
Sassendorf. Der schwere Stallbrand in einem Geflügelbetrieb in Sassenberg Füchtorf beschäftigt inzwischen nicht mehr nur Feuerwehr und Behörden vor Ort, sondern auch die Justiz in Münster. Bei dem Feuer am Donnerstagvormittag waren nach Medienangaben sämtliche rund 27.000 Hühner im Stall verendet. Der Dachstuhl des Gebäudes brannte vollständig aus, das Bauwerk galt als einsturzgefährdet und konnte zunächst nicht betreten werden. Die Feuerwehr war gegen 11.42 Uhr alarmiert worden und rückte mit einem Großaufgebot an, auch Wehren aus umliegenden Orten unterstützten den Einsatz. Menschen wurden bei dem Brand nicht verletzt, für die Tiere kam jedoch jede Hilfe zu spät.
Die Tierrechtsorganisation PETA hat nach eigenen Angaben am 18. November Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster gestellt. Nach Auffassung der Organisation hätte der Tod der Tiere verhindert oder zumindest deutlich verringert werden können, wenn der Brandschutz in dem Stall anders ausgelegt gewesen wäre. PETA verweist auf strukturelle Probleme und auf gesetzliche Vorgaben, die aus ihrer Sicht den Schutz der Tiere bei Bränden nicht ausreichend berücksichtigen. Die Staatsanwaltschaft Münster prüft nun den Vorgang. Eine erste Bewertung der Vorwürfe liegt noch nicht vor.
Mit der Anzeige knüpft PETA an Kritikpunkte an, die die Organisation seit Jahren öffentlich äußert. Aus ihrer Sicht sind die derzeitigen Brandschutzvorgaben für Ställe nicht darauf ausgelegt, die dort gehaltenen Tiere wirksam zu schützen. Gleichzeitig geht PETA davon aus, dass selbst die vorhandenen technischen und baulichen Anforderungen vielerorts nicht vollständig eingehalten werden. Nach Angaben der Organisation sterben jedes Jahr zehntausende Tiere in brennenden Ställen, weil Fluchtmöglichkeiten fehlen, automatische Sicherungseinrichtungen nicht vorhanden sind oder Löschmaßnahmen durch die bauliche Struktur erheblich erschwert werden. Auch im Fall in Sassenberg habe eine schwierige Löschwasserversorgung zusätzlichen Zeitverlust verursacht.
Über den konkreten Brand hinaus stellt PETA erneut die grundsätzliche Frage nach dem Umgang mit Nutztieren in der landwirtschaftlichen Produktion. Tiere, die zur Herstellung von Fleisch, Milch oder Eiern gehalten werden, würden aus Sicht der Organisation vor allem als wirtschaftliche Größe bewertet. Kommt es zu einem Brand, rücke deshalb meist der materielle Schaden in den Vordergrund, während die Dimension des Tierleids kaum Gewicht erhalte. PETA verbindet die Anzeige nach dem Stallbrand in Sassenberg daher mit einer breiteren Diskussion über Tierschutz, politische Verantwortung und den Umgang mit Tierbeständen im Münsterland und deutschlandweit.