
Münster/AI. Steigende Mieten, knapper Wohnraum und lange Wartelisten für Studierenden- oder Familienwohnungen: Der Wohnungsmarkt in Münster steht seit Jahren unter Druck. Für junge Menschen, Familien und Studierende wird es immer schwerer, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Kein Wunder also, dass die Wohnungspolitik im OB-Wahlkampf 2025 in Münster zu einem der zentralen Themen geworden ist. Besonders hitzig diskutiert wird dabei die Idee einer Netto-Null-Versiegelung, also der Vorgabe, dass jede neu bebaute Fläche an anderer Stelle entsiegelt werden muss. Während die Grünen darin einen wichtigen Schritt für nachhaltige Stadtentwicklung sehen, sprechen SPD und CDU von einem Bauhemmnis, das dringend benötigten Wohnraum blockiere. Vor diesem Hintergrund haben wir die Oberbürgermeister-Kandidatinnen und -Kandidaten gefragt, wie sie den Wohnungsmarkt in Münster entlasten wollen – und welche Lösungen sie insbesondere für junge Menschen, Studierende und Familien vorschlagen.
Ihre Positionen im Wortlaut:
Die Mieten in Münster steigen weiter, während viele junge Menschen, Familien und Studierende kaum noch eine bezahlbare Wohnung finden. Volt setzt auf eine neue Wohnraumoffensive: Wir setzen auf den Bau von jährlich 1.000 neuen Wohnungen, davon hunderten öffentlich Geförderten. Wir sichern Bauland durch städtisches Vorkaufsrecht und verhindern somit übermäßige Spekulation durch Investoren. Wir lassen den Bau eines neuen sozial-ökologischen Stadtteils prüfen und fördern Genossenschaften wie in Zürich über einen städtischen Fonds. Weiterhin setzen wir auf Mehrgenerationenhäuser, Tiny Houses und andere Wohnformen – organisiert durch eine städtische Koordinationsstelle. Weiterhin sorgen wir dafür, dass Wohnungen nicht länger unnötig leer stehen – mit einer Abgabe auf langfristigen Leerstand und einer digitalen Übersicht, die transparent macht, wo Wohnungen frei sind und zu welchen Preisen vermietet wird. So entsteht bezahlbarer Wohnraum – dauerhaft, gerecht und in öffentlicher Hand.
Die Ursachen des angespannten Wohnungsmarktes in Münster sind vielfältig. Dabei liegen einige davon außerhalb des Einflusses der Stadt, wie z.B. die exorbitanten Preissteigerungen der Baumaterialien oder die Zinspolitik. Dazu kommen die gestiegenen Ansprüche an den Wohnraum, hier vor allem an die Wohnfläche, und der demographische Wandel, der sich in naher Zukunft noch verstärken wird. Während die Anzahl der Singlehaushalte in der Vergangenheit stark zugenommen hat, nimmt auch die Anzahl älterer Menschen, die allein in ihrem Wohneigentum leben, immer weiter zu. Hier müssen wir neben dem Ausbau vorhandener Maßnahmen (Wohnen für Hilfe…) neue Anreize schaffen, den Wohnflächenbedarf des Einzelnen zu verringern. Dies könnte durch die verstärkte Förderung alternativer Wohnprojekte, wie z.B. generationsübergreifendes Wohnen oder gemeinschaftliche Wohnformen, sowie ein Förderprogramm zur Teilung vorhandenen Wohnraumes in kleinere Einheiten erfolgen. Ganz wesentlich für die Zukunft ist natürlich auch die Attraktivität der Stadt Münster als Wohnort. Allerdings sind wir dabei, diese Attraktivität zu verspielen. Die vorhandene Verkehrsinfrastruktur hat die Belastungsgrenze erreicht, der Ausbau der sozialen und Bildungsinfrastruktur ist teuer und bindet Mittel, die für die Entwicklung einer weiterhin lebenswerten Stadt fehlen. Die fortschreitende Flächenversiegelung verschärft die Problematik der überhitzten Stadt. Eher mittel- als langfristig müssen wir uns vom Gedanken ewigen Wachstums verabschieden und uns auf das Gemeinwohl fokussieren.
Ganz einfach ich würde das Thema zur Chefsache machen und die W+S zu einem Werkzeug ausbauen, dass viel mehr bezahlbare Wohnungen für den Wohnmarkt z. V. stellt. So dass die etwa 3000 Menschen mit WBS-Schein nach und nach pro Jahr Wohnangebote bekommen.
Ich, Roland Scholle, bin für äh, wie schreibt man das? Dass Alle in WGs wohnen, junge Menschen, Studierende und Familien. Ähm Ähm zum Beispiel wäre für Studierende durch das Zusammenleben mit Familien eine gewisse Sicherheit gegeben, weil die Familien sicher regelmäßige Mahlzeiten haben und so die Versorgung der Studierenden gewährleistet wäre. Der Vorteil bei einer WG aus jungen Menschen und Studierenden wäre der Bedarf an ausgiebigem Schlaf, wo sich beide Gruppen nicht im Wege stehen.
