Streit um Schulneubau in Münster: Architekten legen Beschwerde gegen Vergabeverfahren ein

Ratssitzung im Festsaal des Rathauses
Foto: Erich Westendarp

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Beim geplanten Neubau der Gesamtschule Angelmodde steht die Stadt Münster in der Kritik: Sie will das Bauprojekt nicht über einen klassischen Architektenwettbewerb, sondern über ein Verfahren nach der Vergabeverordnung (VgV) ausschreiben. Das sorgt in der regionalen Architektenschaft für erheblichen Unmut. Mehrere Berufsverbände haben sich zusammengeschlossen, um rechtlich gegen das Vorgehen der Stadt vorzugehen.

Nach übereinstimmenden Medienberichten haben die Ortsgruppe des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA Münster-Münsterland), der Bund Deutscher Baumeister (BDB) und der Münsterländische Architekten- und Ingenieurverein (MAIV) eine Kommunalaufsichtsbeschwerde bei der Bezirksregierung Münster eingereicht. Sie sehen in der geplanten Vergabe ohne Wettbewerb einen Bruch mit etablierten Qualitätsstandards im öffentlichen Bauen und warnen vor langfristigen Folgen für die Architekturlandschaft in Münster.

Kritik an fehlender Transparenz und Nachteilen für kleinere Büros

Die Stadt Münster begründet ihren Kurs mit dem Ziel, Kosten zu senken und Planungsverfahren zu beschleunigen. Wettbewerbe, so die Verwaltung, führten häufig zu zeitlichen Verzögerungen und höheren Ausgaben, da Fachplanungsleistungen erst später integriert werden könnten. Zudem bestehe die Gefahr, dass im Wettbewerb Entwürfe entstehen, die das vorgesehene Budget übersteigen.

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Die Berufsverbände halten diese Argumentation für unzureichend. Sie verweisen darauf, dass Wettbewerbe ein wichtiges Instrument zur Sicherung von Bauqualität seien und allen Planungsbüros – auch kleineren und jungen – faire Chancen eröffneten. Ein Verzicht auf diesen Weg führe dagegen dazu, dass künftig vor allem große Unternehmen den Zuschlag erhielten. Nach Auffassung der Verbände hätte die Stadt zudem konkret begründen müssen, warum im Fall der neuen Gesamtschule Angelmodde von einem Wettbewerb abgesehen werde.

Rechtliche Schritte und Signalwirkung über Münster hinaus

Die Beschwerde der Architektenverbände richtet sich an die Bezirksregierung Münster als Aufsichtsbehörde. Sie soll prüfen, ob das Vorgehen der Stadt mit den gesetzlichen Vorgaben zur öffentlichen Auftragsvergabe vereinbar ist. Nach Einschätzung der Verbände handelt es sich nicht um einen Einzelfall: Auch in anderen Städten Nordrhein-Westfalens sei zu beobachten, dass Kommunen zunehmend auf Wettbewerbe verzichten.

In Münster verweisen die Verantwortlichen auf negative Erfahrungen mit überteuerten Bauprojekten – etwa bei der York-Grundschule in Gremmendorf, deren Kosten weit über den ursprünglichen Planungen lagen. Mit dem VgV-Verfahren soll künftig eine engere Kostenkontrolle möglich werden. Die Architekten sehen darin jedoch ein falsches Signal. Sie betonen, dass auch Wettbewerbe wirtschaftlich gestaltet werden könnten, wenn die Aufgabenstellung präzise definiert und die Fachplanungen frühzeitig einbezogen werden.

Neubau der Gesamtschule Angelmodde

Die neue Gesamtschule Angelmodde ist als vierte städtische Gesamtschule in Münster geplant. Sie soll auf dem Gelände des ehemaligen Westfalen-Industrieareals entstehen und Platz für mehrere Jahrgänge bieten. Der Neubau gilt als eines der zentralen Schulbauprojekte der kommenden Jahre. Wann die Entscheidung über die Zukunft des Vergabeverfahrens fällt, hängt nun von der Prüfung der Bezirksregierung ab.

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