Jedes Jahr am letzten Samstag im Mai verwandelt sich der Merfelder Bruch bei Dülmen in eine einzigartige Kulisse: Beim Wildpferdefang in Dülmen treffen jahrhundertealte Tradition, Naturverbundenheit und ein großes Volksfest aufeinander. Auch 2025 zog das Spektakel rund 12.000 Besucher in die ausverkaufte Arena – begleitet von bestem Wetter, das unter Einheimischen gerne als „Herzogwetter“ bezeichnet wird. Ziel des Wildpferdefangs ist es, die einjährigen Hengste aus der rund 400 Tiere umfassenden Herde zu entnehmen. Damit werden Rivalenkämpfe unter den jungen Hengsten verhindert und die natürliche Regulation der Population sichergestellt.
Der offizielle Fang begann um 15:15 Uhr mit dem Einlauf der Wildpferde in die Arena. Nur wenige Minuten später – um 15:22 Uhr – wurde der erste Hengst gefangen. In diesem Jahr konnten 25 Jungtiere erfolgreich von den geübten Fängern isoliert werden. Nach dem Fang wurden die Wildpferde versteigert. Einige Tiere erzielten Preise von mehreren Tausend Euro. Der Abtransport erfolgt erst am Folgetag, um den Pferden nach dem Stress des Fangs ausreichend Ruhe zu gönnen. Die Stimmung in der Arena war emotional, die Zuschauer feuerten die Fänger lautstark an und belohnten jeden gelungenen Fang mit Applaus.
Die Fänger des Wildpferdefangs tragen rote Halstücher und blaue Hemden und sind in Dülmen längst Teil des kulturellen Gedächtnisses. Meist stammen sie aus der Region, viele gehören Familien an, in denen das Fangen seit Generationen weitergegeben wird. Der Fang erfolgt möglichst stressarm, mit viel Routine und Respekt gegenüber den Tieren. Ziel ist es, die jungen Hengste sicher zu separieren und ihnen ein neues Zuhause zu ermöglichen. Die Pferde werden dabei nicht mit Gewalt, sondern durch gezielte Bewegungen und Halfterführung gefangen.
Begleitet wurde der Wildpferdefang in Dülmen auch in 2025 von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm: Akrobatik zu Pferd, eine Hundeshow und eine Vielseitigkeitsschau der Wildpferdefreunde begeisterten das Publikum. Einer der bewegendsten Momente war jedoch die Verabschiedung von Hubert Klüsener, der nach 62 Jahren als Wildpferdefänger seinen letzten Einsatz hatte.
