
Münster. Die Zahl der krankheitsbedingten Fehlzeiten ist auch im Jahr 2025 auf einem sehr hohen Stand geblieben. Nach aktuellen Daten der AOK NordWest zeigt sich, dass die Beschäftigten in Münster und der Region weiterhin überdurchschnittlich oft krankgeschrieben sind. Die Krankenkasse sieht in den anhaltenden Atemwegsinfekten den Hauptgrund für die hohen Werte. Bereits im Februar erreichten diese Erkrankungen einen neuen Höchststand, bevor sich die Zahlen im Frühjahr leicht normalisierten. Doch seit dem Herbst nehmen Erkältungen, Grippe und auch Corona-Infektionen wieder deutlich zu.
Im bundesweiten Vergleich verzeichnete die AOK im Jahr 2024 rund 228 Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 Versicherte. Damit wurde der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2023 nochmals übertroffen. Beschäftigte waren im Schnitt 2,3 Mal krankgeschrieben. Auch in Westfalen-Lippe, zu dem die Stadt Münster zählt, blieb der Krankenstand im ersten Halbjahr 2025 mit rund 7,2 Prozent auf Rekordhöhe. Besonders auffällig war dabei die Häufung von Kurzzeiterkrankungen durch Atemwegsinfekte, die auf den saisonal starken Infektionsdruck zurückgeführt werden.
Neben Erkältungskrankheiten sind psychische Belastungen weiterhin ein wesentlicher Faktor für die hohen Fehlzeiten. Nach Angaben der AOK hat die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren um rund 43 Prozent zugenommen. Die Ausfallzeiten pro Fall sind deutlich länger als bei körperlichen Erkrankungen: Im Durchschnitt dauern sie 28,5 Tage. Auch in Münster spiegelt sich dieser Trend wider. Die AOK NordWest verzeichnet dort seit Jahren eine kontinuierliche Zunahme von Krankschreibungen aufgrund von Stress, Depression oder Erschöpfung.
Diese Entwicklung zeigt sich laut Krankenkasse in fast allen Branchen, besonders in den Bereichen Bildung, Verwaltung und Gesundheitswesen. Expertinnen und Experten führen dies auf steigende Arbeitsbelastungen und eine wachsende Sensibilität für psychische Gesundheit zurück. Für die Betriebe bedeutet der Anstieg, dass längere Ausfälle häufiger geworden sind, was wiederum Personalplanung und Arbeitsabläufe beeinträchtigt.
Ein weiterer Grund für die gestiegenen Zahlen ist die seit 2022 verpflichtende Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Durch das digitale Verfahren werden Krankmeldungen vollständig automatisch an die Krankenkasse übermittelt. Dadurch erscheinen in der Statistik auch Fälle, die früher teils ungemeldet blieben. Nach Einschätzung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hat die Umstellung die Transparenz deutlich erhöht, ohne jedoch die tatsächliche Krankheitslast künstlich zu steigern.
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Die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung spielt hingegen kaum eine Rolle. Laut AOK entfielen 2024 nur rund 1,5 Prozent aller Krankmeldungen wegen Atemwegsinfekten auf diese vereinfachte Form der Meldung – zu wenig, um die hohe Gesamtquote zu erklären.