
Münster. All-you-can-eat-Büfetts gehören für viele Menschen auch in Münster zum festen Bestandteil des Restaurantbesuchs. Teller für Teller können sich die Gäste selbst bedienen – oft mit dem Ergebnis, dass zu viel aufgeladen wird. Die Folge: Große Mengen Essen landen am Ende im Müll. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Münsterland warnt vor dieser Entwicklung und spricht sich für eine Strafe für Büfett-Gier in Münster aus. Sie sieht darin ein wirksames Mittel, um Lebensmittelverschwendung einzudämmen und gleichzeitig bessere Löhne im Gastgewerbe zu ermöglichen.
Helge Adolphs, Geschäftsführer der NGG Münsterland, erklärt: „Büfett-Gier folgt dem Prinzip: Draufladen, was das Zeug hält. Denn die Augen sind oft größer als der Magen. Aufgegessen wird dann nicht – und am Ende landet gutes Essen in der Tonne.“ Nach seinen Worten müsse sich dieses Verhalten dringend ändern, damit die Wertschätzung für Lebensmittel nicht weiter sinke.
Die Gewerkschaft spricht sich deshalb für ein sogenanntes „Büfett-Bußgeld“ aus, wenn Gäste ihre Teller nur halb leeren oder Getränke stehen lassen. „Wer eine viertel oder sogar halbe Portion auf dem Teller zurückgehen lässt, der versteht seine Wegwerf-Marotte wohl erst, wenn er dafür bezahlen muss“, so Adolphs.
Allerdings solle das Geld nicht ausschließlich den Gastronomen zufließen. „Wichtig ist, dass vor allem auch Köche und Kellnerinnen von der Knöllchenkasse profitieren“, betont der Gewerkschaftsvertreter. Darüber hinaus könne ein Teil des Geldes an Hilfsorganisationen wie „Brot für die Welt“ gespendet werden.
Die Diskussion in Münster ist nicht neu – viele Restaurants in Deutschland und international haben längst Strafen gegen Büfett-Gier eingeführt. In Stuttgart erhebt das Sushi-Restaurant Yuoki eine Gebühr von einem Euro pro Restgericht und spendete bereits mehr als 900 Euro für gemeinnützige Zwecke. Auch das Düsseldorfer Restaurant Okinii verlangt seit 2013 einen Euro, wenn Speisen nicht aufgegessen werden.
Noch konsequenter gehen andere Häuser vor: In Wilhelmshaven berechnet das „Oriental Gourmet“ 3,50 Euro pro 100 Gramm Rest. In einem niedersächsischen Restaurant sind sogar zehn Euro fällig, wenn der Gast den Teller gar nicht angerührt hat. International zeigt sich ein ähnliches Bild. In Melbourne, Australien, müssen Gäste bei Resten über 200 Gramm sofort 15 australische Dollar zahlen.
Diese Praxis sei nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wirksam, wie eine Studie aus 2024 belegt: Demnach lässt sich die Lebensmittelverschwendung durch Strafgebühren um rund 50 Prozent reduzieren.
Neben Strafmaßnahmen setzt die NGG Münsterland auch auf ein Umdenken bei den Gästen. Adolphs appelliert: „Es ist vernünftiger, lieber häufiger zum Büfett zu gehen und dafür mit kleineren Portionen zurückzukehren. Wenn der Punkt kommt, an dem nichts mehr geht, kann man aufhören, ohne einen halbvollen Teller stehen zu lassen.“
Damit richtet sich die Gewerkschaft direkt an die Restaurantbesucherinnen und -besucher in Münster. Wer bewusster mit Lebensmitteln umgehe, trage dazu bei, dass weniger Speisen im Müll landen. Für Adolphs ist klar: „Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst – Lebensmittel sind kostbar. Und jeder, der am Büfett den Löffel in die Hand nimmt, muss wissen: Dahinter steckt auch eine Menge Arbeit von Menschen.“
Auch aus wirtschaftlicher Sicht könnte eine Strafe für Büfett-Gier in Münster sinnvoll sein. Viele Restaurants müssen wöchentlich Lebensmittel im Wert von mehreren Hundert Euro entsorgen. „Das ist ethisch genauso wie wirtschaftlich nicht zu vertreten“, so Adolphs. Anstatt ungenutzte Speisen in die Tonne zu werfen, könnten die Mittel in bessere Arbeitsbedingungen oder mehr Personal investiert werden.
Die NGG sieht daher im „Büfett-Bußgeld“ nicht nur eine Strafe, sondern eine Chance. Gastronomen könnten die so erzielten Einnahmen transparent für Lohnerhöhungen oder nachhaltige Projekte verwenden und damit sowohl Beschäftigten als auch der Gesellschaft etwas zurückgeben.