Hoffnung aus der Alzheimer-Forschung: Erste Therapie am UKM gestartet

Am UKM Münster wird erstmals eine neue Antikörpertherapie gegen Alzheimer eingesetzt. Für Patientinnen und Patienten im Frühstadium gibt es neue Hoffnung.
Foto (UKM/Weiß)

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Münster/AI. Zum Jahreswechsel gibt es vorsichtig optimistische Nachrichten aus der Alzheimer-Forschung. Mit den Wirkstoffen Lecanemab und Donanemab stehen erstmals Therapien zur Verfügung, die direkt an einem zentralen Krankheitsmechanismus ansetzen. Auch am Universitätsklinikum Münster werden diese neuen Antikörpertherapien inzwischen angewendet. Sie richten sich an Menschen im frühen Stadium der Erkrankung und sollen das Fortschreiten der Demenz verlangsamen.

Erster Patient erhält neue Antikörpertherapie in Münster

Am UKM hat im November erstmals ein Patient die Infusionstherapie mit Lecanemab begonnen. Der 75-jährige Münsterländer Nikolaus Fuhrmann erhielt die Diagnose Alzheimer eher zufällig im Rahmen einer Untersuchung wegen eines vermuteten Schlaganfalls. Spezielle Laboruntersuchungen führten schließlich zu dem Befund. Kurz darauf traten erste Symptome wie Wortfindungsstörungen auf, woraufhin ihm sein behandelnder Neurologe eine Vorstellung am Universitätsklinikum empfahl.

Umfangreiche Untersuchungen vor Therapiebeginn

Bevor eine Behandlung mit Lecanemab oder Donanemab erfolgen kann, sind zeitintensive und umfassende Untersuchungen notwendig. Dazu zählt unter anderem eine genetische Analyse des sogenannten ApoE-Gens. Bestimmte Genvarianten sind mit einem erhöhten Risiko für Hirnblutungen unter der Therapie verbunden. Bei dem ersten Patienten am UKM wurde diese Risikovariante nicht festgestellt, sodass die Voraussetzungen für eine Behandlung erfüllt waren.

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Regelmäßige Infusionen und engmaschige Überwachung

Der Patient kommt derzeit alle 14 Tage zur Infusionsbehandlung in die Ambulanz des UKM. Begleitend erfolgen regelmäßige MRT-Untersuchungen, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Dazu gehören insbesondere örtlich begrenzte Hirnödeme oder kleinere Hirnblutungen. Nach Angaben des Klinikums wird die Therapie bislang gut vertragen. Der Betroffene verbindet mit der Behandlung vor allem die Hoffnung, wertvolle Zeit zu gewinnen und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Einschätzung der Ärzte: Fortschritt ohne Heilungsversprechen

Nach Angaben von Matthias Pawlowski, Oberarzt der Neurologie und Leiter des demenzsensiblen Krankenhauses am UKM, stellen die neuen Medikamente einen wichtigen medizinischen Fortschritt dar. Eine Heilung der Alzheimer-Erkrankung sei damit jedoch nicht möglich. Ziel der Antikörpertherapie sei ausschließlich, das Fortschreiten der kognitiven Einschränkungen zu verlangsamen. Dennoch sei es erstmals gelungen, direkt an der krankheitsauslösenden Eiweißablagerung im Gehirn anzusetzen.

Für welche Patientinnen und Patienten die Therapie geeignet ist

Zugelassen sind Lecanemab und Donanemab ausschließlich für Menschen mit einer frühen Alzheimer-Erkrankung. In diesem Stadium bestehen bereits nachweisbare kognitive Einschränkungen, die den Alltag jedoch noch nicht wesentlich beeinträchtigen. Für symptomfreie Personen sowie für Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Demenz sind die Wirkstoffe nicht zugelassen.

Bedeutung für Forschung und weitere Entwicklungen

Am Universitätsklinikum Münster wird die Einführung der neuen Therapien auch als wichtiger Impuls für die weitere Alzheimer-Forschung gesehen. Weitere Antikörper befinden sich derzeit in klinischen Studien. Langfristig könnten Kombinationstherapien und verbesserte Biomarker-Tests dazu beitragen, die Erkrankung früher zu erkennen und individueller zu behandeln. Ob und in welchem Umfang einzelne Betroffene von der Therapie profitieren, ist nach aktuellem Stand jedoch nicht vorhersehbar.

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