Neuer Wehrdienst kommt: Wie viele junge Menschen in Münster betroffen sind

Wehrdienst 2027 Münster
Tim Rademacher, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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Das Ringen in Berlin war heftig, nun steht die Entscheidung: Der Bundestag hat das Gesetz für den „Neuen Wehrdienst“ verabschiedet. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) spricht von einem grundlegenden Umbau, der ab 2026 spürbare Folgen für junge Menschen haben wird – auch in Münster.

Fragebogen ab 2026: Wer in Münster Post von der Bundeswehr bekommt

Ab Januar 2026 verschickt der Bund Fragebögen an alle Menschen, die im jeweiligen Jahr 18 werden – also zunächst an den Geburtsjahrgang 2008. Männer sind verpflichtet zu antworten, für Frauen bleibt die Teilnahme freiwillig. Abgefragt werden persönliche Daten, Schul- und Berufsweg, Qualifikationen und die grundsätzliche Bereitschaft, Dienst bei der Bundeswehr zu leisten.

Nach den aktuellsten Zahlen der Stadt Münster leben hier rund 322.700 Menschen, davon gut 55.400 im Alter von 0 bis 19 Jahren. Runtergebrochen auf einzelne Jahrgänge bedeutet das: Pro Altersjahr wohnen in Münster grob 2.600 bis 2.800 junge Menschen. Bei einem Männeranteil von knapp der Hälfte sind das etwa 1.200 bis 1.300 junge Männer, die im jeweiligen Jahr 18 werden – und damit den Fragebogen auf jeden Fall beantworten müssen.

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Verpflichtende Musterung: Ab Sommer 2027 wird es ernst

Der nächste Schritt ist die Musterung. Sie wird für alle Männer verpflichtend, die ab dem 1. Januar 2008 geboren wurden. Der staatliche Dienst will dafür eigene Kapazitäten aufbauen, deshalb startet die Pflicht nicht sofort: Geplant ist, die Musterung ab 2027 schrittweise hochzufahren. Bis Sommer 2027 sollen alle Männer des Jahrgangs 2008 erfasst sein.

Die Musterung besteht aus einer medizinischen Untersuchung, einem Fitnesstest und einem Gespräch, in dem mögliche Einsatzbereiche in der Bundeswehr besprochen werden. Wer aus Gewissensgründen keinen Militärdienst leisten möchte, kann weiterhin einen Antrag auf Dienstverweigerung stellen – dieses Recht bleibt ausdrücklich bestehen.

Für Münster heißt das: Über die nächsten Jahre werden nach und nach alle männlichen 18-Jährigen eines Jahrgangs zur Musterung eingeladen. In absoluten Zahlen betrifft das – je nach demografischer Entwicklung und Zu- bzw. Wegzügen – voraussichtlich gut 1.200 junge Männer pro Jahrgang in der Stadt.

Freiwilliger Dienst – aber mit deutlichem Rekrutierungsdruck

Trotz verpflichtender Musterung bleibt der Dienst in der Truppe zunächst freiwillig. Es gibt also vorerst keine Einberufungspflicht für ganze Jahrgänge. Wer sich für den neuen Wehrdienst entscheidet, verpflichtet sich mindestens für sechs Monate und erhält ein Einstiegsgehalt von rund 2.600 Euro brutto im Monat.

Die Dienstzeit kann verlängert werden. Ab zwölf Monaten werden die Wehrdienstleistenden wie Zeitsoldaten behandelt und können zusätzliche Leistungen bekommen – etwa Zuschüsse zum Pkw- oder Lkw-Führerschein. Für viele junge Leute in Münster dürfte das die Frage aufwerfen, ob sie sich direkt nach Schule oder Ausbildung für einen militärischen Weg entscheiden oder zunächst Studium, Berufsausbildung oder Auslandsaufenthalt vorziehen.

Zielgröße bis 2035: Deutlich mehr Soldaten und Reservisten

Mit dem neuen Modell verfolgt die Bundesregierung ein klares Ziel: Die Bundeswehr soll bis 2035 auf rund 260.000 aktive Soldaten anwachsen, dazu sollen etwa 200.000 Reservisten kommen – insgesamt also bis zu 460.000 militärisch nutzbare Kräfte. Heute liegt die Truppenstärke noch bei etwas über 180.000 Soldatinnen und Soldaten.

Das Verteidigungsministerium muss dem Bundestag regelmäßig berichten, ob dieser sogenannte Aufwuchspfad erreicht wird. Gelingt das nicht allein mit Freiwilligen, ist politisch bereits die nächste Stufe angelegt: eine „Bedarfswehrpflicht“, bei der der Bundestag per neuem Gesetz entscheiden müsste, ob bestimmte Jahrgänge teilweise verpflichtet werden – etwa per Losverfahren.

Was das konkret für Münster bedeutet

Auch wenn der Dienst formal freiwillig bleibt, ändert sich der Alltag für junge Menschen in Münster spürbar:

  • Fragebogenpflicht: Jährlich rund 1.200 bis 1.300 18-jährige Männer in Münster werden ab 2026 verpflichtet, den Wehrdienst-Fragebogen auszufüllen.

  • Musterungspflicht: Für alle Männer ab Geburtsjahrgang 2008 folgt ab 2027 die verpflichtende Musterung – unabhängig davon, ob sie im Fragebogen zunächst Interesse signalisiert haben oder nicht.

  • Entscheidungsspielraum: Der eigentliche Dienst bleibt vorerst freiwillig, dennoch steht am Ende für viele eine Grundsatzfrage: Bundeswehr, Studium, Ausbildung, Freiwilligendienst – oder etwas ganz anderes?

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