
Münster. Wie kann ein Produkt künftig selbst Auskunft über seine Herkunft, Materialien oder Reparierbarkeit geben? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit eine Forschungskooperation der FH Münster und des Unternehmens Narravero. Gemeinsam erforschen die Partner, wie der sogenannte „Digitale Produktpass“ künftig gestaltet werden kann, also ein System, das jedem Produkt eine eigene digitale Identität verleiht.
Der Digitale Produktpass ist Teil einer EU-weiten Initiative, die Transparenz und Kreislaufwirtschaft in der Produktion stärken soll. Er dokumentiert Daten wie den CO₂-Fußabdruck, Materialzusammensetzung und Recyclingfähigkeit eines Produkts. „Wenn jedes Objekt eine eigene Datenspur trägt, kann Nachhaltigkeit auf eine neue, erlebbare Weise vermittelt werden“, heißt es von Narravero. Das Münsteraner Unternehmen zählt zu den Pionieren in diesem Feld und arbeitet daran, die technische Ebene mit einer emotionalen, verständlichen Kommunikation zu verbinden.
Im Rahmen des Projekts arbeiten Studierende der FH Münster unter Leitung von Professor Daniel Braun daran, wie sich Pflichtinformationen so gestalten lassen, dass sie für Verbraucherinnen und Verbraucher intuitiv erfassbar und zugleich ansprechend sind. Dabei geht es nicht nur um Benutzeroberflächen oder Typografie, sondern um die Frage, wie Daten Geschichten erzählen können, etwa wie eine Jeans ihre Herkunft dokumentiert oder ein Kosmetikprodukt seine Wiederverwendbarkeit kommuniziert.
Laut der beteiligten Forscherinnen und Forscher soll der Digitale Produktpass künftig mehr sein als eine technische Vorschrift. Er soll zur Plattform für nachhaltige Markenkommunikation werden. Damit, so die Projektbeteiligten, könnten Unternehmen den Wandel zur Kreislaufwirtschaft aktiver gestalten und Verbraucherinnen und Verbraucher stärker einbinden.
Das Projekt versteht sich zugleich als Beitrag zur kulturellen Transformation im Umgang mit Konsumgütern. Statt Nachhaltigkeit moralisch zu vermitteln, soll sie emotional und ästhetisch erfahrbar werden. Laut FH Münster gehe es darum, Verantwortung gestalterisch zu übersetzen: Produkte sollen künftig nicht nur funktionieren, sondern auch berühren und inspirieren.
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Mit dem Ansatz positioniert sich Münster als Standort für innovative Forschung im Bereich nachhaltiger Produktkommunikation. Die entwickelten Prototypen aus dem Projekt sollen zeigen, wie Daten, Gestaltung und Emotion zusammenfinden können, um Nachhaltigkeit greifbar zu machen – und wie Produkte im wahrsten Sinne des Wortes anfangen, zu sprechen.