
Münster. Der Rat der Stadt Münster hat am 3. September 2025 beschlossen, zusätzliche öffentliche Toiletten zu errichten. Unter anderem soll auf der Westseite des Bahnhofs eine neue Anlage entstehen. Damit will die Stadt auf die seit Jahren bestehende Kritik an zu wenigen und teils unzureichenden Sanitäreinrichtungen reagieren. Ergänzend setzt Münster weiterhin auf das Konzept der „Netten Toilette“, bei dem Gastronomiebetriebe ihre Toiletten für die Öffentlichkeit zugänglich machen.
Die Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe Münster begrüßt in einem offenen Brief grundsätzlich die Entscheidung für mehr öffentliche Toiletten, äußert jedoch deutliche Kritik an der Standortwahl. Nach Ansicht der Träger seien die geplanten Anlagen zu weit entfernt von den Bereichen, in denen der Bedarf am größten ist. Genannt werden insbesondere die Hafenstraße, die Friedrich-Ebert-Straße, der Bremer Platz sowie Teile der Innenstadt.
Gerade in diesen Vierteln fehlten niedrigschwellige, jederzeit zugängliche Toilettenangebote, obwohl dort täglich tausende Menschen unterwegs seien – Pendlerinnen und Pendler, Touristen, Anwohnerinnen und Anwohner sowie wohnungslose Menschen. Für viele Betroffene sei der Zugang zu Sanitäranlagen erschwert, was nicht nur die persönliche Würde, sondern auch das Stadtbild beeinträchtige. Die Folge seien Uringeruch im Bahnhofsbereich und improvisierte Notlösungen im öffentlichen Raum.
In ihrem Schreiben formuliert die Arbeitsgemeinschaft drei zentrale Forderungen an Politik und Verwaltung:
die Überprüfung der Standortwahl,
die Anerkennung von Toiletten als Grundrecht und
ein Handeln im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger.
Besonders betont wird, dass der Zugang zu Hygiene eine Frage der Menschenwürde sei – insbesondere für verletzliche Gruppen wie wohnungslose Menschen. Münster solle bei diesem Thema nicht „halbherzig“ handeln, heißt es in dem Brief.
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Die Debatte zeigt, dass es bei der Toilettenfrage nicht nur um Infrastruktur geht, sondern auch um den Umgang mit öffentlichem Raum und gesellschaftlicher Teilhabe. Während die Stadtverwaltung mit der Erweiterung des Angebots ein Signal setzt, fordern die Träger der Wohnungslosenhilfe eine stärkere Ausrichtung an den tatsächlichen Bedarfen vor Ort.