
Münster/Warendorf. Am Samstag, 23. August 2025, kommt es zur großen Sternfahrt gegen B64n und B51. Hunderte Radfahrende und Dutzende Traktoren verwandeln die Bundesstraßen rund um Warendorf in eine Protestroute. Hunderte Radfahrende und Dutzende Traktoren machen sich zeitgleich aus Münster-Handorf und Herzebrock-Clarholz auf den Weg nach Warendorf. Dort endet die Sternfahrt am Unteren Lohwall mit einer großen Kundgebung, die ein klares Signal an Politik und Öffentlichkeit senden soll: Der vierspurige Ausbau der B64n und die Pläne für die B51 müssen gestoppt werden.
Organisiert wird die Aktion von mehreren Bürgerinitiativen, darunter die Interessengemeinschaft Warendorf-Süd (IWS), die Initiative „B64n-Nein“ und die BI Verkehrskonzept Warendorf (BVW). Auch der ADFC Münsterland unterstützt den Protest. Zudem haben die Grünen im Stadtrat Münster zur Teilnahme aufgerufen. „Die Bundesregierung will die B51 gegen den erklärten Willen der Bürgermeister autobahnähnlich ausbauen. Das zieht mehr Autoverkehr an, kostet hunderte Millionen Euro und vernichtet Naturflächen. Sinnvoller wäre der Ausbau der Bahnstrecke im Halbstundentakt“, erklärt Carsten Peters, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen.
Die Sternfahrt soll bewusst niedrigschwellig sein: familienfreundlich, langsam und für alle Altersgruppen geeignet. Ziel ist es, ein starkes, aber friedliches Zeichen für eine andere Verkehrspolitik zu setzen.
Zwei große Aufzüge machen sich am Samstagmittag auf den Weg nach Warendorf:
Münster-Handorf: Start um 12 Uhr mit einem Traktor, einem Pkw und rund 150 Fahrrädern. In Telgte stoßen weitere Radfahrende hinzu. Bei Allendorf ergänzen etwa 25 Traktoren und 20 Fahrräder den Konvoi.
Herzebrock-Clarholz: Start um 13 Uhr am Rathaus mit fünf Traktoren und 20 Fahrrädern. In Clarholz, Beelen und Vohren schließen sich weitere Teilnehmende an. Insgesamt werden mehrere Dutzend Traktoren und rund 100 Radfahrende erwartet.
Beide Züge fahren über die B51 und B64 nach Warendorf und erreichen zwischen 14 und 15 Uhr den Unteren Lohwall. Dort findet die zentrale Kundgebung mit Redebeiträgen statt, die bis etwa 16 Uhr dauert.
Die Polizei Warendorf weist auf erhebliche Verkehrsbehinderungen hin. Zwischen 12 und 15 Uhr ist mit Sperrungen und Staus auf der B51, der B64 sowie auf Zubringerstraßen wie der L792 und der K15 zu rechnen. Auch Bus- und Bahnverbindungen können zeitweise eingeschränkt sein. Verkehrsteilnehmer sollten den Bereich großräumig umfahren.
Die geplanten Ausbauten sind Teil des Bundesverkehrswegeplans 2030. Für die B64n sieht die Planung einen dreispurigen Ausbau bzw. vierspurigen Neubau auf insgesamt 29 Kilometern zwischen Münster und Herzebrock-Clarholz vor. Allein in Warendorf sollen 9,5 Kilometer völlig neu gebaut werden. Laut Initiativen liegen die Kosten inzwischen mehr als 112 Prozent über den ursprünglichen Schätzungen. Zudem basieren die Verkehrsprognosen auf Daten aus dem Jahr 2012 – längst überholt, wie aktuelle Zählungen zeigen.
Auch die B51 soll autobahnähnlich ausgebaut werden – gegen den Willen vieler Kommunalräte entlang der Strecke. Kritiker verweisen auf klimapolitische Rückschritte, massive Eingriffe in Landschaft und Landwirtschaft sowie den Verlust wertvoller Naturräume wie die Emsaue. Befürworter, vor allem aus Industrie- und Logistikverbänden, argumentieren dagegen mit der Bedeutung als Entlastungsstrecke zwischen den Autobahnen A1 und A2.
Die Verfahren sind unterschiedlich weit fortgeschritten. Für Warendorf-Süd liegt seit Mai der Planfeststellungsantrag bei der Bezirksregierung Münster. Eine öffentliche Auslegung wird für Ende 2025 erwartet, anschließend können Bürgerinnen und Bürger vier Wochen lang Einwendungen einreichen. In Herzebrock-Clarholz soll die Auslegung im Herbst beginnen.
Mit der Sternfahrt wollen die Organisatoren bereits im Vorfeld Druck aufbauen. Sie hoffen, die Ausbaupläne in Berlin noch zu stoppen und Alternativen wie eine bessere Bahnverbindung auf den Weg zu bringen.