
Der Streit zwischen Donald Trump und der BBC hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Während eines Fluges in der Präsidentenmaschine erklärte der US-Präsident gegenüber mitreisenden Reportern, er werde den britischen Sender „auf eine bis fünf Milliarden Dollar“ verklagen und die Klage „wahrscheinlich nächste Woche“ einreichen. Diese Aussage gilt als bisher deutlichste Eskalation der Auseinandersetzung. Trump kündigte zudem an, am Wochenende mit Premierminister Keir Starmer über den Fall sprechen zu wollen. Damit rückt die Affäre erneut in den internationalen Fokus, nachdem die Vorwürfe bereits seit mehreren Tagen politische wie mediale Debatten auslösen.
Parallel dazu hatten seine Anwälte der BBC zuvor eine Frist gesetzt, um die umstrittene Dokumentation zurückzunehmen, eine Entschuldigung abzugeben und eine Entschädigung zu zahlen. In der ersten juristischen Korrespondenz war von einer Forderung über rund eine Milliarde Dollar die Rede. Dass Trump den Betrag nun auf bis zu fünf Milliarden ausweitet und einen konkreten Zeitpunkt für die Klage nennt, zeigt die beschleunigte Dynamik des Falls und den wachsenden Druck auf den Sender.
Die BBC hat inzwischen schwere redaktionelle Fehler eingeräumt und interne Konsequenzen gezogen. Der Generaldirektor des Senders sowie die Nachrichtenchefin traten zurück; der Präsident der Rundfunkanstalt sprach von einer deutlichen Fehleinschätzung und kündigte umfassende interne Prüfungen an. Regierungsmitglieder in London betonen die Bedeutung einer unabhängigen BBC, verlangen aber zugleich eine transparente Aufarbeitung. Kulturministerin Lisa Nandy und Premierminister Keir Starmer stellten klar, dass die redaktionellen Abläufe überprüft werden müssen. Die Debatte fällt zudem in eine Phase, in der ohnehin über die zukünftige Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks diskutiert wird.
In Großbritannien wird der Fall inzwischen als eine der größten journalistischen Krisen des Senders seit Jahren eingeordnet. Ein durchgestochenes internes Memo eines früheren Beraters, das strukturelle Voreingenommenheit kritisierte, verschärfte die Diskussion zusätzlich. Die BBC prüft derzeit mehrere weitere Beiträge, darunter eine ältere Ausgabe des Nachrichtenmagazins Newsnight, in der ebenfalls Ausschnitte aus Trumps Rede fragwürdig bearbeitet worden sein sollen.
Die Auseinandersetzung geht auf eine Folge des bekannten Politmagazins Panorama zurück, die kurz vor der US-Wahl 2024 ausgestrahlt wurde. In der Dokumentation wurden Teile von Trumps Rede am 6. Januar 2021 in einer Weise zusammengeschnitten, die laut BBC später einen unzutreffenden Eindruck vermittelte. Die gezeigten Aussagen stammten aus unterschiedlichen Abschnitten der mehr als einstündigen Rede, lagen zeitlich jedoch weit auseinander. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Schnittfolge den Eindruck eines unmittelbaren Aufrufs zu Gewalt erzeugen konnte.
Panorama ist eines der einflussreichsten politischen TV-Formate Großbritanniens, was der Ausstrahlung kurz vor der Wahl besonderes Gewicht verlieh. Berichten zufolge befasste sich die Folge zudem mit der Frage, ob Trump vor der Wahl eine „zweite Chance“ erhalten würde, was die politische Sensibilität des Beitrags weiter erhöhte. Der Sender erklärte später, die Episode werde nicht erneut ausgestrahlt.
Juristische Fachleute weisen darauf hin, dass Schadensersatzsummen in britischen Verleumdungsverfahren üblicherweise deutlich niedriger liegen – häufig im Bereich von bis zu rund 100.000 Dollar – und dass bei derartigen Fällen Fristen eine entscheidende Rolle spielen können. Daher zweifeln Beobachter, ob eine Klage über mehrere Milliarden Dollar im Vereinigten Königreich realistische Chancen hätte. Möglich wäre ein Verfahren in den USA, etwa an Trumps Wohnsitz in Florida, wo andere Regeln gelten.
Der aktuelle Fall reiht sich in eine Serie weiterer Konflikte ein, die Trump in den vergangenen Jahren mit Medienunternehmen geführt hat. Dazu gehören Auseinandersetzungen mit TV-Sendern, Social-Media-Konzernen und ein prominenter Streit mit CBS/Paramount nach einem umstrittenen Interview in der Sendung 60 Minutes. Einige dieser Verfahren endeten in Vergleichen, andere wurden nicht weiterverfolgt. Der nun eskalierte BBC-Fall ist jedoch aufgrund der politischen Tragweite und der redaktionellen Fehler des öffentlich-rechtlichen Senders besonders brisant.