedeutet auch: kein Lichter-Skaten mehr – und damit den Verlust eines zentralen Markenkerns.
Bislang war die Skate-Night Münster nicht nur sportliches Event, sondern auch ein visuelles Highlight. Die beleuchteten Straßen, das gemeinsame Rollen durch die Dämmerung, die bunt blinkenden LEDs an Helmen und Skates – all das machte den besonderen Reiz aus. Doch mit der aktuellen Regelung ist damit vorerst Schluss. Die Stadt hat angeordnet, dass alle Teilnehmenden vor Einbruch der Dunkelheit wieder am Ziel sein müssen. Grund sind laut Polizei Münster Sicherheitsbedenken: Bei Dunkelheit sei die Sichtbarkeit von Ordnern und potenziellen Gefahrenstellen eingeschränkt.
Die Folge: Die Veranstaltung muss bereits um 19:00 Uhr starten, Treffen ist sogar ab 18:00 Uhr. Im September soll die Startzeit nochmals vorverlegt werden – dann geht es bereits um 18:00 Uhr los. Begründet wird das auch mit der Praxis, jede Skate-Night individuell zu genehmigen. Faktoren wie Baustellen, Umleitungen oder andere Veranstaltungen fließen laut Stadt in die Entscheidung ein.
Bei der jüngsten Ausgabe zeigte sich der Frust deutlich: Rund 500 Teilnehmende versammelten sich am Schlossplatz – doch viele von ihnen äußerten Unverständnis. Nicht nur, weil der Charakter der Veranstaltung sich verändert, sondern auch wegen der Art und Weise der Umsetzung. Hinzu komme der Umstand, dass am frühen Abend noch deutlich mehr Verkehr unterwegs sei. Gerade in der ersten Stunde der Tour sei die Interaktion mit Autos deutlich spürbarer – was wiederum neue Risiken berge.
Die Stadt Münster und die Polizei betonen hingegen die Vorteile der Regelung. Tageslicht ermögliche eine bessere Sichtbarkeit – nicht nur der Ordner, sondern auch von Unebenheiten, Baustellen oder anderen Hindernissen. Das Unfallrisiko sinke dadurch erheblich. Auch für Familien sei die frühere Startzeit von Vorteil: Kinder und Jugendliche kämen nicht erst spät nach Hause, was vor allem unter der Woche ein wichtiges Argument sei. Zudem lasse sich die Streckenplanung einfacher anpassen, wenn die Tour im Hellen stattfinde. In Kombination mit der monatlichen Einzelfallprüfung soll so für mehr Flexibilität und Sicherheit gesorgt werden.
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Ein Vergleich mit anderen Städten in Nordrhein-Westfalen zeigt jedoch: Abendveranstaltungen sind vielerorts möglich – unter klaren Bedingungen. In Düsseldorf beginnt die „Rollnacht“ regelmäßig um 20:00 Uhr, begleitet von der Polizei, einem Führungsfahrzeug der Skateschule NRW und dem Rettungsdienst des ASB. Die Teilnehmenden werden vorab auf Sicherheitsvorkehrungen hingewiesen, es gibt Licht- und Leihangebote sowie definierte Routen mit Absperrung.
Auch in Paderborn startet die „Sparkassen Skatenight“ um 20:00 Uhr. Dort sorgt die Polizei nicht nur für abgesperrte Strecken, sondern gibt auch die „Starthilfe“ zum Event. Teilnehmenden wird ausdrücklich zu reflektierender Kleidung und Beleuchtung geraten – vor allem in den Sommermonaten, wenn das Licht früher schwindet.
Bielefeld wiederum hat einen Mittelweg gewählt: Treffpunkt ist um 18:30 Uhr, gestartet wird um 19:00 Uhr – also zu einer Zeit, die sowohl die Sichtbarkeit als auch den Eventcharakter wahrt. Und in Ratingen wird um 19:00 Uhr gestartet, ebenfalls mit polizeilicher Begleitung und freiwilligen Ordnern auf temporär gesperrten Straßen. Auch Musikbegleitung gehört hier zum Konzept, um den Erlebniswert zu erhalten.
Die Beispiele aus NRW zeigen: Es gibt durchaus Möglichkeiten, Abendfahrten zu ermöglichen, ohne die Sicherheit zu vernachlässigen. Voraussetzung ist eine professionelle Begleitung, eine abgestimmte Logistik und klare Kommunikationswege. Für Münster bedeutet das konkret:
Verbindliche Licht- und Reflektorpflicht für alle Ordner, idealerweise kombiniert mit einer Empfehlung an alle Teilnehmenden – wie in Paderborn bereits etabliert.
Feste Abendstartzeiten mit klarer Einsatzplanung von Polizei und Rettungsdienst, um den Ablauf verlässlich abzusichern – das Modell Düsseldorf könnte als Blaupause dienen.
Anpassung der Streckenführung: Statt abgelegener Landstraßen könnte der Fokus auf beleuchtete Innenstadtrouten gelegt werden, bei denen Absperrungen kurzfristig und effizient umgesetzt werden können.
Diese Maßnahmen könnten den Charakter der Skate-Night Münster bewahren und gleichzeitig den gestiegenen Sicherheitsanforderungen Rechnung tragen.
Einen kleinen Trost gibt es dennoch: Die am 1. August abgesagte Ausgabe wird am Sonntag, 24. August 2025, nachgeholt – diesmal als „Marathon-Night“. Start ist um 15:00 Uhr am Hafenplatz, gefahren werden zehn Kilometer, die bis zu viermal absolviert werden können. Damit richtet sich das Event stärker an sportlich Ambitionierte, bietet aber auch Gelegenheit, in lockerer Atmosphäre mitzufahren. Zwar bleibt das Lichter-Skaten erneut außen vor, doch die Nachmittagsvariante schafft Klarheit in der Planung – und könnte helfen, neue Zielgruppen anzusprechen.