
Am Samstag, 13. September 2025, versammelte sich in Münster erneut die rechtsextreme Szene um die Kleinstpartei „Die Heimat“. Rund 40 Teilnehmende zogen durch die Stadt – begleitet von massiven Protesten aus der Zivilgesellschaft. Für die Organisatoren war dies bereits der dritte Aufmarsch in Münster innerhalb weniger Monate. Mit ihrer Demonstration knüpfen sie direkt an die vorangegangenen Kundgebungen im Juli an, die von Polizei und Gegendemonstranten deutlich gestört wurden.
In den Redebeiträgen betonten die Neonazis, dass der Aufmarsch eine Reaktion auf das Vorgehen der Polizei bei den vergangenen Demonstrationen sei. Man sprach von „Schikane“ und inszenierte sich als Opfer von Behördenwillkür. Der Veranstalter kündigte an, „natürlich ein drittes Mal“ nach Münster zurückzukehren – eine Ankündigung, die nun eingelöst wurde.
Hintergrund der Strategie: Die Szene will durch wiederholte Aufmärsche den Konflikt mit Polizei und Stadtverwaltung in den Mittelpunkt rücken und mediale Aufmerksamkeit erzwingen. Inhaltlich spielen die Reden dabei nur eine Nebenrolle, wichtiger ist die Inszenierung als „unterdrückte Bewegung“.
Bereits am 5. Juli 2025 war ein größerer Aufmarsch der Szene am Hauptbahnhof gestartet. Rund 130 Neonazis traten dort in geschlossener Formation mit einheitlichen Fahnen auf – ein Auftreten, das die Polizei als paramilitärisch wertete. Der Aufzug wurde gestoppt, Dutzende Fahnenträger kontrolliert und über Stunden festgehalten. Erst gegen Abend durfte die Demonstration unter strengen Auflagen fortgesetzt werden. Parallel waren über 1200 Gegendemonstrierende in der Innenstadt unterwegs, die lautstark protestierten.
Nur zwei Wochen später, am 19. Juli, kam es zur nächsten Kundgebung. Rund 90 Rechte wollten vom Berliner Platz aus durch Münster ziehen. Doch erneut griff die Polizei ein: Wegen zu vieler Fahnen, verbotener Symbole und paramilitärischer Formationen verzögerte sich der Start um mehr als zwei Stunden. Erst gegen 16:45 Uhr durfte der Aufzug loslaufen – begleitet von technischen Pannen bei den Rednern und lautstarkem Gegenprotest. In der Abschlusskundgebung hieß es schließlich: „Münster, wir kommen wieder.“
Auch am 13. September blieben die Inhalte der Redner stark auf Polizei und Verwaltung fokussiert. Man warf den Behörden erneut vor, die Versammlungsfreiheit einzuschränken, und sprach von einem systematischen Versuch, rechte Aufmärsche zu behindern.
Ein Redner erklärte, man wolle „dieser Stadt ein bisschen Nachhilfe erteilen, wie Menschen ihre Rechte durchsetzen können“. Damit knüpften die Veranstalter an ihre Strategie an, sich als Verteidiger von Grundrechten darzustellen – obwohl es wiederholt Verstöße gegen die eigenen Auflagen waren, die die Demonstrationen verzögerten.
Zugleich versuchten die Redner, den Konflikt mit den Gegendemonstranten ironisch umzudeuten. So bedankte sich der Veranstalter provokativ bei „den Linken“ für die Aufmerksamkeit, die der Aufmarsch dadurch bekomme. Auch der Verweis auf „alle guten Dinge sind drei“ unterstrich die Absicht, Münster als Bühne für ein fortlaufendes politisches Schauspiel zu nutzen.
Wie schon bei den Juli-Demonstrationen verzögerte sich auch der heutige Aufzug. Lange wurde darüber diskutiert, wie viele Fahnen erlaubt sind. Gegendemonstranten empfingen die Rechten lautstark am Bremer Platz, Farbbeutel flogen, die Route musste mehrfach angepasst werden. Schließlich startete die Demo am Nachmittag mit deutlicher Polizeibegleitung und Zwischenkundgebungen, bei denen erneut die Polizei im Mittelpunkt stand – nicht politische Inhalte.
Während die rechte Szene in Münster nur wenige Dutzend Teilnehmer mobilisieren konnte, blieb der Gegenprotest groß. Mehrere Hundert Menschen stellten sich den Neonazis entgegen, von Jugendgruppen über Gewerkschaften bis hin zu zivilgesellschaftlichen Bündnissen. Münster sendet damit erneut ein klares Signal: Extrem rechte Aufmärsche stoßen hier auf massiven Widerspruch.
Die dritte Neonazi-Demo in Münster in Folge zeigt eine klare Strategie: Wiederholung, Provokation, Inszenierung. Die Szene versucht, über rechtliche Spitzfindigkeiten und symbolische Reden den Konflikt mit der Polizei in den Vordergrund zu stellen. Doch zugleich wird deutlich, dass die Gegenwehr der Stadtgesellschaft deutlich stärker ist – in der Mobilisierung, in der Lautstärke und in der öffentlichen Wahrnehmung. Ob weitere Aufmärsche folgen, ist momentan noch offen.
Alle aktuellen Entwicklungen des Tages haben wir im Live-Ticker zur Neonazi-Demo in Münster fortlaufend dokumentiert.