
In Münster steht die Abschaltung der privaten E-Mail-Adressen mit der Endung „@muenster.de“ zur Entscheidung an. Die Stadtverwaltung schlägt vor, das Angebot nach dem Auslaufen des Betreibervertrags im Mai 2026 einzustellen. Nach Angaben aus der Verwaltung wären rund 10.400 Konten betroffen, die bislang über den kommunalen Internetservice geführt werden. Grund für den Schritt ist der erforderliche Ausschreibungsprozess sowie die Kostenentwicklung: Für den Betrieb fallen derzeit etwa 60.000 Euro pro Jahr an. Eine Fortführung bis 2030 würde laut Berechnung der Stadt rund 300.000 Euro verursachen.
Die E-Mail-Adresse Münster wird seit 1996 angeboten. Sie konnte von Bürgerinnen und Bürgern mit Wohnsitz in Münster beantragt werden. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, Adressen für ehrenamtliche Projekte einzurichten, sofern ein nachvollziehbarer Bezug zum Projekt bestand. Der Name vor „@muenster.de“ musste einem realen Personen- oder Projektnamen entsprechen. Inaktive Konten konnten nach 180 Tagen Sperre und anschließender Löschung neu vergeben werden.
Der Dienst entstand im Umfeld des kommunalen Stadtnetzes „publikom“, das in den 1990er-Jahren von der Stadt, der Stadtwerke-Tochter Citykom und weiteren Partnern betrieben wurde. „publikom“ erhielt mehrfach bundesweite Auszeichnungen, darunter den com!-Award „Deutschlands Online-Hauptstadt ‘98“ sowie den ersten Platz im Bundeswettbewerb „eCommunity“ im Jahr 2003. Die damit verbundenen Dienste umfassten neben Informationen aus der Verwaltung auch technische Angebote wie eine frühe Webcam im Trausaal des Standesamts. Die Einführung der kostenlosen E-Mail-Adresse war Teil dieses damals neu entstehenden digitalen Angebots.
Im Laufe der Jahre wechselte die technische Betreuung des Maildienstes mehrfach. Nach der Citykom und späteren Telekommunikationsverbünden übernahm die AM GmbH aus Meschede die Plattform. Sie hostet die Adressen im Auftrag der Stadt. Der bestehende Vertrag läuft 2026 aus, wodurch eine Fortführung nur über eine neue Ausschreibung möglich wäre. Frühere Überlegungen, eine Finanzierung über Sponsoren zu ermöglichen, blieben nach Angaben der Verwaltung ohne Ergebnis.
Für den Fall einer Zustimmung des Rates kündigt die Stadt eine geordnete Übergangsphase an. Alle Betroffenen sollen spätestens sechs Monate vor der endgültigen Abschaltung informiert werden. In dieser Zeit stellt die Verwaltung Hinweise zum Export von E-Mails und zur Sicherung persönlicher Daten bereit. Die Domain „@muenster.de“ bleibt im Besitz der Stadt Münster; der Schritt betrifft ausschließlich die privaten und projektbezogenen Konten.
Die Nutzungsbedingungen machen deutlich, dass der Dienst seit seiner Einführung klar geregelt war. Er richtete sich an Menschen mit Wohnsitz in Münster oder an Projekte mit lokalem Bezug. Alias-Adressen waren möglich, sofern sie einer Person oder Initiative eindeutig zugeordnet werden konnten. Die technischen Vorgaben dienten dazu, Funktionsfähigkeit und Nachvollziehbarkeit der Nutzung sicherzustellen.
Mit der möglichen Abschaltung würde ein Angebot enden, das seit den 1990er-Jahren Teil der lokalen digitalen Infrastruktur ist. Gleichzeitig bleibt die Struktur des kommunalen Onlineauftritts bestehen, da die Domain und die städtischen Dienste unberührt bleiben. Die Entscheidung darüber trifft der Rat in der kommenden Woche.