JD.com macht nächsten Schritt bei Mediamarkt-Saturn: Was das für Münster bedeutet

Die geplante MediaMarkt-Übernahme durch JD.com betrifft auch Münster. Lies jetzt, was mit den Filialen passiert, wie sicher die Jobs sind und was Kundinnen und Kunden erwarten können.
Emilius123, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

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Die mögliche Übernahme von Mediamarkt-Saturn durch den chinesischen Online-Konzern JD.com nimmt deutlich an Tempo auf. Als ms-aktuell.de im Sommer erstmals über die Pläne berichtete, war lediglich absehbar, dass der Konzern seinen Anteil an Ceconomy ausbauen könnte. Inzwischen ist die Entwicklung wesentlich weiter: JD.com kontrolliert nach aktuellen Angaben 70,9 Prozent der Anteile an der Mediamarkt-Saturn-Muttergesellschaft. Damit hat der Konzern rechnerisch eine klare Mehrheit erreicht – ein Schritt, der für den deutschen Einzelhandel weitreichende Bedeutung hat und auch in Münster aufmerksam verfolgt wird.

Zum nun kontrollierten Aktienpaket zählt auch der 25,4-prozentige Anteil der Convergenta-Holding, die dem Umfeld der Gründerfamilie Kellerhals zuzuordnen ist. Diese Gesellschaft bleibt zwar beteiligt, hat sich aber vertraglich verpflichtet, künftig mit JD.com zu stimmen. Deshalb wird ihr Anteil als indirekte Beteiligung des chinesischen Konzerns gewertet. Eine zweite Annahmefrist läuft noch bis Ende November, sodass der Einfluss von JD.com weiter wachsen könnte.

Für Münster sind die Entwicklungen aus einem konkreten Grund relevant: Die Stadt verfügt über zwei MediaMärkte, die seit Jahren fest in der lokalen Handelslandschaft verankert sind. Beide Häuser zählen zu den wichtigsten Anlaufstellen für Unterhaltungselektronik in der Region. Strategische Veränderungen auf Konzernebene können langfristig Auswirkungen auf Sortiment, Servicekonzepte, Personalplanung oder die Verzahnung von stationärem Handel und Onlineangebot haben. Wirtschaftskreise in Münster beobachten die Situation daher aufmerksam, weil der künftige Kurs des Konzerns stärker als bisher von einem internationalen E-Commerce-Akteur geprägt sein wird.

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Warum die Übernahme trotz Mehrheit nicht abgeschlossen ist

Trotz der erreichten rechnerischen Mehrheit ist die Übernahme rechtlich und politisch noch nicht final entschieden. Zwar hat das Bundeskartellamt dem Vorhaben bereits zugestimmt, doch mehrere weitere Prüfungen stehen aus. Besonders entscheidend ist die Bewertung durch das Bundeswirtschaftsministerium, das ausländische Direktinvestitionen in sensiblen Branchen einer vertieften Kontrolle unterzieht. Erst nach dieser Freigabe kann der Konzern den nächsten Schritt gehen.

Parallel befassen sich zudem mehrere EU-Mitgliedstaaten mit der geplanten Übernahme, da Mediamarkt-Saturn weit über Deutschland hinaus vertreten ist. Zusätzlich untersucht die EU-Kommission, ob JD.com staatlich unterstützt wird und dadurch ein unzulässiger Vorteil entstehen könnte. Diese Frage spielt eine zentrale Rolle, weil sie Auswirkungen darauf hat, wie die Beteiligung europaweit wettbewerbsrechtlich eingeordnet wird.

Nach aktuellem Stand könnte der gesamte Prozess frühestens Mitte 2026 abgeschlossen sein. Für Münster bedeutet dies eine Phase der Beobachtung und Vorbereitung, während im Hintergrund bereits strategische Weichen gestellt werden könnten. Für Kundinnen und Kunden in den beiden Märkten dürfte sich kurzfristig wenig ändern. Mittel- und langfristig könnte die neue Eigentümerstruktur jedoch Einfluss darauf haben, wie Preise kalkuliert werden, welche Produkte in den Fokus rücken und welche Rolle der stationäre Handel künftig im Verbund mit dem Onlinegeschäft spielt. Damit ist Münster Teil einer Entwicklung, die europaweit aufmerksam verfolgt wird und den Elektronikhandel neu ordnen könnte.

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