
Münster. Am Landgericht Münster hat am Montag ein aufsehenerregender Prozess begonnen. Drei Angeklagte – zwei Männer und eine Frau – stehen unter dem Verdacht, über Monate hinweg junge Frauen und eine Transfrau in die Prostitution gezwungen zu haben. Die Staatsanwaltschaft spricht von systematischer Ausbeutung und massiver Gewalt.
Nach den Ermittlungen sollen die Taten zwischen Ende 2022 und Frühjahr 2025 stattgefunden haben. Die Opfer waren demnach zwischen 15 und 25 Jahre alt, darunter auch Minderjährige. Sie sollen in mehreren Städten, unter anderem in Münster, zur Sexarbeit gedrängt worden sein.
Laut Anklage gingen die Beschuldigten mit großer Berechnung vor. Die beiden Männer sollen emotionale Abhängigkeiten geschaffen haben, indem sie den jungen Frauen Zuneigung oder Beziehungen vorspiegelten. Anschließend sollen sie sie unter Drohungen und Gewaltandrohung in die Prostitution gezwungen haben.
Die mitangeklagte Frau, 26 Jahre alt, habe laut Staatsanwaltschaft eine zentrale organisatorische Rolle gespielt. Sie soll Termine arrangiert, Unterkünfte gebucht und die Frauen auf Online-Portalen zur Prostitution angeboten haben. Auch die Preisgestaltung und die Einsatzorte habe sie demnach festgelegt.
Die Opfer mussten sich laut Ermittlern teilweise Dutzenden Freiern am Tag zur Verfügung stellen. In manchen Fällen sei ungeschützter Geschlechtsverkehr verlangt worden, um die Einnahmen zu steigern. Mehrere Betroffene hätten dadurch schwere gesundheitliche Schäden erlitten.
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Besonders erschütternd ist ein Fall, bei dem eine junge Frau während der Ausbeutung schwanger wurde. Die Angeklagten sollen sie laut Anklage gezwungen haben, in den Niederlanden eine Abtreibung gegen ihren Willen vornehmen zu lassen – und nur wenige Tage später wieder in der Sexarbeit tätig zu werden.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Münster führten im Frühjahr zu mehreren Durchsuchungen und Festnahmen. Nach derzeitiger Schätzung sollen die Angeklagten mindestens rund 590.000 Euro eingenommen haben. Das Geld sei unter anderem in teure Kleidung, Autos und andere Luxusgüter geflossen.
Die Behörden prüfen außerdem mögliche Verbindungen zu weiteren Tätergruppen, die in ähnlichen Fällen aktiv gewesen sein sollen. Hinweise deuten darauf hin, dass es Kontakte in andere Städte und Zuhälterstrukturen gegeben haben könnte.