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Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) hat eine aktuelle Studie veröffentlicht, die einen historischen Tiefstand bei alkoholbedingten Klinikaufenthalten von Jugendlichen zeigt. Doch bedeutet das auch, dass weniger Alkohol konsumiert wird? Experten warnen vor voreiligen Schlüssen.
Laut KKH-Studie wurden 2023 rund 7.650 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren wegen einer Alkoholvergiftung stationär behandelt. Das entspricht einem Rückgang von fast 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt der Wert so niedrig wie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2006 nicht mehr. Der Trend setzt sich fort: Bereits zwischen 2019 und 2020 war ein starker Rückgang durch die pandemiebedingten Einschränkungen zu beobachten.
Dieser Rückgang bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Jugendliche weniger riskantes Verhalten zeigen. Während Präventionsprogramme und ein verändertes Freizeitverhalten eine Rolle spielen, verlagert sich der Risikokonsum zunehmend in andere Bereiche. Anstelle von exzessivem Alkoholkonsum nehmen gefährliche Social-Media-Trends zu. Die sogenannte „Paracetamol-Challenge“ auf TikTok zeigt, dass sich Jugendliche neuen Gefahren aussetzen, indem sie große Mengen Paracetamol als Mutprobe einnehmen. Dieser lebensgefährliche Trend verdeutlicht, wie stark soziale Medien das Verhalten junger Menschen beeinflussen.
Rauschtrinken bleibt gefährlich, doch der Fokus sollte nicht nur auf Alkohol liegen. Die Paracetamol-Challenge birgt schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen. Hohe Dosen des Schmerzmittels können zu irreparablen Leberschäden führen und im schlimmsten Fall tödlich enden. Während übermäßiger Alkoholkonsum oft mit Übelkeit und Kontrollverlust einhergeht, führt eine Überdosierung von Medikamenten meist unbemerkt zu fatalen Folgen. Diese Verschiebung des Risikoverhaltens macht eine frühzeitige Aufklärung umso wichtiger.
Die klassischen Ansätze zur Alkoholprävention bleiben notwendig, doch sie müssen erweitert werden. Eltern und Schulen sollten sich nicht nur mit Alkoholkonsum beschäftigen, sondern auch mit gefährlichen Social-Media-Trends. Ein offenes Gespräch über Herausforderungen im digitalen Raum kann Jugendliche sensibilisieren und ihnen helfen, riskante Verhaltensweisen kritisch zu hinterfragen. Programme wie „Tom & Lisa“ haben bewiesen, dass Prävention wirkt. Nun gilt es, sie an neue Gefahren anzupassen.
Die KKH-Studie zeigt einen erfreulichen Rückgang der Krankenhausaufenthalte wegen Alkoholvergiftungen. Doch dieser Trend sollte nicht zu falscher Sicherheit führen. Während Rauschtrinken abnimmt, nehmen andere gefährliche Verhaltensweisen zu. Prävention muss Schritt halten und sich den neuen Herausforderungen anpassen, um Jugendliche nachhaltig vor gesundheitlichen Risiken zu schützen.