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Tierquälerei: Verstörende Bilder aus Mastbetrieb in Rheine veröffentlicht

Nach Aufnahmen aus einem Schweinemastbetrieb in Rheine ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Tierquälerei. ANINOVA erhebt schwere Vorwürfe.
Symbolbild: Emmanuel Eigege

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Tierschutzorganisation veröffentlicht belastendes Videomaterial

Die Tierrechtsorganisation ANINOVA e. V. hat vor rund vier Wochen Bildmaterial aus einem Schweinemastbetrieb in Rheine (Kreis Steinfurt, NRW) veröffentlicht. In dem Betrieb würden laut ANINOVA etwa 800 Schweine gehalten. Die Aufnahmen zeigen aus Sicht der Organisation schwere Missstände.

Zu sehen seien Schweine mit eitrigen Nabelbrüchen, blutigen Verletzungen und abgebissenen Ohren. Ein Zwischengang soll mit Maden übersät gewesen sein. Hinweise auf tierärztliche Betreuung habe es nicht gegeben. Die Organisation erhebt den Vorwurf, dass kranke und verletzte Tiere nicht ausreichend versorgt worden seien – ein möglicher Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Fleisch im Handel trotz Kritik

Brisant ist: Der Betrieb nehme weiterhin an der Initiative Tierwohl teil – einem Programm, das bessere Standards in der Nutztierhaltung fördern soll. ANINOVA zufolge sei die Initiative bereits vor der Veröffentlichung der Bilder über den Fall informiert worden. Eine Reaktion bleibe bislang aus.

Das Fleisch des Betriebs werde mit der Haltungsstufe 2 im Einzelhandel verkauft. Diese Stufe signalisiert Verbrauchern eine verbesserte Tierhaltung – etwa durch mehr Platz und Beschäftigungsmaterial. Verbraucherschützer warnen jedoch regelmäßig davor, sich allein auf diese Stufen zu verlassen.

Staatsanwaltschaft Münster ermittelt

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Münster Ermittlungen aufgenommen. Der Verdacht lautet auf Verstoß gegen §17 des Tierschutzgesetzes, also auf Tierquälerei. ANINOVA hat Strafanzeige gestellt. Das zuständige Aktenzeichen lautet 540 Js 1031/25. Ob es sich um einen Einzelfall handelt oder um strukturelle Probleme in der industriellen Tierhaltung, müsse nun ermittelt werden.

Subventionen fließen trotz Kritik

Laut öffentlich einsehbarer Fördermitteldaten erhält der betroffene Landwirt jährlich rund 20.000 Euro an Agrarsubventionen – unter anderem für tierwohlfördernde Maßnahmen. ANINOVA kritisiert, dass öffentliche Gelder auch an Betriebe fließen könnten, deren Haltungsbedingungen massiv beanstandet würden. Eine umfassende Kontrolle sei aus Sicht der Organisation nicht gewährleistet.

ANINOVA fordert Konsequenzen – und einen Systemwechsel

Jan Peifer, Vorstand von ANINOVA, fordert strafrechtliche Konsequenzen für die Verantwortlichen. Er sieht den Fall als Beleg für ein systemisches Versagen in der Tierhaltung. Als individuelle Konsequenz empfehle ANINOVA den Verzicht auf tierische Produkte und stattdessen eine vegane Ernährung. Nur so lasse sich Tierleid konsequent vermeiden.

Einzelfall oder strukturelles Problem?

Der Fall aus Rheine wirft grundlegende Fragen zur Glaubwürdigkeit freiwilliger Label wie der Initiative Tierwohl auf. Immer wieder geraten Betriebe in die Kritik, obwohl sie entsprechende Siegel tragen. Experten bemängeln, dass freiwillige Programme nicht ausreichen würden, um den Tierschutz umfassend sicherzustellen.

Auch Verbraucherinnen und Verbraucher stünden zunehmend in der Verantwortung: Der Wunsch nach günstigen Fleischprodukten kollidiere häufig mit ethischen Ansprüchen. Die Politik wiederum sei gefragt, um Kontrollmechanismen zu stärken und bestehende Förderstrukturen zu überprüfen.

Fazit

Die Ermittlungen laufen, die Bilder aus Rheine sorgen weiterhin für Diskussionen. Ob sie am Ende zu Konsequenzen führen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Vorwürfe haben eine Debatte neu entfacht – über Tierwohl, Konsumverhalten und die Verantwortung von Landwirtschaft, Handel und Politik.

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