IHK Nord Westfalen warnt Kommunen im Münsterland vor höheren Gewerbesteuern

Der Hebesatz der Landschaftsumlage des LWL wird bis 2026 schrittweise erhöht. Erfahren Sie, was hinter den geplanten Erhöhungen steckt.
Foto: Steve Buissinne

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Münster. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen mahnt Städte und Gemeinden im Münsterland sowie in der Emscher-Lippe-Region zur Zurückhaltung bei den Gewerbesteuerhebesätzen. Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage vieler Betriebe könnten zusätzliche Belastungen die regionale Wirtschaft weiter schwächen. Laut IHK-Vizepräsident Bernd Eßer müssten Kommunen zunächst alle anderen Spar- und Konsolidierungsmöglichkeiten ausschöpfen, bevor sie Unternehmen stärker zur Kasse bitten.

Sieben Städte und Gemeinden erhöhen ihre Hebesätze

Trotz der schwierigen Haushaltslage in vielen Kommunen haben nach IHK-Angaben nur sieben der insgesamt 78 Städte und Gemeinden im Kammerbezirk Nord Westfalen ihre Gewerbesteuerhebesätze für 2025 angehoben. Besonders deutlich stiegen die Werte in Ladbergen (+22 Punkte auf 461 Prozent), Neuenkirchen (+20 auf 430 Prozent), Wadersloh (+16 auf 444 Prozent) und Lotte (+13 auf 468 Prozent). Kleinere Anpassungen gab es in Olfen, Telgte und Legden.

Die IHK lobt in ihrer Mitteilung die „verantwortungsvolle Zurückhaltung“ der übrigen Städte. Viele Kommunen hätten erkannt, dass höhere Steuern kurzfristig zwar Mehreinnahmen bringen, langfristig aber die Standortattraktivität gefährden. Laut Eßer könnte eine zu hohe Abgabenlast dazu führen, dass Unternehmen Investitionen verschieben oder ganz abwandern – mit entsprechenden Folgen für Beschäftigung und Gewerbesteueraufkommen.

Wirtschaft unter Druck: Zahl der Insolvenzen steigt

Nach Einschätzung der IHK verschärft die anhaltend schwache Konjunktur die Lage zusätzlich. „Viele Betriebe stehen ohnehin mit dem Rücken zur Wand“, so Eßer. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sei aktuell so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Eine zusätzliche Steuerbelastung könne für viele Firmen zur existenziellen Bedrohung werden.

Nach IHK-Erhebungen liegt der durchschnittliche Gewerbesteuerhebesatz in der Region mit 459 Prozent bereits über dem Landesdurchschnitt und deutlich über dem Bundesmittelwert von 409 Prozent. In 24 Kommunen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region ist die Belastung sogar noch höher. Eßer warnt deshalb vor einer „Abwärtsspirale“, in der steigende Hebesätze zu sinkender Wettbewerbsfähigkeit und abnehmender Unternehmensbasis führen.

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Positive Signale: Laer senkt Gewerbesteuer deutlich

Während einige Städte die Hebesätze anheben, gibt es laut IHK auch positive Beispiele. So hat die Gemeinde Laer ihren Gewerbesteuersatz um 84 Punkte gesenkt – von 523 auf 439 Prozent. Das sei ein wichtiges Signal an die Wirtschaft, so die IHK. Den niedrigsten Satz im gesamten Kammerbezirk verzeichnet weiterhin Wettringen (Kreis Steinfurt) mit 375 Prozent, den höchsten Marl (Kreis Recklinghausen) mit 530 Prozent.

Diese Unterschiede sind für Unternehmen deutlich spürbar: Ein Betrieb mit einem Gewerbeertrag von 100.000 Euro zahlt in Marl rund 5.000 Euro mehr als in Wettringen. Für viele Mittelständler kann das über Standortentscheidungen oder Investitionspläne entscheiden.

Einordnung: Gewerbesteuer als Standortfaktor

Mit ihrem Appell will die IHK Nord Westfalen die politische Diskussion über kommunale Finanzen neu ausrichten. Statt auf Steuererhöhungen zu setzen, sollten Städte und Gemeinden ihre Ausgabenstruktur überprüfen und nach alternativen Einnahmequellen suchen. Die regionale Wirtschaft könne nur dann stabil bleiben, wenn die Rahmenbedingungen verlässlich und wettbewerbsfähig seien.

Die IHK sieht sich dabei als Vermittlerin zwischen Wirtschaft und Kommunen. Ihr Ziel ist es, den Dialog über nachhaltige Finanzstrategien zu fördern – und damit langfristig auch die Steuerbasis zu sichern, auf die beide Seiten angewiesen sind.

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