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Kita Entwicklung im Münsterland 2025: Von der Knappheit zur Entspannung

Entdecken Sie die Hintergründe der Finanzkrise in den NRW-Kitas und wie die Landesregierung plant, mit einem Marathon aus Maßnahmen die Herausforderungen zu meistern. Die Kita-Schließung in Mecklenbeck sorgt für Unsicherheit bei Familien und Politik. Was die Stadt plant und wie es weitergehen kann. Gronau ist erschüttert: Im St. Antonius Kindergarten im Stadtwesten steht ein Erzieher unter dem schweren Verdacht des Kindesmissbrauchs.
Foto: Evgeni Tcherkasski

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Münster/Münsterland. Noch vor wenigen Jahren galt die Kita-Versorgung in vielen Kommunen des Münsterlands als angespannt. Lange Wartelisten, überbelegte Gruppen und hektisch gestartete Neubauten prägten das Bild. Im Jahr 2025 hat sich die Lage jedoch spürbar verändert: Die Nachfrage sinkt, vielerorts bleiben Plätze unbesetzt. Die Reaktionen der Kommunen reichen von Rückbau und Planungsstopp bis hin zu gezielten Investitionen in Qualität und flexible Strukturen.

Münster: Träger warnen vor Finanzierungslücken – Stadt meldet Überhang

In der Stadt Münster zeigt sich der neue Trend besonders deutlich. Laut Angaben der Stadt Münster standen zum Start des Kita-Jahres 2025/26 rund 300 freie U3-Plätze und etwa 430 freie Ü3-Plätze zur Verfügung. Gleichzeitig wurden rund 3.071 Plätze neu vergeben. In einigen Stadtteilen wie Kinderhaus oder Gremmendorf übersteigt das Angebot inzwischen die Nachfrage.

Das städtische Vergabetool Kita-Navigator funktioniert nach technischen Schwierigkeiten im Jahr 2023 inzwischen wieder stabil. Dennoch meldeten Wohlfahrtsverbände wie der Paritätische Gesamtverband im Frühjahr über 800 unbesetzte Plätze – was einige Träger aufgrund wegbrechender Refinanzierung unter Druck setzt. [Quelle: Paritätischer NRW]

Kreis Coesfeld: Engpässe in Senden, Neubauten in Dülmen

Im Kreis Coesfeld ist die Lage unterschiedlich: Während in Senden laut Gemeinde derzeit keine Plätze für das Kita-Jahr 2025/26 zur Verfügung stehen [stadt-senden.de], konnte in Nordkirchen allen angemeldeten Kindern ein Platz zugesichert werden. In Dülmen ersetzt der Neubau „Kita Dülmen-Nord“ seit Sommer 2025 eine Einrichtung am Fehrbelliner Platz, deren Betriebserlaubnis ausgelaufen war.

Kreis Warendorf: Hohe Auslastung, punktuelle Entspannung

Trotz eines insgesamt bedarfsgerechten Angebots im Kreis Warendorf bleibt die Auslastung hoch. Im laufenden Jahr 2024/25 wurden laut Kreisverwaltung 7.367 Plätze vergeben, darunter 1.899 U3- und 5.468 Ü3-Plätze sowie rund 300 Plätze in der Tagespflege [kreis-warendorf.de].

In Beckum werden bis 2026 vier neue Kitas mit insgesamt 360 Plätzen entstehen. In Telgte hingegen sind derzeit noch Plätze verfügbar – etwa bei der Einrichtung „KiKu Emspiraten“ [kinderzentren.de].

Kreis Borken: Strukturreformen statt neuer Kitas

Der Kreis Borken reagiert mit Strukturmaßnahmen auf rückläufige Geburtenzahlen. In Legden wurde eine Gruppe vorübergehend reduziert, der Außenstandort bleibt bestehen. In Velen hat sich die Lage zum ersten Mal seit Jahren entspannt – dennoch bleibt die Zahl zuziehender Familien aus Flüchtlingskontexten ein Unsicherheitsfaktor für die Planung. In Rhede listen Kirchengemeinden wie St. Gudula öffentlich verfügbare Platzkapazitäten, ein Beispiel für transparente Bedarfssteuerung.

Kreis Steinfurt: Von der Expansion zur Feinsteuerung

Der Kreis Steinfurt berichtet von einer allgemeinen Entspannung – etwa in der Stadt Steinfurt, wo die Stadtverwaltung laut [kirche-und-leben.de] betont, dass die Bedarfsentwicklung der letzten Jahre inzwischen abgeflacht ist. Auch Wettringen, Hörstel, Lienen und Rheine haben teils geplante Gruppenreduzierungen vorgenommen. In Greven signalisiert die Stadt über verschiedene Kanäle, dass alle angemeldeten Kinder 2025/26 versorgt werden konnten [STEP, Facebook].

Ursachen: Weniger Geburten, weniger Zuzug

Ein wesentlicher Faktor für die veränderte Nachfragesituation ist der demografische Wandel. Laut Information und Technik NRW kamen 2024 landesweit 152.688 Kinder zur Welt – das entspricht einem Rückgang von 1,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Geburtenziffer lag mit 1,39 Kindern je Frau auf dem niedrigsten Stand seit über einem Jahrzehnt. [Quelle: IT.NRW, 2025]

Beispiele wie Saerbeck verdeutlichen die Dynamik: Dort wurden 2023 nur 32 Kinder geboren – halb so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Bedarfsplanung wurde entsprechend angepasst. In Greven geht die Stadt von einer zusätzlichen Dämpfung durch geringere Bautätigkeit und sinkenden Zuzug aus. Auch in Orten wie Rosendahl hängt die weitere Entwicklung stark von geplanten Neubaugebieten ab.

Unterschiedliche Reaktionen: Rückbau, Qualitätssteigerung, Provisorien

Nicht alle Kommunen reagieren gleich: In Nottuln wird eine ursprünglich geplante neue Kita in Appelhülsen wegen sinkender Zahlen nicht realisiert. Auch die DRK-Kita wird dort 2026/27 auslaufen. In Laer, das laut IT.NRW mit einer Geburtenziffer von 2,07 den vierthöchsten Wert in NRW aufweist, wird dagegen ein temporäres Kita-Provisorium in einer umgebauten Kirche eingerichtet.

Die Stadt Coesfeld verfolgt laut eigenen Angaben die Strategie, Überbelegung gezielt abzubauen und ein mögliches Nachfragedefizit zur Qualitätssteigerung zu nutzen. [stadt-coesfeld.de]

Kitapolitik vor einem neuen Gleichgewicht

Der massive Ausbau von Kitaplätzen im Münsterland stößt 2025 auf eine veränderte Realität: Sinkende Geburtenzahlen und regionale Unterschiede in der Wohnentwicklung verändern die Rahmenbedingungen. Während einige Kommunen mit Engpässen umgehen müssen, passen andere ihre Kapazitäten zurück oder investieren in neue Qualität. Die Herausforderung liegt nun darin, bedarfsgerecht, flexibel und vorausschauend zu planen – ohne den Fehler früherer Überlastung zu wiederholen.

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