
Münster. Am 28. September 2025 entscheidet sich in Münster in der Stichwahl, wer das Amt des Oberbürgermeisters übernimmt. Eine der zentralen Fragen im Wahlkampf lautet: Wie kann Münster digitaler werden? Die beiden Kandidaten Tilman Fuchs (Grüne) und Dr. Georg Lunemann (CDU) haben dazu unterschiedliche Konzepte vorgelegt. Beide verfolgen das Ziel, Verwaltung und Bürgerservice zukunftsfähig zu machen, setzen dabei aber unterschiedliche Schwerpunkte.
Tilman Fuchs von den Grünen betont die Rolle einer zentralen Anwendung für die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgerschaft. „Die Verwaltung soll den Menschen dienen. Sie muss einfach erreichbar und hilfreich sein“, erklärt er. Für ihn ist eine Münster-App das Herzstück seiner Digitalstrategie.
Die App soll sämtliche städtischen Angebote bündeln – von Anmeldungen über Anträge bis hin zu aktuellen Informationen. „Bei Diensten, für die sich Einwohnerinnen und Einwohner authentifizieren müssen, soll eine einmalige Anmeldung ausreichen, sodass man sich nicht bei jedem Kontakt neu ausweisen muss“, so Fuchs.
Auch die digitale Teilhabe steht für Fuchs im Vordergrund. „Digitale Angebote sollen allen Menschen zugänglich sein – unabhängig von Alter, Einkommen, Sprache oder körperlichen Einschränkungen“, betont er. Geplant sind deshalb barrierefreie Webseiten und Apps, die leicht verständlich und nutzbar sind.
Bis Mitte 2026 soll die Stadt Münster eine Übersicht über die Barrierefreiheit ihrer Angebote vorlegen, die als Grundlage für weitere Maßnahmen dient. Parallel dazu will Fuchs den „digitalen Graben“ verkleinern. Menschen ohne technische Erfahrung sollen in Stadtteilbibliotheken und an der Volkshochschule kostenfrei Geräte nutzen können. Dort soll es auch geschützte Räume geben, um den Einstieg ins Digitale zu erleichtern.
Fuchs setzt zudem auf eine leistungsfähige Infrastruktur. Gemeinsam mit Bund, Land und den Stadtwerken will er erreichen, dass bis 2029 jedes Haus in Münster mit Glasfaser ausgestattet ist. Öffentliche Orte wie der Domplatz, Busse und Stadtteilzentren sollen mit kostenlosem WLAN ausgestattet werden.
Gleichzeitig macht Fuchs klar, dass analoge Angebote bestehen bleiben müssen: „Nicht jeder kann oder will alles online erledigen. Deshalb bleiben Bürgerämter und persönliche Beratungen unverzichtbar.“
Dr. Georg Lunemann legt seinen Schwerpunkt auf eine strukturierte Umsetzung der Digitalisierung. „Die Digitalisierung der Verwaltung muss konsequenter verfolgt werden“, fordert der CDU-Kandidat. Aus seiner Sicht bringt das nicht nur Vorteile für Bürgerinnen und Bürger, sondern entlastet auch die Beschäftigten in der Stadtverwaltung.
Lunemann will nutzerfreundliche Online-Dienste, eine stabile IT-Infrastruktur und schnellere Prozesse etablieren. Dabei setzt er auf eine neue Position in der Stadtverwaltung: „Die Rolle eines Chief Digital Officers kann koordinierend wirken – mit klarer Strategie, interdisziplinärer Kompetenz und dem Blick aufs große Ganze.“ Sein Ziel sei eine Verwaltung, die modern, bürgernah, effizient und jederzeit erreichbar ist.
Auch Lunemann betont die Bedeutung der digitalen Teilhabe. „Digitalisierung darf kein Luxus sein; sie muss im Alltag funktionieren“, erklärt er. Alle Menschen – unabhängig von Einkommen, Alter oder Wohnort – sollen Zugang zu den digitalen Angeboten der Stadt erhalten.
Dazu gehört für ihn ein flächendeckendes Glasfasernetz ebenso wie öffentliches WLAN. Zudem will er digitale Bildung ausbauen und smarte Lösungen im Verkehrsbereich fördern. So sollen Echtzeit-Apps Bürgerinnen und Bürgern helfen, Wege im Alltag effizienter zu planen. Als Vorbild nennt Lunemann europäische Städte wie Tallinn, die bereits eine Vorreiterrolle bei digitaler Verwaltung eingenommen haben.
Mit der Stichwahl am 28. September entscheiden die Münsteranerinnen und Münsteraner, welchen Weg ihre Stadt in der Digitalisierung einschlagen soll. Tilman Fuchs setzt mit seiner Münster-App auf ein zentrales digitales Werkzeug und barrierefreie Zugänge. Dr. Georg Lunemann will die Digitalisierung mit einer klaren Gesamtstrategie und einem Chief Digital Officer vorantreiben.