
In Istanbul sorgt ein weiterer mysteriöser Todesfall eines deutschen Touristen für erhebliche Aufmerksamkeit. Der Mann war Anfang der Woche im Stadtteil Fatih angekommen und zwei Tage später unter dramatischen Umständen gestorben. Die Ermittler prüfen nun, ob sein Tod in Verbindung mit anderen gesundheitlichen Zwischenfällen in derselben Gegend stehen könnte – darunter der Fall der Hamburger Familie, deren Todesursache inzwischen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine chemische Vergiftung im Hotel zurückgeführt wird.
Der neu gemeldete Fall betrifft einen deutsch-türkischen Unternehmer, der am Montag in Istanbul ein Hotelzimmer im Viertel Fatih bezogen hatte. Bereits nach der ersten Übernachtung verschlechterte sich sein Zustand rapide. Er litt unter Atemnot, starkem Schwitzen und massiven Kreislaufproblemen. Trotz schneller Krankenhauseinlieferung konnte der Mann nicht gerettet werden. Welche Ursache hinter dem plötzlichen Gesundheitsversagen steckt, ist weiterhin unklar. Ermittler konzentrieren sich jedoch besonders auf die Parallelen zum Fall der Hamburger Familie, da beide Hotels nur wenige hundert Meter voneinander entfernt liegen.
Im Hotel der Hamburger Familie war am 11. November eine Schädlingsbekämpfung durchgeführt worden. Dabei soll nach bisherigen Erkenntnissen ein Mittel zum Einsatz gekommen sein, das sich in ein hochgiftiges Gas verwandeln kann. Die Behörden untersuchen, ob sich dieses Gas über Lüftungsschächte oder bauliche Schwachstellen im Gebäude verbreitet haben könnte. In diesem Zusammenhang wurde der ausführende Schädlingsbekämpfer festgenommen. Mehreren Medien zufolge soll er nicht im Besitz der erforderlichen Lizenz für den Umgang mit dem eingesetzten Stoff gewesen sein.
Die jüngsten Entwicklungen haben dazu geführt, dass auch andere Fälle im gleichen Stadtteil Fatih neu bewertet werden. Dazu gehören zwei niederländische Schwestern, die Anfang der Woche mit schweren Magen-Darm-Beschwerden ins Krankenhaus gebracht wurden, sowie der Tod zweier niederländischer Teenager im Sommer, die in einem Hotel in der Nähe starben. Auch der Fall einer deutschen Erasmus-Studentin aus dem Jahr 2024 wird nach einem forensischen Bericht wieder untersucht. Das Gutachten deutet darauf hin, dass damals ein Pestizid im Wohngebäude freigesetzt wurde, das möglicherweise in die Etage der Studentin gelangte.
Trotz der auffälligen Häufung betonen Behörden und Ermittler, dass die Fälle bislang nicht eindeutig miteinander verknüpft werden können. Während die Hinweise auf eine chemische Vergiftung bei der Hamburger Familie sehr konkret sind, steht die toxikologische Analyse im jüngsten deutschen Todesfall noch aus. Ob dort ebenfalls ein chemischer Stoff eine Rolle spielte, werden erst Laborergebnisse zeigen. Die Ermittlungen erstrecken sich aktuell sowohl auf die Hotels als auch auf mögliche Fehler beim Einsatz von Schädlingsbekämpfungsstoffen.
Die wiederholten Vorfälle im Stadtteil Fatih haben in der türkischen Hotelbranche zu erhöhter Aufmerksamkeit geführt. Hoteliersverbände stehen in Kontakt mit den Behörden und kündigen strengere interne Kontrollen an. Auch deutsche Reiseveranstalter raten Gästen, bei auffälligen Gerüchen, anhaltendem Unwohlsein oder plötzlich auftretenden Atembeschwerden sofort die Unterkunft zu verlassen und medizinische Hilfe zu suchen. Eine generelle Reisewarnung gibt es jedoch nicht.
Der nun bekannt gewordene Tod des deutschen Touristen könnte eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob sich ein Muster erkennen lässt oder ob mehrere voneinander unabhängige Ereignisse zeitlich zusammenfallen. Erst die weiteren toxikologischen Erkenntnisse werden zeigen, ob auch hier ein Giftstoff eine Rolle spielte oder ob andere Ursachen infrage kommen. Klar ist jedoch: Die Ermittlungen in Fatih laufen auf Hochtouren, und weitere Ergebnisse werden in den kommenden Tagen erwartet.