
Münster. Die geplante Verleihung des Westfälischen Friedenspreises 2026 an die Nato sorgt für deutliche Kritik seitens der katholischen Friedensbewegung Pax Christi im Bistum Münster. In einem Offenen Brief äußerte der Verband scharfe Bedenken gegen die Entscheidung der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL), die den Preis im Historischen Rathaus von Münster vergibt. Nach übereinstimmenden Medienberichten sieht Pax Christi in der Ehrung des Militärbündnisses einen Widerspruch zum ursprünglichen Gedanken des Westfälischen Friedens, der 1648 in Münster und Osnabrück den Dreißigjährigen Krieg beendete.
Der Verband Pax Christi bemängelt, dass die Nato für eine Politik stehe, die auf Abschreckung und Aufrüstung setze, statt Konflikte durch Diplomatie und Abrüstung zu lösen. Nach Ansicht der Friedensbewegung werde mit der geplanten Preisvergabe ein Signal gesetzt, das im Gegensatz zu den historischen Werten des Friedens von Münster stehe. Die Entscheidung der WWL, das transatlantische Bündnis zu ehren, sei daher aus Sicht der Kritiker nicht nachvollziehbar.
Neben der Nato soll auch die kirchennahe Jugendorganisation „SocioMovens“ einen Preis erhalten. Diese wurde laut Veranstaltern ausgewählt, um das Engagement junger Menschen für Solidarität und soziale Verantwortung hervorzuheben. Für Pax Christi bleibt jedoch der Fokus auf dem Militärbündnis ausschlaggebend und problematisch, da dieser ihrer Ansicht nach den Friedensgedanken konterkariere.
Der Westfälische Friedenspreis wird alle zwei Jahre von der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe verliehen. Er erinnert an die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens von 1648 und ist mit insgesamt 100.000 Euro dotiert. Frühere Preisträger waren unter anderem der tschechische Staatspräsident Václav Havel, der ehemalige Uno-Generalsekretär Kofi Annan, Altbundeskanzler Helmut Schmidt sowie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Für 2026 ist der genaue Termin der Verleihung noch offen. Bereits jetzt sorgt die Entscheidung für Diskussionen über die Rolle von Militärbündnissen im Kontext von Friedenspreisen – und über die Frage, wie weit politische Symbolik in Münster gehen darf.