
Münster. In der bischöflichen Marienschule Münster sorgt eine besondere Weihnachtskrippe derzeit für großes Interesse. Schülerinnen bleiben vor den großen Glasfronten der Eingangshalle stehen, zeigen auf die kunstvoll gestaltete Szenerie und entdecken Materialien, die sie aus dem Sportunterricht kennen. Die Krippe aus Turnhallen-Materialien ist ein Projekt des Haustechnikers Ralf Orlowski – und sie erzählt nicht nur die Weihnachtsgeschichte, sondern auch die Geschichte der alten Schulsporthalle.
Seit Jahren wünschte sich Orlowski eine eigene Krippe für die kirchliche Schule. Als die Schulleitung im Herbst zustimmte, nutzte er die Gelegenheit: Er kaufte erste Krippenfiguren und begann parallel, über die Gestaltung eines passenden Stalls nachzudenken. Da die Turnhalle aus dem Jahr 1955 Anfang 2026 abgerissen wird, fand er dort reichlich Material, das sich weiterverwenden ließ. Für Orlowski wurde die Halle damit zu einer Fundgrube voller Erinnerungsstücke.
Die Krippe aus Turnhallen-Materialien besteht aus zahlreichen Elementen, die früher im Schulalltag genutzt wurden:
Die Bodenplatte war ursprünglich ein Regalboden aus dem Geräteraum.
Die dunklen Stützen stammen von einem alten Barren aus den 1950er-Jahren.
Das Dach besteht aus verzogenem Parkett, das durch seine Witterungsspuren eine rustikale Struktur erhielt.
Orlowski brach Kanten per Hand, um eine gealterte Optik zu erzeugen. Sein Ziel: Die Geschichte der früheren Sportstätte sollte erhalten bleiben und sichtbar werden.
Viele Bauteile haben für die Schulgemeinschaft wiedererkennbare Bezüge. Eine Gardinenstange dient als Sternhalter, ein alter Lautsprecher wurde zum Krippendach. Ausgediente Hinweisschilder wurden zu kleinen Tannenbäumen umfunktioniert, Toilettenpapierhalter verwandelten sich in Baumstämme. Selbst das frühere Klingelschild „Turnhalle“ bekam einen neuen Platz – ergänzt um einen lateinischen Satz, der das Projekt beschreibt: „Aula athletica in praesepe mutata est“ („Die Sporthalle wurde in eine Krippe umgewandelt“).
Vier Wochen arbeitete Orlowski an seinem Projekt – oft auch nach Feierabend. Seit dem ersten Advent steht die Krippe im gläsernen Erker und ist sowohl von innen als auch von außen zu sehen. Schülerinnen haben den Bereich mit Sternen geschmückt und legen täglich einen kleinen Weg neu an, auf dem die Figuren der Weihnachtsgeschichte näher zum Stall wandern. Die Heiligen Drei Könige warten schon im Hintergrund.
Viele Kinder und Lehrkräfte erkennen Elemente der Turnhalle wieder und bleiben neugierig vor dem Kunstwerk stehen. Für den Haustechniker ist die positive Rückmeldung der größte Lohn. Immer wieder hört er Sätze wie: „Das ist eine ganz besondere Krippe.“ Und genau das ist sie – ein Stück Schulgeschichte, kreativ neu interpretiert.