
Münster. Rund um das frühere Evangelische Krankenhaus im Kreuzviertel läuft seit dem Vormittag eine großangelegte Katastrophenschutzübung, an der das DRK Münster, die Malteser und die Freiwillige Feuerwehr Kinderhaus beteiligt sind. Die Organisationen proben ein komplexes Schadensszenario, das die Abläufe im Brandfall, die medizinische Versorgung und die Betreuung vieler betroffener Personen gleichzeitig testet. Damit gehört die Übung zu den anspruchsvollsten Einsatzdrills, die in Münster in den vergangenen Monaten durchgeführt wurden.
Im Mittelpunkt steht ein simuliertes Feuer in einem Patientenzimmer. Von dort aus breitet sich Rauch über einen Stationsflur aus, sodass mehrere Bereiche des Gebäudes geräumt werden müssen. Die Übungsleitung setzt dabei bewusst unterschiedliche Rollen ein: Einige der „Patientinnen und Patienten“ gelten als schwer verletzt und müssen unter medizinischer Begleitung in umliegende Kliniken transportiert werden, andere sind leicht verletzt oder unverletzt, benötigen aber Betreuung und Registrierung. Für die Kräfte der Feuerwehr Kinderhaus besteht die Herausforderung darin, unter realitätsnahen Bedingungen vorzugehen, während DRK und Malteser parallel Verletztenversorgung, Triage und Transport koordinieren.
Das Gebäude des DRK-Kreisverbandes am Cheruskerring dient während der Übung als Betreuungsstelle. Dort werden Menschen aufgenommen, die zwar nicht körperlich verletzt sind, aber Unterstützung benötigen – eine Rolle, die im echten Katastrophenfall häufig eine zentrale Bedeutung hat. Betreuungsteams übernehmen Registrierung, Versorgung, Ansprechpartner-Funktion und die Organisation von Weitertransporten. Die enge Verzahnung zwischen den Abläufen im Ex-EvK und der Betreuungsstelle ist ein wesentlicher Bestandteil der Übung.
Der Großeinsatz reiht sich in eine Serie von Katastrophenschutzübungen ein, die Münster seit dem Frühjahr konsequent durchführt. Im April probten DRK-Einsatzeinheiten in der Stadthalle Hiltrup die Evakuierung nach einer angenommenen Bombenentschärfung, inklusive der Versorgung von Dutzenden Betroffenen durch studentische Pflegeunterstützungskräfte. Auf Gut Kinderhaus fand bereits zuvor eine Feuerwehrübung statt, bei der unter starker Verrauchung die Rettung von Personen geübt wurde. Auch der ASB hatte Münster im Rahmen einer landesweiten Verbandsfahrt als Ziel einer Großübung ausgewählt und damit den Fokus auf überörtliche Zusammenarbeit gelegt.
Diese Reihe zeigt: Die Stadt setzt zunehmend auf realitätsnahe Szenarien mit vielen Beteiligten – von Brandbekämpfung über medizinische Versorgung bis hin zur psychosozialen Betreuung und Logistik. Die aktuelle Übung am ehemaligen EvK knüpft genau daran an und konzentriert sich auf das Zusammenspiel der Hilfsorganisationen, das gerade bei komplexen Einsatzlagen entscheidend ist.
Auch bundesweit gehören Übungen in und an Krankenhäusern mittlerweile zu den gängigen Formaten, weil Kliniken im Ernstfall besonders verwundbar sind. In Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern wurden in den vergangenen Monaten vergleichbare Lagen trainiert – meist mit angenommenen Bränden, evakuierten Stationen und vielen Verletzten. Die Münsteraner Übung passt damit in einen deutschlandweiten Trend, der die Zusammenarbeit von Feuerwehr, Rettungsdienst und Hilfsorganisationen stärker in den Mittelpunkt rückt.
Mit dem Szenario im Kreuzviertel wollen die Einsatzeinheiten testen, wie gut Einsatzleitung, medizinische Kräfte und Betreuungsteams als eingespieltes System funktionieren. Dazu gehören klare Kommunikationswege, schnelle Sichtung der Verletzten, sichere Evakuierung und die parallele Betreuung von Menschen, die nicht verletzt sind, aber Unterstützung benötigen. Die Beteiligten nutzen den Tag, um Abläufe zu optimieren und Erfahrungen aus realen Schadenslagen oder früheren Übungen einzubringen.