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Verlust des Exzellenzclusters „Religion und Politik“: Uni Münster wird keine Exzellenzuniversität

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Foto: Erich Westendarp

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Am 22. Mai 2025 verkündeten die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat die neuen Förderentscheidungen im Rahmen der Exzellenzstrategie. Für die Universität Münster brachte die Veröffentlichung eine schwerwiegende Nachricht: Der traditionsreiche Exzellenzcluster „Religion und Politik“ wird ab 2026 nicht weiter gefördert.

Der Cluster, der seit 2007 in drei Förderphasen aktiv war, zählte zu den bedeutendsten interdisziplinären Forschungsprojekten in den Geistes-, Sozial- und Rechtswissenschaften in Deutschland. Insgesamt flossen über die Jahre rund 112 Millionen Euro an Fördermitteln nach Münster – Geld, das nun wegfällt.

Konsequenzen für die Uni Münster: Keine Bewerbung als Exzellenzuniversität möglich

Die Auswirkungen des Förderstopps gehen über den finanziellen Verlust hinaus. Die Universität Münster verliert mit dem Wegfall des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ die formale Grundlage, sich für den Titel einer Exzellenzuniversität zu bewerben. Für diesen Status wären mindestens zwei geförderte Exzellenzcluster erforderlich.

Damit endet nicht nur die prestigeträchtige Sonderstellung im Wettbewerb um wissenschaftliche Exzellenz, sondern es brechen auch strategisch wichtige Finanzierungsquellen weg. Die bislang erhaltenen 3 bis 10 Millionen Euro jährlich für den Cluster werden durch eine deutlich geringere Auslauffinanzierung ersetzt.

Forschung bleibt erhalten: Neues Zentrum für Religion und Gesellschaft geplant

Trotz des Verlustes will die Universität Münster die Forschung zum Thema Religion und Gesellschaft weiterführen. Geplant ist die Gründung eines neuen interdisziplinären Bereichs unter dem Titel „Religion and Society“. Herzstück soll der Campus der Theologien und Religionswissenschaften werden, der 2026 eröffnet werden soll.

Die neue Infrastruktur wird auch eine große Forschungsbibliothek beinhalten. Zudem bleiben bereits etablierte Institute wie das Centrum für Religion und Moderne, das Zentrum für Islamische Theologie und das Institut für Jüdische Studien bestehen und bilden die Grundlage für eine langfristige Fortsetzung des Forschungsschwerpunkts.

Beispielhafte Projekte aus dem bisherigen Cluster – etwa die Studien „Asking the Pope for Help“, die Edition von Ibn Nubātah al-Miṣrī oder das Käte Hamburger-Kolleg „Einheit und Vielfalt im Recht“ – zeigen, wie breit das thematische Spektrum war. Die erfolgreiche Wissenschaftskommunikation, etwa durch das Angebot „Fachjournalismus Religion“, soll fortgesetzt werden.

Verlängerung für Mathematik Münster: Zweiter Cluster bleibt bestehen

Während Münster den Exzellenzcluster „Religion und Politik“ verliert, kann sich der mathematische Forschungsverbund „Mathematik Münster: Dynamik – Geometrie – Struktur“ über eine Verlängerung freuen. Der seit 2019 bestehende Cluster erhält bis 2032 weitere sieben Jahre Förderung – beantragt wurden 40 Millionen Euro.

Die Sprecher des Clusters, Prof. Dr. Thomas Nikolaus und Prof. Dr. Mario Ohlberger, leiten eine starke Forschergruppe mit Schwerpunkten in den Bereichen „Invarianten und Grundlagen“, „Nichtlineare Räume und Operatoren“ sowie „Modelle, Approximationen und Daten“.

Der Cluster ist durch herausragende wissenschaftliche Leistungen international sichtbar geworden – unter anderem durch sechs ERC-Grants, fünf Leibniz-Preise und eine Humboldt-Professur. Ein Meilenstein wird die Eröffnung des neuen Centre of Mathematics Münster (CMM) im Jahr 2027 sein.

Die Exzellenzstrategie: Spitzenforschung für den Wissenschaftsstandort Deutschland

Die Exzellenzstrategie ist ein gemeinsames Programm von Bund und Ländern zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Universitäten. Sie besteht aus zwei Förderlinien:

  • Exzellenzcluster: Einzelne Spitzenforschungsbereiche erhalten über sieben Jahre jährlich zwischen 3 und 10 Millionen Euro.

  • Exzellenzuniversitäten: Hochschulen mit mindestens zwei Clustern können sich um zusätzliche institutionelle Förderung bewerben.

Ab 2026 werden 70 Exzellenzcluster gefördert, darunter 45 bereits bestehende und 25 neue. Die Gesamtsumme der Förderung liegt bei 539 Millionen Euro pro Jahr.

Trotz der Entscheidung gegen Münster kann sich das Bundesland Nordrhein-Westfalen als starker Wissenschaftsstandort behaupten. Mit 15 geförderten Exzellenzclustern führt NRW weiterhin das bundesweite Ranking an – noch vor Bayern und Baden-Württemberg.

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