
Nur wenige Tage nach dem Abbruch ihrer Versammlung kündigt die Neonazi-Szene erneut eine Demonstration in Münster an. Am Samstag, den 19. Juli, will sich die Gruppierung, die sich bei Telegram „Heimat Dortmund“ nennt, abermals am Berliner Platz versammeln – als direkte Reaktion auf die polizeilichen Maßnahmen vom vergangenen Wochenende.
Am vergangenen Samstag (6. Juli) hatte die Polizei eine geplante Versammlung der rechten Szene in Münster unterbunden. Grund war ein nach Einschätzung der Einsatzleitung „paramilitärisches Auftreten“. Die Teilnehmer waren in einheitlich schwarzer Kleidung erschienen, bewegten sich in geschlossenen Formationen und folgten einem klar strukturierten Ablauf. Die Polizei wertete dies als Verstoß gegen das Versammlungsrecht und ließ die Demonstration nicht zu. Es kam zu Personalienfeststellungen, Widerstand blieb aus.
Die rechte Szene kritisiert das Einschreiten scharf. In einem auf Telegram verbreiteten Statement bezeichnet die Szene-Anwältin Ariane Meise das Vorgehen als „Polizeiwillkür“ und „Repression“. Der Kanal „Heimat Dortmund“ spricht von einem „untergehenden System“, das Ordnung und Disziplin unterdrücke – und kündigt eine „Antwort“ an.
In einer Mitteilung vom 08.07.2025 ruft die Gruppierung nun zur nächsten Versammlung am 19. Juli um 14 Uhr auf dem Berliner Platz auf. Die Veranstaltung wird als „Solidaritäts-Demonstration“ gegen angebliche „Polizeischikanen“ und „staatliche Willkür“ inszeniert. Unter dem Slogan „Kein Verbot stoppt Schwarz-Weiß-Rot“ will man sich erneut in Münster versammeln. Die Mobilisierung erfolgt unter anderem durch den sogenannten „Freundeskreis Siegfried Borchardt“ – benannt nach einem verstorbenen Dortmunder Neonazi.
Die Sprache der Ankündigung ist bewusst martialisch. Man wolle der „Repression die Stirn bieten“ und kündigt an, trotz des polizeilichen Einschreitens erneut Flagge zu zeigen. Im Mittelpunkt stehen laut Szene nicht nur politische Botschaften, sondern auch das demonstrative Auftreten: schwarze Kleidung, Disziplin, geschlossenes Marschieren – ein Bild, das bewusst an frühere nationalsozialistische Aufzüge erinnert.
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Bislang hat sich die Polizei Münster zur angekündigten Demonstration nicht offiziell geäußert. Auch eine Einschätzung der Stadtverwaltung steht noch aus. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Behörden die Mobilisierung genau beobachten. Bereits bei der Versammlung am 6. Juli war das Ordnungsamt involviert und hatte aufgrund der Einschätzung der Polizei das Verbot ausgesprochen.
Fachleute für Rechtsextremismus sehen in der erneuten Ankündigung eine typische Strategie. Die rechte Szene versucht mit Wiederholungsaktionen, Eskalationen bewusst herbeizuführen oder mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Der Begriff „paramilitärisch“ wird dabei gezielt verharmlost und umgedeutet. In den sozialen Medien wird ein Narrativ aufgebaut, das die Polizei als willkürlich darstellt und die Demonstrierenden als Opfer eines repressiven Systems inszeniert.
Dabei stellt sich die Szene klar gegen die demokratische Grundordnung. Die Verwendung von Symbolik, Sprache und Rhetorik deutet auf ein geschlossenes ideologisches Weltbild hin, das mit demokratischen Werten kaum vereinbar ist.