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Wolfsmanagement in NRW: Mehr Risse, mehr Prävention – weniger Ausgleichszahlungen

Ein Wolf in Borken sorgt für Aufsehen. NRW unterstützt mit Herdenschutzmaßnahmen, um Schäden am Vieh zu verhindern.
Foto: Alexa

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Wolfsrisse nehmen zu, doch NRW investiert mehr denn je in Prävention

Die Zahl der Wolfsübergriffe auf Nutztiere ist in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2024 stark gestiegen. Gleichzeitig zeigt sich: Kein anderes Flächenland gibt pro Rudel so viel Geld für Schutzmaßnahmen aus. Damit verschiebt sich der Fokus der staatlichen Unterstützung zunehmend weg von Ausgleichszahlungen hin zu aktiver Prävention.

Entwicklung der Ausgaben: Von Ausgleich zu Schutz

Ein Blick auf die Zahlen zeigt den Trend klar: Während die Entschädigungszahlungen 2020 noch bei rund 31.800 Euro lagen, kletterten sie 2024 auf 45.839 Euro – ein Plus von mehr als 44 Prozent. Im selben Zeitraum stiegen die Ausgaben für Prävention von 1,6 Millionen auf über 812.000 Euro – nach einem Zwischentief von nur 413.000 Euro im Jahr 2022.

Nach Angaben des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) sind es vor allem immer mehr landwirtschaftliche Betriebe, die Schutzmaßnahmen wie wolfssichere Zäune, Herdenschutzhunde oder Umbauten von Ställen beantragen. Diese werden mit bis zu 30.000 Euro pro Betrieb gefördert, bei Hunden gibt es bis zu 5.000 Euro Zuschuss.

Im Bundesvergleich: Wenig Wölfe, hohe Investitionen

Obwohl in NRW mit nur vier Rudeln vergleichsweise wenige Wölfe dauerhaft leben, liegt das Land bei den Ausgaben pro Rudel deutlich über dem Bundesschnitt. Etwa 203.000 Euro investiert Nordrhein-Westfalen jährlich pro Wolfsfamilie – deutlich mehr als Brandenburg, Niedersachsen oder Sachsen, wo jeweils mehrere Dutzend Rudel leben.

Trotz der vergleichsweise hohen Risszahlen 2024 (379 geschädigte Tiere bei 80 Übergriffen) bleibt die durchschnittliche Schadenshöhe gering. Pro Angriff wurden im Schnitt rund 4,7 Tiere getötet oder verletzt – in anderen Bundesländern liegt dieser Wert zum Teil deutlich höher.

Acht Förderkulissen decken das halbe Land ab

Inzwischen gibt es in NRW acht sogenannte Wolfsgebiete, in denen alle Präventionsmaßnahmen zu 100 Prozent gefördert werden. Diese Förderkulissen – etwa in der Eifel, dem Märkischen Sauerland oder im Westmünsterland – umfassen jeweils rund 1.000 bis 1.700 Quadratkilometer. Innerhalb dieser Regionen gelten vereinfachte Verfahren und feste Standards für den Zaunbau, den Einsatz von Schutzhunden oder auch für mobile Nachtpferche.

Beispiel Wölfin Gloria: Wenn der Herdenschutz nicht reicht

Besonders viel öffentliche Aufmerksamkeit erhielt die Schermbecker Leitwölfin „Gloria“ (GW954f). Trotz 1,20 Meter hoher Zäune riss sie wiederholt Schafe – die Bezirksregierung genehmigte Ende 2023 ihre Entnahme. Doch das Verwaltungsgericht Düsseldorf hob die Genehmigung im Januar 2024 wieder auf. Das Oberverwaltungsgericht Münster bestätigte die Entscheidung im Februar.

Die Gerichte betonten: Abschüsse sind nur zulässig, wenn zumutbare Alternativen wie höhere oder besser stromführende Zäune bereits erfolglos getestet wurden. Der Fall Gloria gilt seither als juristischer Präzedenzfall und ist fest in der Wolfsverordnung NRW verankert.

Technischer Fortschritt soll Herdenschutz verbessern

Für Herbst 2025 plant das LANUV den Test neuer KI-gestützter Sensoren. Diese sollen per Mobilfunk Alarm schlagen, wenn eine Zaunspannung zu niedrig ist oder Tiere an bestimmten Stellen vermehrt Druck aufbauen. Auch digitale GPS-Halsbänder für Herdenschutzhunde und Solarlösungen für stromführende Zäune werden gefördert.

Mehr als 75 Prozent der Wolfsrisse in NRW ereignen sich laut DBBW an unzureichend gesicherten Koppeln – etwa mit zu geringem Strom oder zu großen Lücken am Boden. Fachleute betonen daher, dass flächendeckender Herdenschutz deutlich wirksamer sei als der Abschuss einzelner Tiere.

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