
Münster/Magdeburg. Wenn Preußen Münster am Sonntag (13.30 Uhr) beim 1. FC Magdeburg antritt, schwingt mehr mit als nur der nächste Punktkampf in der 2. Bundesliga. Das Duell erinnert an den spektakulären 5:0-Erfolg aus der vergangenen Saison – ein Spiel, das sich tief ins kollektive Gedächtnis der Preußenfans eingebrannt hat. Damals war der Sieg der Auftakt zu einer Aufholjagd, die mit dem Klassenerhalt endete. Nun steht Münster erneut an einem Scheidepunkt: Die Mannschaft will beweisen, dass sie auch unter erschwerten Bedingungen konkurrenzfähig bleibt.
Für Trainer Alexander Ende ist es die erste Reise nach Magdeburg in der Rolle des Chefcoachs. Er kennt die Bedeutung des Spiels und richtet den Blick klar nach vorne. Nach einer intensiven Woche, in der emotionale Rückschläge und taktische Feinarbeit dicht beieinander lagen, will der 40-Jährige mit seinem Team Haltung zeigen. Mehr als 1.500 Münsteraner Fans werden die Adlerträger begleiten und in der Avnet Arena für Rückhalt sorgen.
Beim 1. FC Magdeburg hat sich nach einem enttäuschenden Saisonstart einiges verändert. Nach nur einem Sieg aus den ersten acht Ligaspielen reagierte der Club und installierte ein Interimsduo an der Seitenlinie: Petrik Sander und Pascal Ibold, zuvor Trainer der U23, sollen das Team stabilisieren. Sander bringt Bundesliga-Erfahrung aus seiner Zeit bei Energie Cottbus mit, Ibold steht für den Anschluss an den eigenen Nachwuchs. Das erste Spiel unter neuer Leitung endete mit einem 0:0 in Darmstadt – defensiv solide, offensiv jedoch erneut glücklos.
Denn das größte Problem bleibt die Chancenverwertung: Mit nur sieben Toren bei 190 Torschüssen stellt Magdeburg derzeit den schwächsten Wert der Liga. Entsprechend liegt der Fokus im Training auf Effizienz und Tempo im Angriffsspiel. Für die Partie gegen Münster wollen die Gastgeber endlich wieder vor eigenem Publikum treffen – und den Abstand zur Abstiegszone vergrößern.
Die Preußen bereiten sich derweil auf einen Gegner vor, der trotz seiner Tabellenlage spielerisch stark bleibt. Ende sieht sein Team gefordert, das Zentrum kompakt zu halten, Umschaltmomente zu nutzen und Standards konsequent auszuspielen. Seine Marschroute bleibt klar: aktiv, mutig und strukturiert.
Die Herausforderung für Münster wird nicht nur taktischer Natur sein. Gleich elf Spieler fallen verletzungs- oder krankheitsbedingt aus – darunter wichtige Stützen wie Simon Scherder, Marvin Schulz, Joshua Mees und Antonio Tikvic. Scherder zog sich in der Trainingswoche einen Kreuzbandriss zu, eine Diagnose, die im Team für Betroffenheit sorgte. Auch Paul Jaeckel fehlt gesperrt, Lars Lokotsch fällt krank aus.
Trotz der langen Liste setzt Ende auf die Spieler, die zur Verfügung stehen – und auf die eigene Nachwuchsarbeit. Mehrere Talente aus der U23 rückten in dieser Woche ins Training der Profis auf. Sie sollen nicht nur Lücken schließen, sondern frische Energie einbringen. Der Trainer betont, dass Vertrauen und Geschlossenheit wichtiger seien als individuelle Namen. „Alle für Preußen“ ist das Leitmotiv, das im gesamten Verein spürbar ist.
Das Duell in Magdeburg hat damit gleich mehrere Ebenen. Für die Gastgeber bietet es die Chance, ihre neue Linie zu festigen. Für Münster ist es ein Gradmesser, wie stabil die Mannschaft trotz aller Rückschläge auftreten kann. Das 5:0 aus dem Vorjahr bleibt eine Erinnerung, die Kraft gibt – aber auch eine Verpflichtung.
Die Partie dürfte sich im Mittelfeld entscheiden: Wer dort das Tempo vorgibt, kontrolliert das Spiel. Münster will über kompakte Staffelung und schnelles Umschalten Akzente setzen, während Magdeburg auf Ballbesitz und frühes Pressing vertraut. Beide Trainer haben angekündigt, nicht zu spekulieren, sondern aktiv zu agieren.
Was sich daraus entwickelt, dürfte über mehr entscheiden als drei Punkte. Für Münster geht es auch darum, ein Signal zu setzen – an die Liga, an die Fans und an sich selbst: Dass Teamgeist, Struktur und Mentalität den Unterschied machen können.