
Coesfeld. Der Fund eines verendeten Wildvogels hat weitreichende Folgen: Nachdem ein zwischen Lüdinghausen-Seppenrade und Dülmen aufgefundener Kranich positiv auf das hochpathogene Geflügelpestvirus getestet wurde, hat der Kreis Coesfeld umfassende Schutzmaßnahmen erlassen. Die Geflügelpest im Kreis Coesfeld rückt damit erneut in den Fokus der regionalen Tierseuchenbekämpfung. Der bestätigte Nachweis durch das Friedrich-Löffler-Institut und ein weiterer Verdachtsfall in einem Legehennenbetrieb verschärfen die Lage zusätzlich.
Nach dem positiven Befund ordnete der Kreis Coesfeld eine sofortige Aufstallungspflicht an. Betroffen sind Nordkirchen, Lüdinghausen, Olfen und das südlich der A43 gelegene Gebiet von Dülmen. Die Halter müssen ihr Geflügel nun in geschlossenen Ställen oder unter überdachten Vorrichtungen unterbringen. Ziel der Maßnahme ist es, jeglichen Kontakt zwischen Hausgeflügel und Wildvögeln zu verhindern, da gerade jetzt – während des Herbstzugs – viele Kraniche und Wasservögel eng beieinander rasten und so das Infektionsrisiko steigt. Zu den allgemeinen Regeln gehören außerdem unzugängliche Futterstellen und verstärkte Hygienemaßnahmen, wie sie deutschlandweit bei Ausbrüchen der Geflügelpest üblich sind.
Parallel zum Wildvogelbefund meldete ein Freiland-Legehennenbetrieb im Kreis einen Verdachtsfall. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt hat dort das aviäre Influenzavirus H5 nachgewiesen, die endgültige Bestätigung durch das Friedrich-Löffler-Institut steht noch aus. Ein solcher Parallelfall zeigt, wie schnell sich das Virus zwischen Wildvögeln und Nutztierbeständen bewegen kann.
Die Situation im Kreis Coesfeld reiht sich in eine Reihe aktueller Nachweise in der näheren Umgebung ein – darunter Fälle in der Grafschaft Bentheim und im Emsland. Diese Häufung ist typisch für die Jahreszeit: Zugvögel wie Kraniche, Gänse und Enten nutzen gemeinsame Rastplätze, was die Ausbreitung begünstigt. Infektionen bei Kranichen gelten in dieser Phase als häufiges Warnsignal für erhöhte Virusaktivität in der Population.
Obwohl das Risiko für die Bevölkerung laut Kreis Coesfeld, RKI und Stiko als gering gilt und in Deutschland bislang keine Übertragungen des aktuellen HPAI-Virus auf Menschen dokumentiert sind, empfehlen die Behörden einen aktuellen Impfschutz gegen die saisonale Influenza – insbesondere für Personen mit regelmäßigem Geflügelkontakt. Die Empfehlung hat einen wissenschaftlichen Hintergrund: Eine gleichzeitige Infektion mit menschlichem und aviärem Influenzavirus könnte in seltenen Fällen zur genetischen Neukombination führen. Weltweit wurden seit 2023 rund 2600 Infektionen mit aviären Influenzaviren registriert, zuletzt meldeten die USA einen ersten Fall von H5N5.