Anklage gegen Krypto-Queen Ruja Ignatova: Spur führt ins Münsterland

Ein Mann wollte Kinder kaufen – was dieser erschütternde Fall bedeutet und warum er erneut vor dem Landgericht Münster verhandelt wird.
Foto: Sang Hyun Cho

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Bielefeld. Die international gesuchte Krypto-Queen Ruja Ignatova steht erneut im Fokus der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat Anklage gegen die seit 2017 untergetauchte Unternehmerin erhoben. Im Zentrum steht die von ihr erfundene Kryptowährung „OneCoin“, die weltweit zehntausende Anleger täuschte und Milliardenverluste verursachte. Besonders brisant: Erste Hinweise auf den gigantischen Betrug kamen aus dem Münsterland – genauer gesagt von der Kreissparkasse Steinfurt.

Krypto-Queen Ruja Ignatova und das OneCoin-System

Ignatova, in Bulgarien geboren und in Deutschland aufgewachsen, präsentierte OneCoin als revolutionäre Kryptowährung. Tatsächlich fehlte eine echte Blockchain – das angebliche „Mining“ existierte nicht. Fachleute sprachen früh von einem Schneeballsystem. Trotzdem investierten Menschen aus aller Welt Milliardenbeträge.

Allein in Deutschland sollen zwischen Dezember 2015 und August 2016 über 17.000 Anleger rund 57 Millionen Euro verloren haben. Der weltweite Schaden wird auf mehrere Milliarden US-Dollar geschätzt.

Verdachtsmomente in Steinfurt als Auslöser

Den Stein ins Rollen brachte ein Vorfall im Münsterland: 2015 registrierte die Kreissparkasse Steinfurt auffällige Geldbewegungen. Rund 700 Überweisungen mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Millionen Euro weckten den Verdacht auf Geldwäsche. Die Bank meldete den Fall – und leitete damit umfassende Ermittlungen ein, die bis heute andauern.

Die Dimensionen des Verfahrens sind enorm: Die Hauptakte umfasst mehr als 12.000 Seiten, dazu kommen etwa 100 Stehordner mit Beweismaterial.

Flucht aus Athen und weltweite Fahndung

Ignatova verschwand zuletzt am 25. Oktober 2017 am Flughafen Athen. Seitdem fehlt jede Spur. Das FBI setzte eine Belohnung von fünf Millionen US-Dollar für Hinweise aus. Gerüchte um eine mögliche Ermordung im Umfeld der bulgarischen Unterwelt kursieren, sind aber nicht bestätigt.

Luxusleben und eingefrorene Millionen

Zur Sicherung von Vermögenswerten wurden etwa 20 Millionen Euro eingefroren – darunter Einnahmen aus dem Verkauf zweier Luxuswohnungen in London. Medien berichten zudem über Immobilien in Dubai und weitere Investments, die Teil ihres Netzwerks gewesen sein sollen.

Frühere Konflikte mit dem Gesetz

Schon vor OneCoin war Ruja Ignatova vor Gericht. 2012 erhielt sie in Deutschland wegen Insolvenzverschleppung eine Bewährungsstrafe. Ihr Bruder Konstantin Ignatov, der am OneCoin-System beteiligt war, wurde inzwischen in den USA verurteilt.

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