
Rietberg. Der traditionsreiche Hof Reinkemeier in Rietberg (Kreis Gütersloh) ist vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum „Denkmal des Monats November 2025“ ernannt worden. Das historische Bauernhaus zählt zu den ältesten erhaltenen bäuerlichen Anwesen der Region und gilt als architektonisches Zeugnis westfälischer Baukultur.
Errichtet wurde das dreischiffige Längsdielenhaus im Jahr 1733 von Johannes Reinkemeyer und seiner Frau Anna Kristina. Der Torbalken trägt das Datum 20. Juni 1733 – ein Hinweis auf die Fertigstellung des Wohn- und Wirtschaftsteils, der beide Funktionsbereiche unter einem Dach vereint. Seit 2025 steht das Gebäude offiziell unter Denkmalschutz.
Die Auszeichnung als Denkmal des Monats würdigt die besondere Bedeutung des Hofs für die westfälische Bau- und Kulturgeschichte. Aktuell wird das Gebäudeensemble von den heutigen Eigentümern mit Unterstützung der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen restauriert. Ziel ist es, die historische Substanz zu erhalten und das Anwesen wieder stärker in das Dorfleben zu integrieren.
Bei den Sanierungsarbeiten entdeckten Fachleute biedermeierzeitliche Raumausmalungen im Obergeschoss: stilisierte Distel- und Kreisornamente, ausgeführt in Schablonentechnik. Solche Funde geben wertvolle Einblicke in frühere Wohnkultur und handwerkliche Traditionen.
Im Kataster von Westerwiehe aus dem Jahr 1820 ist der Hof Reinkemeier in Rietberg als „Hof 108“ verzeichnet. Damals lebten dort drei Familien mit insgesamt mindestens elf Personen. Zum Besitz gehörten zwei Heuerlingshäuser – ein Hinweis auf die soziale Struktur der damaligen Landbevölkerung.
Auch spätere Umbauten erzählen vom Wandel der Landwirtschaft: 1892 erhielt der Wohntrakt einen Anbau für die Bürgermeisterei, 1929 kam ein Schweinestall hinzu. Diese Erweiterungen dokumentieren den Übergang von der reinen Landwirtschaft hin zu multifunktionalen Dorfzentren.
Der Hof Reinkemeier in Rietberg ist nicht nur ein architektonisches Relikt vergangener Jahrhunderte, sondern auch ein Symbol für den bewussten Umgang mit historischer Bausubstanz. Die Denkmalpflege in Westfalen-Lippe sieht in der Sanierung des Hofes ein Beispiel für nachhaltiges Bauen im Bestand – und für den kulturellen Wert solcher Projekte