
Sassenberg. Beim Caravan-Hersteller LMC in Sassenberg droht ein umfangreicher Stellenabbau. Das Traditionsunternehmen reagiert damit auf die anhaltend schwache Marktlage in der Caravan-Branche. Nach übereinstimmenden Medienberichten wurde die Belegschaft zu Wochenbeginn über die geplanten Maßnahmen informiert. Demnach sollen rund 160 der derzeit rund 850 Arbeitsplätze wegfallen.
Grund für die Entscheidung ist die sinkende Nachfrage nach Wohnwagen und Wohnmobilen. Nach dem Boom in der Corona-Zeit ist der Markt deutlich eingebrochen, die Zulassungszahlen gehen seit Monaten zurück. Händler klagen über volle Stellplätze und sinkende Preise. Auch bei LMC stehen deshalb Anpassungen an. Die Produktion in Sassenberg soll verringert und die Fertigung stärker auf ertragsstarke Modellreihen konzentriert werden.
Die Gespräche mit dem Betriebsrat stehen am Anfang. Erst danach soll feststehen, welche Bereiche konkret betroffen sind und in welchem Umfang Stellen abgebaut werden. Nach Unternehmensangaben soll der Standort Sassenberg trotz der Kürzungen langfristig erhalten bleiben. Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Produktion flexibler aufzustellen.
Noch während der Pandemie konnte die Branche Rekordzahlen verzeichnen. Viele Menschen stiegen auf das mobile Reisen um, die Nachfrage nach Caravans und Wohnmobilen schoss in die Höhe. Hersteller wie LMC mussten damals zusätzliche Mitarbeiter einstellen, um die Bestellungen überhaupt abwickeln zu können.
Mittlerweile hat sich die Situation grundlegend verändert. Der Caravaning Industrie Verband (CIVD) meldet für 2025 einen deutlichen Rückgang bei den Neuzulassungen. Im September lagen sie rund 22 Prozent unter dem Vorjahreswert. Gleichzeitig sind die Händlerhöfe gut gefüllt, während Kaufinteresse und Preise sinken. Diese Entwicklung zwingt viele Hersteller, ihre Kapazitäten zu reduzieren.
Auch LMC, Teil der Erwin Hymer Group, kämpft mit dieser Entwicklung. Materialengpässe, hohe Lagerbestände und steigende Kosten belasten die Bilanz. Nach zwei positiven Geschäftsjahren erwartet das Unternehmen für 2025 ein schwächeres Ergebnis. Nur noch in zentrale Projekte wolle man investieren, heißt es.
Für die Region Warendorf ist LMC ein bedeutender Arbeitgeber. Viele Beschäftigte pendeln aus den umliegenden Städten und Gemeinden. Ein Stellenabbau in dieser Größenordnung dürfte also auch wirtschaftliche Folgen über Sassenberg hinaus haben.
Im Mittelpunkt stehen nun die Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Denkbar sind – wie in ähnlichen Fällen – Transfergesellschaften, Qualifizierungsprogramme oder interne Versetzungen innerhalb der Hymer-Gruppe, um Kündigungen möglichst zu vermeiden. Wann die Gespräche abgeschlossen sind und wie viele Arbeitsplätze tatsächlich entfallen, ist derzeit offen.
LMC betont, dass die geplanten Schritte notwendig seien, um das Unternehmen an die veränderten Marktbedingungen anzupassen. Die Hoffnung ist, dass sich der Markt mittelfristig wieder stabilisiert und Sassenberg als Produktionsstandort erhalten bleibt – mit einer kleineren, aber wettbewerbsfähigen Belegschaft.