
Münster. Ein Viertel aller weltweit verkauften Elektroautos fährt inzwischen auf europäischen Straßen. Doch die Energie für ihre Batteriezellen stammt zum Großteil aus Importen. Nur rund 6,8 Prozent werden aktuell in Europa selbst bereitgestellt. Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Simon Lux von der Universität Münster und der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) hat jetzt berechnet, welche Energiemengen künftig notwendig sein werden, wenn Europa seine Batterielieferketten unabhängiger gestalten will.
Demnach steigt der jährliche Energiebedarf für die Produktion von Batteriezellen von heute etwa 3,5 Terawattstunden (TWh) auf 250 TWh im Jahr 2050. Hinzu kommen 200 bis 250 TWh jährlich für das Laden von Elektrofahrzeugen und zum Ausgleich von Effizienzverlusten. Gleichzeitig könnten bis zu 90 TWh eingespart werden, da weniger Energie in die Förderung und Verarbeitung fossiler Brennstoffe fließt.
Um die Energieabhängigkeit zu verringern, ist eine starke Recyclinginfrastruktur entscheidend. Ab 2050 könnten in Europa jährlich rund 800 Gigawattstunden Batteriekapazität recycelt werden. Dadurch ließe sich der Energiebedarf der Batterieproduktion um bis zu 46 Prozent reduzieren. Derzeit befindet sich die Recyclingwirtschaft allerdings noch in einem frühen Entwicklungsstadium.
Prof. Lux betont, dass die Politik jetzt die Weichen stellen müsse: „Die Stärkung lokaler Batterielieferketten ist entscheidend, um die Energieabhängigkeit zu verringern. Sie erfordert jedoch gleichzeitig die Bereitstellung erheblicher Energiemengen in Europa.“
Die Studie basiert auf einer Lebenszyklusanalyse sowie einem eigens entwickelten Simulationsmodell an der Universität Münster. Mit der Fraunhofer FFB verfügt Münster über einen zentralen Standort der deutschen Batterieforschung. Die Ergebnisse zeigen: Neben technologischem Know-how braucht es auch massive Investitionen in erneuerbare Energien und Netzinfrastruktur, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen.
Elektromobilität und stationäre Energiespeicher gelten als Schlüssel für die Energiewende. Doch ohne eine nachhaltige Recyclingstrategie und den Ausbau erneuerbarer Energien wird Europa weiterhin abhängig von Importen bleiben. Für die Region Münster ist die Arbeit der Universität und der Fraunhofer FFB ein Beleg dafür, wie wichtig lokale Forschung für globale Zukunftsfragen ist.