Frauen in Führung: Men’s Talk in Münster setzt wichtige Impulse

Beim Men’s Talk in Münster wurde diskutiert, wie mehr Frauen in Führung kommen – mit klaren Forderungen, kritischem Blick auf Rollenbilder und neuen Impulsen für Unternehmen.
Foto: Caroline Muffert

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Münster. Am 9. September 2025 lud der Verein Frauen u(U)nternehmen e. V. gemeinsam mit der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu einem besonderen Abend in Münster ein. Unter dem Titel „Men’s Talk“ stand die Frage im Mittelpunkt, wie der Anteil von Frauen in Führung nachhaltig gesteigert werden kann. Rund 60 Frauen und einige Männer folgten der Einladung in die Räume am Mittelhafen.

Schon zu Beginn wurde deutlich: Diversität, Gleichberechtigung und der Fachkräftemangel sind Schlüsselfaktoren für die Zukunft von Unternehmen. Deshalb braucht es konkrete Lösungsansätze, die über Quotenregelungen hinausgehen. Entscheidend ist, dass Frauen in Führungsrollen sichtbar werden und Männer diesen Wandel aktiv unterstützen.

Persönliche Erfahrungen und ehrliche Einblicke

Die Diskussionsrunde mit Christina Schilling (Partnerin bei KPMG), Lars Baumgürtel (CEO der ZINQ Group), Jan Heinecke (Vorstandsmitglied der AGRAVIS Raiffeisen AG), Claus Müller (Geschäftsführer der Abbruchtechnik Exkern GmbH) und Jens Röttgering (Aufsichtsratsvorsitzender von Hengst Filtration) machte deutlich, wie komplex das Thema ist.

Christina Schilling berichtete offen von Vorurteilen, mit denen sie nach der Geburt ihrer Kinder konfrontiert war. Der Begriff „Rabenmutter“ fiel immer wieder, ein Beleg dafür, dass gesellschaftliche Stereotype noch tief verankert sind. Gleichzeitig zeigte sie mit ihrer eigenen Laufbahn, dass Karriere und Familie sich sehr wohl vereinbaren lassen. Schilling hat nicht nur eine führende Rolle bei KPMG erreicht, sondern das Event in Münster auch federführend organisiert. Ihr Beispiel macht deutlich: Wer selbst den Willen hat, kann beruflich erfolgreich sein, vorausgesetzt, Unternehmen schaffen unterstützende Rahmenbedingungen.

Auch Claus Müller machte deutlich, dass Frauen wichtige Impulse in Branchen setzen können, die traditionell männerdominiert sind. Er schätzt seine einzige weibliche Mitarbeiterin im Unternehmen sehr, weil sie für Lockerheit, Ausgleich und Durchsetzungsstärke sorgt. Gerade kraftorientierte Berufe wandelten sich stark, so Müller und eröffneten Frauen heute neue Potenziale.

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Jens Röttgering wiederum betonte, dass Frauen oft nicht deshalb auffallen, weil sie sich in den Vordergrund drängen, sondern allein durch ihre Fähigkeiten. Unternehmen müssten diese Leistungen erkennen und wertschätzen. Er wünschte sich zudem mehr gesellschaftliche Toleranz, das würde allen guttun. Zugleich kritisierte er, dass Frauen sich häufig selbst unter Druck setzen, alle Rollenbilder gleichzeitig erfüllen zu müssen. Das sei schade, weil es Talente eher bremse als fördere.

Unternehmen brauchen Rolemodels

Mehrfach fiel an diesem Abend das Stichwort „Rolemodel“. Denn Vorbilder sind entscheidend, wenn es darum geht, jungen Frauen Mut zu machen, Führungsverantwortung zu übernehmen.

Besonders eindrücklich schilderte Jan Heinecke die Geschichte einer jungen Kollegin, die durch ihr Talent, ihre Verantwortungsbereitschaft und ihre Durchsetzungskraft auffiel. Er habe sie gezielt gefördert, ein Beispiel dafür, dass es Räume braucht, in denen junge Menschen wachsen können. Seine Formulierung, die Kollegin habe „richtig Licht am Fahrrad“, sorgte für Heiterkeit und wurde zu einem Sinnbild für Potenzial, das entdeckt und gefördert werden muss.

Damit solche Karrieren möglich werden, müssen Unternehmen jungen Menschen Chancen geben, an Projekten zu wachsen. Dazu gehören Vertrauen, Verantwortung und Unterstützung durch Vorgesetzte. In der Diskussion wurde außerdem betont, dass Unternehmenskulturen geschaffen werden müssen, in denen auch die leiseren Stimmen gehört werden. Es reiche nicht, wenn nur die Lautesten das Wort ergreifen. Eine Kultur des Zuhörens müsse von unten wachsen, in die Köpfe der Führungskräfte gelangen und mit mehr Zutrauen in die Mitarbeitenden gelebt werden.

Frauen in Führung als Gewinn für Unternehmen

Lars Baumgürtel unterstrich, dass Frauen in Führungspositionen für Unternehmen unverzichtbar sind. Wichtig sei, dass Firmen sich nicht unnötig „aufhübschen“, sondern auf authentische Karrieren setzen. Frauen brächten oft klare Lebensläufe mit, seien belastbar, resilienter und zeichneten sich durch besondere Ehrlichkeit aus. Diese Eigenschaften könnten Teams stärken und zu einer offenen Kommunikation beitragen.

Zudem hob er hervor, dass Frauen mit Empathie und neuen Perspektiven die Zusammenarbeit im Unternehmen bereichern. Genau diese Mischung aus fachlicher Stärke und menschlicher Kompetenz mache sie zu wichtigen Impulsgeberinnen für die Wirtschaft.

Frauen in Führung sind kein Randthema

Die Resonanz am Ende des Abends zeigte: Frauen in Führung dürfen nicht länger Ausnahmefälle sein. Veränderung gelingt nur, wenn alle Beteiligten Verantwortung übernehmen, Frauen, die sichtbar werden, Männer, die fördern, und eine Gesellschaft, die Vielfalt als Bereicherung begreift.

Besonders hervorgehoben wurde das gegenseitige Unterstützen: Frauen sollten einander ermutigen, mehr zeigen, was sie bereits erreicht haben, und den Mut entwickeln, neue Rollen einzunehmen. Gleichzeitig braucht es ein gesellschaftliches Umdenken, mehr Offenheit und weniger Vorurteile. Denn Gleichberechtigung ist nicht allein eine Perspektive der Männer, auch Frauen sind gefordert, wohlwollender miteinander umzugehen und gemeinsam neue Wege zu eröffnen.

Beim anschließenden Netzwerken bei Getränken und Fingerfood wurde die Diskussion lebhaft fortgeführt. Margret Homann (Vorsitzende von Frauen u(U)nternehmen e. V.) brachte es auf den Punkt: „Nächstes Jahr brauchen wir mehr Männer im Publikum, denn das Thema geht uns alle an.“

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