“Scheissgesetz”? Münsteraner Cannabis-Verein Green Leaf hält dagegen

In Münster hat das Gerichtsverfahren um eine groß angelegte Cannabis-Plantage begonnen. Sieben Männer stehen wegen 600 kg vor Gericht.
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Münster. Die jüngsten Aussagen von CSU-Politiker Alexander Dobrindt zum Cannabis-Gesetz haben bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Dobrindt hatte das Gesetz als „Scheißgesetz“ bezeichnet – eine Formulierung, die nicht nur bei Befürwortern der Legalisierung auf Unverständnis stößt. Einer der ersten lizenzierten Cannabis Social Clubs Deutschlands, Green Leaf Münster e.V., widerspricht der pauschalen Kritik und verweist auf erste positive Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung im Münsterland.

Nach Angaben des Vereins läuft der Anbau in einem umgebauten Schweinestall unter nachhaltigen Bedingungen und mit lokal erzeugtem Ökostrom. Viele Landwirte aus der Region hätten Flächen angeboten, um den gemeinschaftlichen Anbau zu unterstützen. Für Green Leaf ist das ein Zeichen, dass die gesellschaftliche Haltung zur Legalisierung differenzierter ist, als politische Schlagworte vermuten lassen.

Cannabis-Gesetz in Münster: Zwischen Legalität, Auflagen und Realität

Seit dem 1. April 2024 erlaubt das Konsumcannabisgesetz (KCanG) Erwachsenen in Deutschland den privaten Anbau von bis zu drei Pflanzen und die Mitgliedschaft in sogenannten Anbauvereinigungen. Ziel ist es, den Schwarzmarkt einzudämmen, Qualität zu sichern und den Jugendschutz zu stärken.

Doch der Weg dorthin ist steinig: Die Auflagen für Anbauvereine sind umfangreich. Sicherheitskonzepte, Abstandsregeln, Mitgliederregister und Hygienestandards sorgen vielerorts für hohen Aufwand. Auch Green Leaf Münster berichtet von bürokratischen Hürden, sieht im strukturierten Vorgehen aber die Grundlage für Akzeptanz und Seriosität.

Erste Auswertung zeigt: Keine Zunahme des Konsums

Eine erste wissenschaftliche Zwischenbilanz liefert das Forschungsprojekt EKOCAN, das die Auswirkungen des Cannabis-Gesetzes untersucht. Demnach ist der Cannabiskonsum nach der Teillegalisierung weder bei Jugendlichen noch bei Erwachsenen angestiegen. Stattdessen verzeichnen Polizei und Justiz einen deutlichen Rückgang der Strafverfahren – laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2024 um über 100.000 Fälle weniger als im Vorjahr.

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Diese Zahlen deuten darauf hin, dass sich der Markt langsam verschiebt: weg vom illegalen Handel, hin zu legalen und kontrollierten Quellen. Dennoch bleibt die praktische Umsetzung vielerorts eine Herausforderung – gerade für kleinere Anbauvereine, die auf kommunale Genehmigungen warten.

Kritik bleibt: Bürokratie und rechtliche Unsicherheiten

Trotz stabiler Konsumzahlen bleibt das Cannabis-Gesetz politisch umstritten. Fachgesellschaften warnen vor gesundheitlichen Risiken, Verkehrsmediziner fordern klare Grenzwerte, und Polizei sowie Kommunen bemängeln den hohen Kontrollaufwand. In manchen Bundesländern – etwa Bayern – werden Genehmigungen für Anbauvereine besonders restriktiv gehandhabt.

Der Münsteraner Verein Green Leaf sieht darin eine Gefahr für das eigentliche Ziel des Gesetzes: den Aufbau eines transparenten, regulierten Marktes. Statt weiterer politischer Polemik brauche es, so die Einschätzung des Vereins, klare Regeln und einheitliche Verfahren, damit die gesetzlichen Vorgaben praxistauglich werden.

Münster als Beispiel für verantwortungsvolle Umsetzung?

In Münster will Green Leaf zeigen, dass legale Produktion, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung Hand in Hand gehen können. Der Verein setzt auf regionale Energie, lokale Kooperationen und offene Kommunikation mit Behörden und Medien.

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