IQB-Bildungstrend 2024: Was die bundesweiten Ergebnisse für Münsters Schulen bedeuten

Lehrkräfte an NRW-Schulen berichten von einer verstärkten Hinwendung zu erzkonservativen Auslegungen des Islam unter Teilen der Schülerschaft. Klaus Köther vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) beschreibt, wie sich muslimische Schüler zunehmend religiös verhalten, was sich in der Einhaltung religiöser Rituale und einer konservativeren Interpretation des Korans zeigt. Dieser Trend ist auch bei Kindern aus moderaten muslimischen Familien zu beobachten.
Taylor Flowe

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Münster. Die aktuelle Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zeigt bundesweit rückläufige Leistungen von Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern in Mathematik und den Naturwissenschaften. Auch Nordrhein-Westfalen liegt dabei unter dem Durchschnitt. Für Münster selbst liegen keine eigenen Testergebnisse vor, doch die städtischen Bildungsdaten erlauben Rückschlüsse auf vergleichbare Entwicklungen und Rahmenbedingungen.

Rückgänge bei mathematisch-naturwissenschaftlichen Kompetenzen

Im IQB-Bildungstrend 2024 wurden die Kompetenzen von rund 48.000 Schülerinnen und Schülern aus allen 16 Bundesländern getestet. Bundesweit verfehlen neun Prozent der Jugendlichen die Mindeststandards für den Ersten Schulabschluss in Mathematik, 34 Prozent erreichen nicht das Niveau für den Mittleren Schulabschluss.

Auch in Biologie, Chemie und Physik zeigen sich Leistungseinbußen: In allen drei Fächern liegen die Durchschnittswerte rund 20 Punkte niedriger als 2018. Nach Angaben des IQB betrifft der Rückgang sämtliche Bundesländer und Schulformen. Zusätzlich weist die Studie auf zunehmende emotionale und psychosoziale Belastungen bei Jugendlichen hin, insbesondere bei Mädchen.

Die Forscherinnen und Forscher sehen in den Ergebnissen einen Hinweis auf strukturelle Probleme, die unter anderem durch Unterrichtsausfälle, Lehrkräftemangel und pandemiebedingte Lernrückstände verstärkt wurden.

Nordrhein-Westfalen unter dem Bundesdurchschnitt

Nordrhein-Westfalen liegt laut der Erhebung in allen getesteten Fächern leicht unter dem Bundesmittel. Der Mittelwert in Mathematik beträgt 455 Punkte – 19 Punkte weniger als der deutsche Durchschnitt. In den Naturwissenschaften zeigen sich ähnliche Unterschiede.

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Das Schulministerium NRW verweist in seiner Einordnung darauf, dass sich die steigende Vielfalt der Schülerschaft besonders in größeren Städten bemerkbar macht. In NRW haben mittlerweile 47,9 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen Zuwanderungshintergrund. Diese Entwicklung erfordert eine stärkere sprachliche Förderung und differenzierte Lernangebote, um allen Kindern gleiche Bildungschancen zu ermöglichen.

Bildungssituation und Strukturen in Münster

In Münster besuchen derzeit rund 33.443 Schülerinnen und Schüler die allgemeinbildenden Schulen, wie die Stadt mitteilt. Bereits in der Grundschule zeigt sich eine hohe Vielfalt: 41,8 Prozent der Kinder haben eine Zuwanderungsgeschichte, in manchen Stadtbezirken liegt der Anteil sogar bei über 60 Prozent. Damit spiegelt Münster die demografische Entwicklung vieler nordrhein-westfälischer Städte wider.

Trotz dieser Heterogenität verfügt Münster über stabile Bildungsstrukturen. Die Stadt investiert seit Jahren in die digitale Ausstattung der Schulen, unter anderem mit 28.000 iPads und 3.500 Notebooks, die über den Digitalpakt bereitgestellt wurden. Entscheidend wird künftig sein, wie diese Mittel im Unterricht genutzt werden und ob sie dazu beitragen können, Lernprozesse nachhaltig zu verbessern.

Der IQB-Bildungstrend liefert keine eigenen Daten für Städte, zeigt aber Entwicklungen, die auch für Münster relevant sind. Die Stadt verfügt über eine gut ausgebaute Bildungsinfrastruktur, engagierte Schulen und zahlreiche Förderprogramme. Wie in vielen Regionen Nordrhein-Westfalens bestehen zugleich Herausforderungen bei der individuellen Förderung, beim Lehrkräftemangel und bei der wachsenden Vielfalt in den Klassen.

Förderung von MINT-Kompetenzen und Motivation

Die im IQB-Bericht festgestellten Rückgänge in den MINT-Fächern werden in Münster bereits mit verschiedenen Initiativen aufgegriffen. Einrichtungen wie das zdi-Zentrum Münster und das MExLab ExperiMINTe der Universität Münster fördern das Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Sie bieten praxisnahe Kurse und Experimente für Kinder und Jugendliche an – häufig in Kooperation mit Schulen.

Diese außerschulischen Angebote ergänzen den Unterricht und sollen langfristig dazu beitragen, Lernmotivation und Fachkompetenzen zu stärken. Laut Stadt Münster werden die Programme kontinuierlich ausgebaut und zunehmend auch von Grundschulen genutzt.

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