Karies bei Kindern in Münster: Jedes dritte Schulanfängerkind hat bereits Zahnfüllungen

Zahnfüllungen bei Schulanfängern: Münster liegt über dem NRW-Schnitt
Symbolbild: Atikah Akhtar

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Münster. Von den diesjährigen Schulanfänger:innen in Münster hat bereits jedes dritte Kind mindestens eine Zahnfüllung. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der AOK NordWest hervor. Demnach wurden bei 28,9 Prozent der Kinder schon vor der Einschulung Füllungen eingesetzt – im Durchschnitt sind 5,5 Zähne pro betroffenem Kind repariert worden. Besonders auffällig: Fast 32 Prozent der betroffenen Kinder haben sogar sieben oder mehr Füllungen.

Damit liegt Münster leicht über dem Durchschnitt in Westfalen-Lippe, wo 27,7 Prozent der Kinder betroffen sind. In Schleswig-Holstein liegt der Anteil mit 29,8 Prozent noch etwas höher. Die AOK spricht insgesamt von einem „deutlichen Warnsignal“ für die Zahngesundheit bei Kindern in der Region.

Frühkindliche Karies als unterschätztes Problem

Zahnärztinnen und Zahnärzte warnen seit Jahren vor der sogenannten frühkindlichen Karies, die bereits im Milchzahngebiss beginnt. „Wer glaubt, Milchzähne seien nicht so wichtig, irrt sich gewaltig“, sagt eine Sprecherin der AOK NordWest. Kariöse Milchzähne können Schmerzen verursachen, die Nahrungsaufnahme erschweren und die Entwicklung des bleibenden Gebisses stören.

In Münster zeigt sich, dass Karies häufig schon im Vorschulalter entsteht. Fehlende Zahnarztbesuche, zuckerhaltige Ernährung und mangelnde Zahnpflege spielen dabei eine zentrale Rolle. Besonders betroffen seien Kinder aus sozial schwächeren Familien – ein Befund, der sich bundesweit bestätigt.

Prävention: Münster setzt auf Gruppenprophylaxe

In Münster ist der Arbeitskreis Zahngesundheit Westfalen-Lippe aktiv, der regelmäßig Kitas und Grundschulen besucht. Kinder lernen dort spielerisch das richtige Zähneputzen, erhalten Fluoridmaßnahmen und altersgerechte Aufklärung über Ernährung. Unterstützt wird die Initiative vom Gesundheitsamt der Stadt Münster, das Eltern und Einrichtungen mit Infomaterialien und Beratung versorgt.

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Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Zahl der betroffenen Kinder hoch. Fachleute fordern daher, Eltern noch früher einzubeziehen – etwa schon ab dem Durchbruch des ersten Zahns. Außerdem müsse das tägliche Zähneputzen in Kitas zur Selbstverständlichkeit werden, um Kinder dauerhaft an gute Mundhygiene zu gewöhnen.

Ein Drittel mit Füllungen – was das bedeutet

Dass bereits knapp 30 Prozent der Schulanfänger:innen in Münster Zahnfüllungen haben, zeigt, dass Vorsorge und Aufklärung nicht alle Familien erreichen. Bei einem Teil der Kinder besteht offenbar ein besonders hohes Risiko: Fast ein Drittel der Betroffenen hat sieben oder mehr behandelte Zähne.

Experten sehen hier dringenden Handlungsbedarf. Die Stadt Münster könnte etwa prüfen, wie Schulen und Kitas stärker in zahnärztliche Präventionsprogramme eingebunden werden können. Denn je früher Kinder lernen, ihre Zähne zu pflegen, desto geringer ist die Gefahr von Folgeschäden – auch im bleibenden Gebiss.

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