
Münster/AI. Im beliebten Kreuzviertel ist die Suche nach einem Parkplatz fast rund um die Uhr schwierig. Weil der Druck stetig steigt, weichen manche Fahrer auf Stellen aus, an denen sie enge Straßenecken oder abgesenkte Bordsteine blockieren. Genau dort aber brauchen Fußgängerinnen und Fußgänger mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl freie Wege. Obwohl es abgesenkte Bordsteine gibt, helfen sie nicht, wenn Einfahrten und Übergänge zugeparkt sind. Deshalb haben engagierte Anwohner jetzt selbst gehandelt – mit erstaunlichem Erfolg.
Das Kreuzviertel ist dicht bebaut, beliebt und stark befahren. Entsprechend knapp sind die Stellplätze. Dadurch wird häufig in zweiter Reihe gehalten, an Kreuzungen gequetscht geparkt oder direkt vor abgesenkten Bordsteinen gestanden. Genau das führt zu gefährlichen Situationen, denn Betroffene müssen ausweichen, die Straßenseite wechseln oder sogar auf die Fahrbahn ausrollen. Dadurch steigt das Risiko von Konflikten mit Autos und Rädern, und zwar zu jeder Tageszeit.
Statt weitere Verbotsschilder zu fordern, setzen Anwohner auf einen freundlichen Appell. Sie hängten selbst gestaltete Hinweisschilder an bestehende Pfosten, die ohnehin das Gehwegparken verhindern sollen. Die Botschaft ist bewusst positiv formuliert und leicht verständlich. Sie zeigt eine Rollstuhlpiktografie mit Dank für das Freilassen der Übergänge. Dadurch entsteht kein zusätzlicher Schilderwald. Vielmehr erinnert die Nachbarschaft höflich daran, warum diese Stelle frei bleiben muss.
Die Schilder hängen auf Augenhöhe von Autofahrern und Lieferdiensten. Deshalb werden sie wahrgenommen, noch bevor jemand einparkt. Zudem sind die neuen Versionen laminiert und damit witterungsfest. Weil der Ton freundlich bleibt, fühlen sich Verkehrsteilnehmer eher mitgenommen als gemaßregelt. Genau dieses Zusammenspiel aus Sichtbarkeit, Verständlichkeit und Tonfall sorgt erfahrungsgemäß dafür, dass Regeln wieder beachtet werden.
Nach Angaben aus der Nachbarschaft hängen die ersten Schilder seit rund drei Monaten. Seitdem bleibt die markierte Stelle frei. Rollstuhlnutzende sowie Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit Rollator können den Übergang problemlos und sicher passieren. Bemerkenswert ist, dass dies tagsüber ebenso funktioniert wie in den späten Abendstunden. Außerdem melden Anwohner viele positive Rückmeldungen aus dem Umfeld. Offenbar stärkt die Initiative das Verständnis dafür, warum Barrierefreiheit im Alltag zählt.
Weil die Idee im Kern simpel und kostengünstig ist, soll sie auf weitere Engstellen im Kreuzviertel übertragen werden. Genannt werden unter anderem Bereiche rund um Kettelerstraße und Coerdestraße. Dort ist die Lage ähnlich: wenig Platz, viel Parkdruck und zugleich wichtige Querungen. Wenn weitere Nachbarn mitziehen, könnten bald mehrere Übergänge im Viertel dauerhaft frei bleiben.
Langfristig reicht Eigeninitiative allein nicht aus. Deshalb wünschen sich Anwohner ergänzende Maßnahmen der Stadt. Denkbar sind bodennahe Markierungen, klar erkennbare Schraffuren, zusätzliche Sperrpfosten an neuralgischen Punkten sowie häufigere Kontrollen des Ordnungsamts. Außerdem ließen sich an stark betroffenen Ecken die Sichtdreiecke konsequent freihalten. Dadurch würden nicht nur Übergänge barrierefrei, sondern auch Kreuzungen übersichtlicher. All das verbessert Sicherheit – und zwar ohne hohe Baukosten.
Wichtig ist zudem der Blick ins Regelwerk. Nach § 12 StVO ist das Parken vor und auf abgesenkten Bordsteinen verboten. Außerdem gilt an Einmündungen und Kreuzungen ein Mindestabstand, damit Sicht und Bewegungsflächen frei bleiben. Wer trotzdem dort parkt, riskiert ein Bußgeld und behindert andere. Mit freundlichen Hinweisen lässt sich das zwar oft verhindern. Dennoch bleiben klare Regeln und Kontrollen entscheidend, damit Barrierefreiheit nicht von Zufällen abhängt.
Die Mischung aus dichtem Parken, schmalen Gehwegen und zugeparkten Absenkungen findet sich nicht nur im Kreuzviertel. Auch in anderen Stadtteilen sowie in vielen Orten im Münsterland entstehen ähnliche Konflikte. Gerade deshalb lohnt es sich, erfolgreiche Lösungen zu teilen, niedrigschwellige Ansätze zu testen und die Verwaltung früh einzubinden. So wächst Schritt für Schritt die Barrierefreiheit in der ganzen Region – und alle profitieren.