Nach tödlichem Unfall: Eisbachwelle in München bleibt aus – Experten suchen nach Ursache

Nach dem tödlichen Unfall im Frühjahr ist Münchens Eisbachwelle verschwunden. Experten suchen nach der Ursache und einer Lösung.
Strubbl, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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München. Die berühmte Eisbachwelle im Englischen Garten ruht. Nur wenige Monate nach dem tödlichen Unfall einer Surferin bleibt die Welle, die als Wahrzeichen Münchens gilt, seit Ende Oktober aus. Stadtverwaltung, Wasserwirtschaftsamt und Surf-Community versuchen derzeit, die Ursachen zu verstehen – und einen Weg zu finden, wie das einzigartige Naturphänomen wieder in Gang kommen kann.

Tragischer Unfall im Frühjahr erschüttert die Surfszene

Im April war eine 33-jährige Frau beim Surfen an der Eisbachwelle tödlich verunglückt. Nach bisherigen Ermittlungen hatte sich ihre Sicherheitsleine unter Wasser verhakt, sodass sie nicht mehr auftauchen konnte. Der Vorfall löste in München große Betroffenheit aus und führte zu einer umfassenden Diskussion über die Sicherheitsbedingungen am Spot.

In der Folge reagierte die Stadt mit neuen Regelungen: Das Surfen ist seither nur noch zwischen 5.30 Uhr und 22 Uhr erlaubt, zudem müssen Surferinnen und Surfer spezielle selbstlösende Leash-Systeme verwenden. Auch eine neue Beleuchtung wurde installiert, um die Sicht im Bereich der Brücke zu verbessern.

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Welle bleibt nach Reinigung aus

Ende Oktober wurde der Eisbach wie jedes Jahr zur Reinigung kurzzeitig trockengelegt. Dabei entfernten städtische Mitarbeiter Sedimente und Pflanzenreste vom Bachgrund. Seitdem aber baut sich die stehende Welle nicht mehr auf – ein Phänomen, das selbst erfahrene Strömungsexperten überrascht.

Fachleute vermuten, dass sich durch die Reinigungsarbeiten das sensible Gleichgewicht der Wasserströmung verändert hat. Am Eisbach entsteht die surfbare Welle durch den sogenannten Wechselsprung: schnelles Wasser trifft auf langsamer fließendes und türmt sich zu einer stabilen Welle auf. Schon geringe Änderungen der Bachgeometrie oder des Wasserstands können dieses Gleichgewicht stören.

Stadt und Wasserwirtschaftsamt arbeiten an Lösung

Ein Runder Tisch mit Vertretern von Stadt, Wasserwirtschaftsamt und Surfervereinen berät derzeit über technische Maßnahmen. Erste Tests, bei denen der Wasserzufluss kurzzeitig erhöht wurde, blieben ohne Erfolg. Nun sollen Strömungsmessungen zeigen, ob sich die Tiefe oder Form des Bachbetts verändert hat. Auch die Steuerung angrenzender Wasserläufe – etwa des Schwabinger Bachs – wird geprüft, um den Wasserstand präziser zu regulieren.

Die Stadt betont, dass keine baulichen Veränderungen vorgenommen wurden. Die Ursachen seien weiterhin unklar, man arbeite aber eng mit Fachleuten und der Surf-Community zusammen.

Ein Wahrzeichen liegt still

Die Eisbachwelle zieht seit Jahrzehnten Surferinnen, Sportfans und Touristen aus aller Welt an. Sie gilt als Symbol für Münchens offene Stadtkultur – mitten im Englischen Garten, direkt neben dem Haus der Kunst. Ihr plötzliches Verschwinden hat deshalb nicht nur sportliche, sondern auch emotionale Bedeutung.

Wann sich die Welle wieder auftürmen wird, ist offen. Sicher ist nur: Die Diskussion über Sicherheit, Wasserbau und Verantwortung wird die Stadt noch länger begleiten.

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