
Es waren keine zehn Sekunden gespielt, da lag Preußen Münster bereits mit 0:1 gegen den Karlsruher SC zurück. Louey Ben Farhat nutzte einen Abwehrfehler von Niko Koulis eiskalt aus und versetzte die 12.422 Zuschauer im ausverkauften LVM-Preußenstadion in Schockstarre. Es war das zweitschnellste Gegentor in der laufenden Saison – ein herber Rückschlag für die Gastgeber, die sich viel vorgenommen hatten.
Der frühe Treffer spielte dem KSC in die Karten. Die Gäste übernahmen in der Anfangsphase die Kontrolle, waren griffiger in den Zweikämpfen und präsentierten sich offensiv deutlich zielstrebiger. Besonders Dženis Burnić bereitete den Preußen mit seiner Präsenz und Abschlussstärke immer wieder Probleme.
In der ersten halben Stunde konnte sich Münsters Torwart Johannes Schenk mehrfach auszeichnen. Ob aus der Distanz oder aus kurzer Entfernung – der Keeper hielt seine Mannschaft mit starken Paraden im Spiel. Der KSC hätte gut und gerne mit 2:0 oder 3:0 in Führung gehen können. Erst in der 35. Minute gelang den Preußen die erste nennenswerte Offensivaktion: Joshua Mees köpfte nach Flanke von Marc Lorenz, doch KSC-Torwart Weiß kratzte den Ball spektakulär aus dem Winkel.
Ab diesem Zeitpunkt wendete sich das Spielgeschehen. Der SCP gewann mehr Zweikämpfe, erhöhte den Ballbesitzanteil (am Ende 62,3 %) und spielte sich in der gegnerischen Hälfte fest. Zwar fehlte es zunächst noch an klaren Abschlüssen, doch die Körpersprache und das Selbstvertrauen stimmten. Trainer Sascha Hildmann reagierte zur zweiten Halbzeit mit mehreren Wechseln, unter anderem kam Sebastian Mrowca für den schwachen Koulis.
In der 72. Minute dann der große Moment: Nach einer Flanke von Lorenz wehrte Burnić den Ball im Strafraum mit dem Unterarm ab. Schiedsrichter Robin Braun sah sich die Szene am Monitor an – und entschied auf Handelfmeter für Preußen Münster.
Marc Lorenz, ehemaliger Spieler des KSC, trat an und verwandelte sicher – wie schon gegen Braunschweig über den Innenpfosten. Das 1:1 war zu diesem Zeitpunkt hochverdient und ließ das Stadion erbeben.
In der Schlussphase war Preußen Münster das aktivere Team. Der KSC wirkte verunsichert, zog sich tief zurück und lauerte nur noch auf Konter. Die Adlerträger hingegen wollten mehr und drängten auf das zweite Tor. Besonders Makridis, Amenyido und Kinsombi, die allesamt eingewechselt wurden, brachten frischen Wind ins Offensivspiel. Doch der letzte Pass oder Abschluss fehlte – und so blieb es beim leistungsgerechten 1:1-Unentschieden.
Nach dem Abpfiff wurde das Team von den Fans gefeiert. Die Zuschauer würdigten vor allem die kämpferische Leistung und den Charakter der Mannschaft. Trainer Sascha Hildmann zeigte sich zufrieden:
„Nach dem Schock in der ersten Minute war das heute ein echter Kraftakt. Die Jungs haben eine starke Reaktion gezeigt und sich diesen Punkt absolut verdient.“
Das 1:1 gegen den Karlsruher SC, der mit Ambitionen auf den Relegationsplatz angereist war, ist für Preußen Münster ein wichtiger Zähler im Kampf um den Klassenerhalt. Zwar konnte man Braunschweig nicht überholen, doch der Vorsprung auf Ulm wurde gehalten.
Die kommenden Spiele werden entscheidend – allen voran die Partie am nächsten Sonntag gegen den 1. FC Köln. Mit der heute gezeigten Moral ist der Klassenerhalt für den SCP weiterhin möglich.
Nach einem Katastrophenstart zeigte Preußen Münster eine kämpferisch wie spielerisch überzeugende Leistung. Das Remis gegen den Karlsruher SC ist nicht nur ein Punktgewinn, sondern auch ein emotionales Statement im Abstiegskampf. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie sich nicht aufgibt – auch nicht nach zehn Sekunden.