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Wolf im Münsterland: Was sich 2025 bei Schutz, Förderung und Abschuss ändern kann

Analyse der EU-Initiative zur Anpassung des Schutzstatus von Wölfen in Deutschland und deren Folgen für Natur und Gesellschaft.
Symbolbild: Milo Weiler

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Münsterland. Die Debatte um den Wolf im Münsterland spitzt sich 2025 weiter zu. Hintergrund ist eine neue Bewertung der Bundesregierung, wonach der Wolf in der atlantischen Region – dazu zählen unter anderem das westliche NRW und Teile Niedersachsens – erstmals als „günstig erhalten“ gilt. Das könnte weitreichende Folgen haben: Bei weiter stabiler Entwicklung darf der Schutzstatus laut FFH-Richtlinie auf EU-Ebene angepasst werden. Damit wären künftig regulierte Abschüsse rechtlich möglich. Der Abschlussbericht für andere Regionen, etwa das kontinentale Binnenland, soll bis Herbst folgen.

Förderkulisse Westmünsterland: Dülmen, Reken, Coesfeld betroffen

Im Münsterland betrifft die Wolfsförderung vor allem das Westmünsterland. Seit September 2023 gehören unter anderem Dülmen, Coesfeld, Raesfeld, Heiden und Reken zur offiziellen Förderkulisse. Diese umfasst insgesamt rund 4.090 Quadratkilometer – aufgeteilt in Kerngebiet und Pufferzone. Dort lebt laut NABU derzeit ein Rudel.

Wolf im Münsterland: Mehr Risse trotz Zäunen – neue Schutzmaßnahmen greifen

Zwischen Juli und September 2024 wurden allein im Kerngebiet 20 Wolfsübergriffe gemeldet. Im September konnte GW954f genetisch als Verursacherin eines Vorfalls in Schermbeck identifiziert werden. Ein überfahrener Jungwolf auf der A1 bei Münster im Oktober zeigt zudem, dass der Wolf entlang der Autobahnachsen weiterwandert. Auch deshalb will das Land NRW ab 2026 ganz NRW in die Wolfs-Förderkulisse aufnehmen, um Herdenschutzmaßnahmen flächendeckend zu erstatten.

Förderung und Herdenschutz: Was Tierhalter jetzt wissen müssen

Die neue Förderlinie Wolf schreibt seit dem 1. August 2025 eine kostenlose Beratung der Landwirtschaftskammer vor. Erst danach kann ein Antrag auf Unterstützung gestellt werden. Für das Münsterland bedeutet das: Weidetierhalter sollten prüfen, ob ihre Flächen bereits in der Förderkulisse liegen – ab 2026 gilt dann landesweit Anspruch auf 100 % Kostenerstattung für Zäune und Schutzhunde. Im Kreis Borken werden mobile Zaunsets verliehen, der NABU Münsterland organisiert zudem Schulungen für den fachgerechten Zaunbau. Meldungen über Sichtungen oder Risse müssen binnen 24 Stunden an das Landesamt LANUK weitergeleitet werden.

Sicherheit bleibt Thema – Problemtiere im Fokus

In Nordrhein-Westfalen gab es bislang keine bestätigten Wolfsangriffe auf Menschen. Dennoch sorgt ein Vorfall aus den Niederlanden für Diskussion: Dort wurde im Juli 2025 ein Kind bei Utrecht von einem sogenannten Problemwolf verletzt. Das Tier wurde zur Entnahme freigegeben. Fachleute des NABU betonen, dass solche Vorfälle extrem selten sind – meist treten sie bei angefütterten oder abnorm zutraulichen Tieren auf.

Zukunftsperspektive für das Münsterland

Während die Kreise Borken und Coesfeld bereits zusätzliche Haushaltsmittel für Personal, Proben-Sets und Zaunmaterialien einplanen, bleibt die langfristige Perspektive offen. Sollte der Schutzstatus europaweit angepasst werden, könnten ab 2026 gezielte Entnahmen etwa in Pufferzonen möglich sein. Entscheidend für eine stabile Lage bleiben jedoch funktionierende Prävention, umfassende Beratung und konsequente Pflege der Schutzzäune. Denn das Münsterland liegt weiterhin auf einem Wanderungskorridor, der den Wolf von den Niederlanden über die Hohe Mark bis in den Teutoburger Wald führt.

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