
Das Bundeskabinett hat den Weg für eine Reform des Wehrdienstes freigemacht. Ab 2027 wird die Musterung für junge Männer wieder verpflichtend – zumindest, wenn sie dem Jahrgang 2008 angehören oder später geboren wurden. Doch schon ab Anfang 2026 erhalten junge Menschen in ganz Deutschland, darunter auch in Münster, erste Schreiben von der Bundeswehr.
Konkret sieht die Reform vor, dass alle Jugendlichen, die im Jahr 2026 volljährig werden – also die im Jahr 2008 Geborenen – ein Informationsschreiben mit einem QR-Code erhalten. Über diesen gelangen sie zu einem Online-Fragebogen, mit dem sie ihre grundsätzliche Bereitschaft zum Wehrdienst mitteilen können. Für Männer ist die Teilnahme an diesem Verfahren verpflichtend. Wer den Fragebogen ignoriert, riskiert ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Für Frauen ist die Teilnahme freiwillig, da ohne Grundgesetzänderung keine Wehrpflicht für Frauen eingeführt werden kann.
In Münster leben derzeit rund 2.850 Jugendliche pro Jahrgang. Da der Anteil junger Männer etwa 48 Prozent beträgt, werden pro Jahr rund 1.350 bis 1.400 Männer konkret zur Teilnahme am Verfahren verpflichtet sein. Frauen erhalten die gleiche Information, müssen jedoch nicht zwingend antworten. Insgesamt werden also in Münster pro Jahrgang etwa 2.800 bis 2.900 Briefe verschickt – die meisten davon voraussichtlich im Laufe des Jahres 2026.
Zwar bleibt der Dienst bei der Bundeswehr auch nach der Reform grundsätzlich freiwillig, doch mit der geplanten Einführung der verpflichtenden Musterung ab dem 1. Juli 2027 kehrt ein zentrales Element der früheren Wehrpflicht zurück. Wer als tauglich gilt, kann zum freiwilligen Grundwehrdienst von sechs Monaten verpflichtet werden – nur dann, wenn nicht ausreichend Freiwillige vorhanden sind, und nur nach Beschluss des Bundestags.
Ziel der Reform ist der langfristige Aufbau einer breiten Reserve. Derzeit gibt es jährlich rund 10.000 Freiwillige für den Wehrdienst. Das Verteidigungsministerium plant, diese Zahl schrittweise zu steigern – zunächst um etwa 5.000 zusätzliche Plätze. Auch in Münster könnte es dann wieder mehr Reservist:innen geben, die im Krisenfall einsatzbereit sind.
Jugendliche in Münster, die im Jahr 2008 geboren wurden, sollten ab Anfang 2026 mit einem Schreiben der Bundeswehr rechnen. Dieses enthält nicht nur einen Fragebogen, sondern auch wichtige Informationen über den Ablauf des neuen Wehrdienstes. Eltern und Schulen können schon jetzt damit beginnen, über die anstehenden Änderungen aufzuklären. Wer bereits Interesse am freiwilligen Dienst hat, kann sich unabhängig vom Jahrgang jederzeit online bei der Bundeswehr informieren.