
Münster. In der bundesweiten Diskussion um die umstrittenen Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz zum Thema „Stadtbild“ meldet sich nun auch die Münsteraner SPD-Fraktionsvorsitzende Lia Kirsch mit deutlichen Worten zu Wort. In einem auf Facebook und Instagram veröffentlichten Video übt die 28-Jährige scharfe Kritik an der Wortwahl des Kanzlers und zieht dabei Parallelen zu historischen Entwicklungen. Die Reaktionen darauf fallen heftig aus – sowohl innerhalb der Stadt Münster als auch weit darüber hinaus.
Lia Kirsch, die seit 2022 die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Münster leitet, hält die jüngsten Aussagen von Friedrich Merz über das „Stadtbild“ für gefährlich und spaltet damit die öffentliche Meinung. In dem Video spricht sie von „rassistischen“ Tendenzen und bezieht sich dabei auf die Sprache, die aus ihrer Sicht an Mechanismen rechter Bewegungen erinnere. Damit wolle sie, so betont sie, nicht den Kanzler persönlich mit extremistischen Positionen gleichsetzen, wohl aber auf eine gefährliche politische Dynamik aufmerksam machen.
Ihr Video wird in den sozialen Netzwerken tausendfach geteilt und kommentiert. Während Unterstützer die klare Haltung der jungen Kommunalpolitikerin begrüßen, werfen Kritiker ihr vor, Grenzen des politischen Anstands zu überschreiten. Nach übereinstimmenden Medienberichten sind auch innerhalb der SPD die Reaktionen gespalten – zwischen Zustimmung für deutliche Worte und Sorge um den politischen Stil.
Für Empörung sorgt vor allem der Bezug zur NS-Zeit, den Lia Kirsch in ihrem Beitrag hergestellt hat. Sie verweist darin auf das Erinnern an Opfer des Nationalsozialismus und die Stolperstein-Initiative, um auf historische Verantwortung aufmerksam zu machen. Der CDU-Kreisvorsitzende Stefan Nacke bezeichnet diese Verbindung als unangebracht und wirft Kirsch vor, das Leid der Opfer für politische Zwecke zu instrumentalisieren.
Nach Ansicht der CDU verfehlt die SPD-Politikerin mit ihrer Wortwahl das Ziel einer sachlichen Debatte. Wer demokratische Parteien mit dem Nationalsozialismus in Verbindung bringe, schade dem gemeinsamen demokratischen Anliegen, so Nacke. Die Diskussion darüber, was politische Kritik darf und wo sie Grenzen überschreitet, bestimmt seither auch in Münster das Stadtgespräch.
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Die Auseinandersetzung ist Teil einer größeren Diskussion über Äußerungen von Kanzler Friedrich Merz. Dieser hatte erklärt, dass Menschen ohne dauerhaften Aufenthaltsstatus teilweise das öffentliche Bild deutscher Städte prägten. Seine Wortwahl löste bundesweit Proteste und Demonstrationen aus, unter anderem in Münster, wo am Donnerstagabend das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ durch die Innenstadt zog.
Bundeskanzler Merz bekräftigte in einer erneuten Stellungnahme, dass Deutschland auf Zuwanderung angewiesen sei, gleichzeitig aber klare Regeln brauche. Der Fall zeigt, wie emotional aufgeladen die Debatte um Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt derzeit geführt wird – und wie stark sie auch in Münster ihre Spuren hinterlässt.