
Münster. In der kommenden Woche fällt im Stadtteil Ost eine richtungsweisende Entscheidung: Die Bezirksvertretung tritt am Donnerstag, 6. November, zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen, um eine neue Bezirksbürgermeisterin oder einen neuen Bezirksbürgermeister zu wählen. Der bisherige Amtsinhaber Benedikt Spangenberg scheidet nach fünf Jahren aus dem Amt aus.
Doch die Mehrheitsverhältnisse sind alles andere als klar. Sowohl das bürgerliche Lager aus CDU und FDP als auch das Bündnis aus Grünen, SPD, Volt und Die Linke verfügen mit jeweils neun der insgesamt 19 Sitze über exakt gleich viele Mandate. Damit steht schon vor der Wahl fest: Ohne ein überraschendes Votum oder ein taktisches Manöver wird es keine einfache Entscheidung geben. Das einzige verbleibende Mandat hält die AfD, mit der nach übereinstimmenden Medienberichten keine der Fraktionen zusammenarbeiten möchte.
Wie sich die Kräfteverhältnisse in der geheimen Abstimmung konkret auswirken, bleibt damit völlig offen. Die Sitzung am 6. November dürfte zu einem der spannendsten kommunalpolitischen Termine des Jahres in Münster werden.
Für das Amt treten Silke Busch (CDU) und Thomas Marquardt (SPD) an. Beide stehen vor derselben Herausforderung: Sie müssen über das eigene Lager hinaus Unterstützung gewinnen, um die Mehrheit der Stimmen zu erhalten. Beobachter erwarten daher eine äußerst knappe Entscheidung – und womöglich einen zweiten Wahlgang.
Ein Blick in die jüngere Geschichte zeigt, dass in Münster-Ost schon einmal Überraschungen möglich waren: Bei der Wahl vor fünf Jahren setzte sich Benedikt Spangenberg, damals Kandidat der Grünen, gegen die rechnerische Mehrheit von CDU und FDP durch. Das Ergebnis sorgte damals weit über den Stadtteil hinaus für Gesprächsstoff.
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Auch diesmal wird hinter den Kulissen intensiv sondiert. In den Tagen vor der Abstimmung sind weitere Gespräche und Abstimmungen geplant. Ziel aller Beteiligten ist es, eine stabile Lösung für die kommenden fünf Jahre zu finden.
Sollte keine Seite eine dauerhafte Mehrheit erreichen, könnte theoretisch auch eine Aufteilung der Amtszeit zwischen zwei politischen Lagern eine Rolle spielen. Solche Modelle, bei denen sich die Kandidierenden nach der Hälfte der Wahlperiode im Amt abwechseln, sind selten – kommen aber vereinzelt in Kommunalvertretungen vor, wenn politische Pattsituationen bestehen.
Ob ein solches Szenario in Münster-Ost tatsächlich erwogen wird, ist offen. Denkbar wäre es vor allem dann, wenn keine Fraktion auf eine tragfähige Mehrheit zählen kann. Damit würde die Bezirksvertretung einen ungewöhnlichen, aber demokratisch legitimen Weg gehen, um den Stillstand zu vermeiden.