Fall Zeynep bei Aktenzeichen XY: Neue Hoffnung in einem 39 Jahre alten Mordfall

Ortkern Neuenrade, Wohnort der damals fünfjährigen Zeynep
Petra Klawikowski, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Der Fall Zeynep bei Aktenzeichen XY beschäftigt die Ermittler seit fast vier Jahrzehnten. In der Nacht vom 14. auf den 15. November 1986 verschwand die fünfjährige Zeynep aus ihrem Zuhause in Neuenrade. Am Abend hatte ihr Vater sie wie gewohnt ins gemeinsame Kinderzimmer gebracht. Dort schlief sie mit ihren Geschwistern und nichts deutete darauf hin, dass diese Nacht anders verlaufen würde als viele zuvor. Als die Familie schlafen ging, herrschte im Haus die ruhige Alltagsatmosphäre eines Wohngebäudes am Rand einer kleinen Siedlung.

Am frühen Morgen klingelte der Wecker der Eltern. Als die Mutter nach den Kindern sah, fiel ihr sofort auf, dass Zeyneps Bett leer war. Die Suche begann unmittelbar in der Wohnung und setzte sich ohne Pause im Umfeld fort. Als klar wurde, dass die Familie die Tochter nicht finden konnte, rief sie die Polizei hinzu. Die beteiligten Beamten suchten gemeinsam mit Angehörigen in der unmittelbaren Umgebung. Nur etwa eine Stunde später entdeckten sie das Kind unweit des Wohnhauses. Der Fundort lag am Rand eines Waldstücks in unmittelbarer Nähe eines Weidezauns. Zeynep war durch mehrere Messerstiche im Hals tödlich verletzt worden. Bis heute ist nicht abschließend geklärt, warum das Kind in der Nacht das Haus verließ oder ob es im Treppenhaus oder im Keller einer Person begegnete. Die ersten Ermittlungen richteten sich auf den Bereich rund um das Wohnhaus und auf mögliche Kontaktpersonen. Schon früh wurde deutlich, dass dieser Fall viele offene Fragen hinterlässt und eine eindeutige Rekonstruktion der Abläufe in jener Nacht eine große Herausforderung darstellt.

Die erste Spurensuche und ihre Grenzen

Nach dem Fund des Kindes begann die Polizei sofort mit einer umfangreichen Spurensicherung. Dabei spielten zwei Gegenstände, die nur wenige Meter vom Fundort entfernt entdeckt wurden, eine zentrale Rolle. In einer Mülltonne lagen ein rotes Taschenmesser und ein Paar Motorradhandschuhe aus Kunstleder. Das Messer wird von den Ermittlern bis heute als mögliche Tatwaffe angesehen. Die Handschuhe könnten ebenfalls vom Täter stammen oder im Zusammenhang mit der Tat stehen. Ihre genaue Herkunft ließ sich jedoch nicht eindeutig klären. Bereits in den ersten Tagen entstand ein komplexes Bild aus vielen kleinen Hinweisen, die jedoch nur schwer miteinander zu verbinden waren.

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Die Beamten befragten zahlreiche Bewohner aus dem Haus und der unmittelbaren Umgebung. Viele konnten sich an kleine Details erinnern, doch die Erinnerungen waren oft ungenau oder widersprachen sich. Manche Zeugen fühlten sich unsicher, andere konnten den Ablauf der Nacht nicht mehr klar einordnen. Hinzu kam, dass Teile der Kleidung des Kindes fehlten und bis heute nicht gefunden wurden. Diese fehlenden Stücke erschwerten die Rekonstruktion zusätzlich. Die Polizei prüfte mehrere mögliche Szenarien, doch keiner der frühen Hinweise führte zu einer konkreten Person. Auch die kriminaltechnischen Möglichkeiten der damaligen Zeit setzten den Ermittlern enge Grenzen. Untersuchungen, die heute selbstverständlich sind, standen 1986 noch nicht zur Verfügung. Als die Jahre vergingen, rückte der Fall zwar nicht vollständig aus dem Fokus der Polizei, doch er blieb ungelöst und wurde schließlich zu einem der hartnäckigsten Fälle der Region.

Neue Ermittlungsansätze durch moderne Technik

Fast 40 Jahre nach der Tat hat die Polizei Hagen die Ermittlungen wieder intensiviert. Eine neu eingerichtete Mordkommission konzentriert sich vollständig auf den Fall. Die Beamten nutzen technische Möglichkeiten, die 1986 noch nicht existierten. Spuren werden heute mit Methoden untersucht, die selbst kleinste Fasern, organische Rückstände oder Abnutzungsspuren auswerten können. Viele der damals gesicherten Gegenstände befinden sich in einem Zustand, der eine erneute Analyse zulässt. Die Ermittler betonen, dass moderne Verfahren oft Erkenntnisse ermöglichen, die frühere Untersuchungen nicht liefern konnten.

Die Neubewertung der Spuren geht einher mit einer breiten strategischen Öffentlichkeitsarbeit. Ziel ist es, Menschen zu erreichen, die vor vielen Jahren in der Nähe lebten und möglicherweise Hinweise geben können. Damals schenkten viele bestimmten Beobachtungen wenig Bedeutung oder waren sich unsicher, ob ihre Erinnerungen relevant waren. Heute kann selbst eine scheinbar beiläufige Erinnerung wichtig werden. Die Polizei macht deutlich, dass Hinweise von Mitwissern oder Zeugen keine strafrechtlichen Folgen haben müssen, sofern sie nicht die eigentliche Tötung betreffen. Alle anderen Delikte, die im Zusammenhang mit dem Fall stehen könnten, wären nach so langer Zeit verjährt. Dadurch soll das Vertrauen gestärkt werden, dass jeder Hinweis ernst genommen und gleichzeitig sensibel behandelt wird. Die Kombination aus neuer Technik, neuer Struktur und neuer Offenheit gegenüber möglichen Zeugen bildet den Kern der aktuellen Ermittlungsstrategie.

Bundesweite Aufmerksamkeit durch Aktenzeichen XY

Der Fall Zeynep wurde bei Aktenzeichen XY am 26. November 2025 bundesweit vorgestellt. Die Sendung rekonstruierte den Ablauf der Nacht, zeigte das letzte bekannte Umfeld des Kindes und präsentierte die beiden zentralen Beweisstücke. Ein Vertreter der Polizei Hagen erklärte im Studio, welche Hinweise besonders wichtig wären und welche Beobachtungen das Puzzle der damaligen Nacht vervollständigen könnten. Ziel war es, Menschen in ganz Deutschland zu erreichen, die möglicherweise Verbindungen zu ehemaligen Bewohnern des Hauses oder zu Personen aus dem Umfeld des Kindes hatten.

Schon während der Ausstrahlung meldeten sich erste Zuschauer bei der Polizei. Mehrere Hinweise gingen ein, darunter einer, bei dem ein Zuschauer angab, die gezeigten Motorradhandschuhe wiedererkannt zu haben. In diesem Zusammenhang nannte er einen konkreten Namen. Die Ermittler prüfen diesen Hinweis, äußern sich jedoch nicht zu möglichen Verdächtigen. Die Verantwortlichen der Sendung betonen regelmäßig, dass gerade alte Fälle häufig durch Hinweise von Zuschauern eine neue Wendung erhalten. Viele Cold Cases wurden bereits gelöst, weil jemand erst Jahre später den Mut fand, sich zu melden. Für die Mordkommission bedeutet die erneute Ausstrahlung vor allem, dass neue Ansätze entstehen können.