Indem wir den Wohnungsmarkt in Münster vor allem durch eine verbindliche Quote von mindestens 60% gefördertem Wohnraum bei Neubauten (in der Innenstadt 80%), Ausbau und Stärkung der kommunalen Wohnungsunternehmen, Bevorzugung von Genossenschaften und alternativen Wohnprojekten sowie eine verschärfte Mietpreisbremse und aktive Leerstandsbekämpfung entlasten. Zusätzlich setzte ich mich für den Ausbau öffentlicher Studierendenwohnheime, die konsequente Nutzung des städtischen Vorkaufsrechts und eine demokratische Weiterentwicklung der Wohnquartiere ein.
Um dem angespannten Wohnungsmarkt in Münster, insbesondere für junge Menschen, Studierende und Familien, zu begegnen, setzen wir auf mehrere Maßnahmen. Zunächst wollen wir mehr Wohnraum schaffen, indem wir neues Bauland bereitstellen und die Nachnutzung bestehender Flächen stärker beachten. Dabei ist es uns wichtig, die Gestaltungs- und Planungsprozesse zu beschleunigen, damit Projekte schneller umgesetzt werden können.
Eine Renaissance des Werkswohnungsbaus soll dazu beitragen, bezahlbaren Wohnraum zu sichern. Außerdem möchten wir einen Wohnungs-Hub entstehen lassen, der verschiedene Angebote bündelt und den Wohnungsmarkt flexibler macht. Für Auszubildende bauen wir spezielle Wohnheime, um ihnen den Start in Münster zu erleichtern.
All diese Vorhaben realisieren wir mit Unterstützung der Stadtentwicklungsgesellschaft. Die KonVoy GmbH wird dafür als neue Stadtentwicklungsgesellschaft entwickelt, die diese Projekte vorantreibt und Münster noch lebenswerter macht.
Als GRÜNE setzen wir uns für eine bezahlbare und nachhaltige Wohnungsversorgung für alle Menschen in Münster ein, denn Wohnen ist ein Grundrecht und darf kein Luxus sein. Dazu werden wir in den kommenden Jahren neuen Wohnraum schaffen, gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik voranbringen und den vorhandenen Raum besser nutzen. Wir setzen uns für den Erhalt der bestehenden, gemeinwohlorientierten Studierendenwohnheime sowie für den Bau von Wohnheimen für Auszubildende ein und wollen Unternehmen davon überzeugen, in Wohnungen für Mitarbeitende zu investieren. Außerdem ist es unser Ziel mehr größere Wohnungen explizit für Familien zu schaffen und vorzuhalten. Insbesondere in den neuen (Modell)quartieren muss die Schaffung von Wohnraum für Familien ein prioritäres Anliegen sein. Selbstverständlich werden wir darüber hinaus alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, dem extremen Druck auf dem Wohnungsmarkt mit den Folgen immer weiter steigender Mieten zu begegnen. Dazu bedarf es des konsequenten Einsatzes aller Instrumente, die Bund und Land den Kommunen zur Verfügung stellen. Die Wohnungslosigkeit in Münster wollen wir bis 2030 durch Präventionsmaßnahmen, quartiernahe Hilfen und den konsequenten Ausbau von „Housing First“-Angeboten drastisch senken.
Münster wächst und braucht deutlich mehr Wohnraum. Deshalb gilt für mich: Wir müssen jetzt bauen, und zwar zielgerichtet und zügig. Gerade Familien, Azubis und Studierende dürfen nicht länger das Nachsehen haben. Dafür müssen wir Planungsprozesse beschleunigen, unnötig hohe selbstgesetzte Baustandards abbauen, die ausgewiesenen Baugebiete endlich bebauen und noch mehr Flächen ausweisen. Wohnen darf in Münster kein Standortnachteil für Unternehmen und kein Ausschlusskriterium sein, um hier ein Zuhause zu finden – für niemanden.
Die aktuelle Debatte um die Netto-Null-Versiegelung zeigt exemplarisch, wie stark die Gegensätze in der Wohnungspolitik in Münster sind. Auf der einen Seite stehen Forderungen nach mehr Klimaschutz und nachhaltiger Stadtentwicklung, wie sie vor allem die Grünen, Volt, die Linke und die ÖDP vertreten. Auf der anderen Seite drängen SPD und CDU auf schnellen Wohnungsbau, um die steigenden Mieten abzufedern und den Druck auf Familien, Studierende und junge Menschen zu mindern. Die FDP wiederum setzt auf technologieoffene Lösungen, während die PARTEI das Thema satirisch zuspitzt. Klar wird: Zwischen dem sozialen Anspruch, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und der ökologischen Notwendigkeit, Bodenversiegelung einzudämmen, verlaufen tiefe Bruchlinien. An dieser Schnittstelle entscheidet sich im Wahljahr 2025, wie Münster künftig wachsen und zugleich lebenswert bleiben soll.