
Münster. Die Virtual-Reality-Experience UNHOME sorgt seit einigen Monaten auch in Münster für Aufmerksamkeit. Das Projekt der Hamburger Sozialinitiative GoBanyo wurde hier bereits in Workshops und Bildungseinrichtungen vorgestellt, um Empathie und Verständnis für obdachlose Menschen zu fördern. Mit der immersiven VR-Erfahrung können Teilnehmende Schritt für Schritt nachempfinden, wie schnell der Weg von einem geregelten Alltag bis zum Leben auf der Straße verlaufen kann.
Die rund 15-minütige Simulation wurde mit der Unreal Engine entwickelt und läuft auf der Meta Quest-VR-Brille. UNHOME erzählt in vier Abschnitten – jeweils über unterschiedliche Tages- und Jahreszeiten hinweg – die Geschichte eines Menschen, der nach Jobverlust und Wohnungskündigung zunehmend den Halt verliert. Entwickelt wurde das Konzept, um gesellschaftliche Distanz abzubauen und ein stärkeres Bewusstsein für die Lebensrealität wohnungsloser Menschen zu schaffen.
In Münster ist UNHOME inzwischen Teil verschiedener Bildungsprojekte. Die FördiKo GmbH hat das VR-Erlebnis in ihre Workshops zur Sozialbildung integriert, auch andere Träger und Hochschulen nutzen es für Unterrichtseinheiten. So lässt sich das Thema Wohnungslosigkeit nicht nur theoretisch, sondern emotional erfahrbar vermitteln. GoBanyo bietet ergänzend UNHOME Education an – mit Unterrichtsmaterialien, Leitfäden und weiterführenden Inhalten für Schulen und soziale Einrichtungen.
Die Hamburger Organisation GoBanyo, die UNHOME initiiert hat, wurde 2018 von Dominik Bloh, Gülay Ulaş und Chris Poelmann gegründet. Bekannt wurde sie durch den sogenannten „Duschbus“, der wohnungslosen Menschen kostenlose Hygienemöglichkeiten bietet. Finanziert wurde das erste Fahrzeug über ein Crowdfunding, das über 160.000 Euro einbrachte. Für sein Engagement erhielt Dominik Bloh 2022 die Verdienstmedaille des Bundesverdienstkreuzes.
Das Projekt ist inzwischen frei im Meta Quest Store verfügbar und kann auch privat erlebt werden. Wer eine kompatible VR-Brille besitzt, kann UNHOME kostenlos herunterladen und das etwa 15-minütige Szenario zu Hause ausprobieren. Die Anwendung kommt ohne Controller aus und wird über einfache Handbewegungen gesteuert.
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GoBanyo betont, dass es sich bei UNHOME nicht um ein Spiel, sondern um ein Lernwerkzeug handelt. Ziel ist es, Verständnis zu schaffen, ohne zu schockieren. In Münster soll die Anwendung künftig weiter in Bildungsprojekten, Aktionswochen und kulturellen Formaten eingesetzt werden – um Bewusstsein zu schaffen für eine Lebenssituation, die oft übersehen wird.